Köln – In Köln wird es jenseits der sieben bereits genehmigten Mehrklassen in diesem Jahr wohl keine weiteren geben - das hat Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) am Mittwoch im Schulausschuss des Landtages angekündigt. Angesichts der völlig überfüllten Kölner Gymnasien sei das „nicht verantwortbar“. „Da müssen nun andere Entscheidungen getroffen werden“, so die Ministerin wörtlich. Die Bezirksregierung, die diese Mehrklassen als obere Schulaufsicht genehmigen muss, habe angesichts des Fachraummangels erhebliche Zweifel geäußert, dass eine darüber hinaus gehende Anzahl an Mehrklassen gebildet werden könne.
Heißt: Die Stadt könnte dann erstmals nicht mehr allen Kölner Kindern einen Platz an einem Gymnasium in der Stadt anbieten.
Was das konkret bedeutet, rechnete die Ministerin vor: Ohne die Mehrklassen fehlten nach Angaben ihres Ministeriums in diesem Jahr an den Kölner Gymnasien 500 Schulplätze. Durch die Aufstockung der Klassengrößen auf 31 Schülerinnen und Schüler sowie besagte sieben Mehrklassen und zwei weitere an privaten Gymnasien konnten 400 Kinder versorgt werden. 100 Kölner Kinder steht aber immer noch ohne Schulplatz da. Diese Kinder müssen nun voraussichtlich jenseits der Stadtgrenze beschult werden.
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Gebauer empfahl der Stadt, Kontakt mit den Nachbarkommunen aufzunehmen, um mit ihnen die Möglichkeit von Beschulungsverträgen zu prüfen. Eine Verpflichtung dazu gebe es nicht, aber „Kirchturmspolitik” sei hier nicht angemessen. Gebauer bot an, dass das Land sich als Vermittler anbiete. Die Verantwortung liege aber bei der Stadt.
In den vergangenen Jahren hatte die Bezirksregierung für Köln immer wieder Mehrklassen genehmigt, weil es sonst nicht möglich gewesen wäre, allen angemeldeten Kindern einen Gymnasialplatz anzubieten. In Summe waren das in den letzten Jahren 120 Mehrklassen, für die die betreffenden Schulgebäude ursprünglich nicht ausgelegt waren. In anderen Kommunen diene das Mittel der kurzfristigen Abhilfe bei Engpässen. „In Köln ist das eine Dauerlösung“, sagte Gebauer.
Mehrklassen nur als Ausnahme sinnvoll
Mehrklassen seien aber nur als Ausnahme sinnvoll, weil sie zwar kurzfristig die Lage entspannen, aber in den höheren Klassen die Probleme massiv vergrößere. Schon jetzt gibt es in Kölner Schulen einen akuten Mangel an Fach- und Oberstufenräumen. Angesichts dieses Fachraummangels habe die Bezirksregierung Bedenken gehabt, weitere Mehrklassen zu genehmigen. Außerdem begründete Gebauer den Schritt damit, dass im Schuljahr 2026/27 der erste G9-Jahrgang ein Jahr länger in der Schule bleibt und gleichzeitig mehr als 4000 Fünftklässer nachrücken. Auch dies müsse bei den Kapazitäten im Blick gehalten werden.
Nicht zuletzt werde die Problematik dadurch verschärft, dass noch nicht absehbar ist, wie viele Schülerinnen und Schüler aus der Ukraine beschult werden müssen. Abgesehen von den Gesprächen mit Nachbarkommunen gebe es jetzt für die Stadt Köln nur eine Maßgabe: „Bauen, bauen, bauen oder andere Räume erschließen.“
Bezüglich des Anmeldeverfahrens kritisierte Gebauer, dass die Stadt die Option der Mehrfachanmeldungen öffentlich bekannt gegeben und beworben habe, obwohl dies nicht den Verwaltungsvorschriften entspreche. Es sei allerdings korrekt, dass die Entscheidung des Oberverwaltungsgerichts das Vorgehen ermöglicht habe.
Auf die Nachfrage des schulpolitischen Sprechers der SPD, Jochen Ott, kündigte sie an, dass in der nächsten Legislatur entschieden werden müsse, ob der rechtliche Rahmen für das Anmeldeverfahren angepasst werden sollte. Sprich: Ob das Verbot von Mehrfachanmeldungen nicht nur in der Verordnung, sondern auch im Schulgesetz verankert wird. Ott forderte darüber hinaus, dass zusätzliche Regelungen ins Schulgesetz aufgenommen werden müssten, die es den Schulleitungen anders als nur über die Geschwisterkindregelung und das Los ermögliche, eine rechtssichere Aufnahmeentscheidung zu treffen.
„Wenn weiter gelost wird, zerstören wir alle die Profile von Musik, über Sport und MINT, die sich die Schulen mit viel Aufwand gegeben haben. Durch das Los werden alle Profile egal.“ Auch hier stellte Gebauer in Aussicht, dass eine Veränderung der Aufnahmekriterien in einer Arbeitsgruppe erörtert werden soll. Sie betonte allerdings: „Diese Problematik gibt es in diesem Ausmaß in NRW nur in Köln.“