Der Kölner Stadtrat wird in seiner nächsten Sitzung am 15. Juni über die Zukunft des Großmarkts beraten. Für einen neuen Standort in Köln-Marsdorf hat sich bislang kein Investor gefunden.
Diskussion im StadtratBleibt der Kölner Großmarkt doch bis 2028 in Raderberg?
Seit Anfang Mai dieses Jahres steht fest, dass eine Verlagerung des Großmarkts von Raderberg nach Marsdorf unter den bisherigen Voraussetzungen kaum möglich sein wird. Die Stadt will den Betrieb eines neuen Frischemarkts am westlichen Stadtrand an einen privaten Investor übergeben – am bisherigen Standort fungiert die Stadt hingegen selbst als Betreiber.
Eine europaweite Markterkundung verlief erfolglos. Es hatten sich zunächst nur wenige Interessenten gefunden, die dann auch sogleich wieder absprangen. Die Interessengemeinschaft Kölner Großmarkt sieht als Ursache für das Scheitern einen Ratsbeschluss von Grünen und CDU aus dem Dezember 2021. Damals wurde die Fläche des Frischemarkts zugunsten eines neuen Trainingsgeländes für den 1. FC Köln in Marsdorf deutlich verkleinert. Damit sei das Projekt unwirtschaftlich geworden, lautet die Kritik der Markthändler.
Der Betrieb in Raderberg ist allerdings nur noch bis Ende 2025 gesichert – das hatte der Stadtrat vor zwei Jahren beschlossen, um im Kölner Süden Platz für das neue Stadtviertel Parkstadt Süd zu schaffen. Nun wird die Zeit immer knapper, um noch eine Lösung zu finden, denn vor einem möglichen Umzug stehen die Planung und der Bau eines neuen Frischezentrums.
Alles zum Thema Bernd Petelkau
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Die Fraktionen von SPD, Linke, FDP und der Einzelmandatsträger Thor Zimmermann haben daher für die Ratssitzung am kommenden Donnerstag, 15. Juni, einen Antrag gestellt, um die Existenz des Großmarkts zu sichern. Der Stadtrat soll den Betrieb zunächst per Beschluss um drei weitere Jahre bis Ende 2028 verlängern. „Die Verlängerung endet mit einem gesonderten Beschluss des Rates der Stadt Köln zur Schließung des Betriebes am jetzigen Standort und dem nahtlosen Übergang in ein neues Frischezentrum“, heißt es in dem Antrag weiter.
Stadt Köln soll Pachtverträge mit Markthändlern verlängern
Die Stadt soll den bisher auf dem Großmarkt in Raderberg ansässigen Unternehmen außerdem ihre Pachtverträge verlängern – vorzugsweise bis zum Übergang in ein neues Frischezentrum. Die Verwaltung soll darüber hinaus einen Runden Tisch mit den Markthändlern, sämtlichen städtischen Fachämter, den Abfallwirtschaftsbetriebe (AWB) und der Rhein-Energie einrichten, um ungeklärte Probleme – wie etwa die mangelnde Sauberkeit und den Zustand der Toiletten – am bisherigen Standort zu lösen.
„Seit mittlerweile fast 30 Jahren versuchen Kölner Kommunalpolitik und Kölner Stadtverwaltung erfolglos einen neuen Standort für den Raderberger Großmarkt zu finden und mittlerweile auch neue Strukturen zu entwickeln“, heißt es im Antrag für die Ratssitzung. Auch der aktuelle Lösungsansatz – die Realisierung eines Frischezentrums in Marsdorf mit Hilfe eines privaten Betreibers – sei gescheitert.
„Damit rückt nicht nur eine zukunftsweisende Entwicklung wieder in weite Ferne, sondern auch das Schicksal des Raderberger Großmarkts und der dort engagiert arbeitenden Markthändler und ihrer Familien wird noch unsicherer“, heißt es weiter. Köln würde bei einer Schließung Ende 2025 ohne Ersatz an einem anderen Standort ein Handelsplatz für regional erzeugte landwirtschaftliche Produkte verloren gehen.
IG Kölner Großmarkt kündigt Demonstration auf Alter Markt an
Das Ratsbündnis aus Grünen, CDU und Volt hat am Montag unterschiedlich auf den Antrag der Ratsopposition reagiert. „Ob eine Verlängerung des Großmarktbetriebes in Raderberg über 2025 hinaus möglich ist, müsste genauestens geprüft werden“, sagte Grünen-Fraktionschefin Christiane Martin. Für die Grünen sei es wichtig, dass jetzt zügig an der Entwicklung eines neuen und modernen Frischezentrums gearbeitet werde.
„Wir beraten in unserer Fraktion sehr ernsthaft über den Antrag und wissen um die Anliegen der Akteure auf dem Großmarkt, die jetzt zeitnah Planungssicherheit benötigen“, sagt CDU-Fraktionschef Bernd Petelkau. Gleichwohl müsse man in Rücksicht auf die Entwicklung in der Parkstadt Süd mittelfristig zu einem Ende der bisherigen Nutzung kommen.
Volt teilte mit, sich bezüglich des Antrags noch im Entscheidungsfindungsprozess zu befinden. „Eine Verlängerung bis 2028 in Raderberg halten wir aktuell jedoch nicht für möglich“, sagte eine Sprecherin.
Die Interessengemeinschaft Kölner Großmarkt hat unterdessen angekündigt, vor der Ratssitzung am kommenden Donnerstag auf dem Alter Markt demonstrieren zu wollen. „Der Großmarkt ist nicht nur ein Absatzmarkt für die regionalen Erzeuger – der Großmarkt beliefert auch die Wochenmärkte, den ungebundenen Lebensmitteleinzelhandel, die Gastronomie, Großabnehmer und Kantinen“, heißt es im Aufruf für die angemeldete Kundgebung. Es handele sich um eine Institution der Daseinsvorsorge in Köln.