Was tun gegen rechte Parolen im Alltag? Die Inititative „Stammtischkämpfer*innen“ bieten Gesprächsstrategien an.
Glow Up Festival Cologne„Stammtischkämpfer*innen“ geben Workshops gegen rechte Parolen in Köln
Wie reagiere ich, wenn der Onkel beim Weihnachtsessen mal wieder auf „die Flüchtlinge“ schimpft? Theoretisch gibt es da viele Möglichkeiten. Position beziehen zum Beispiel. Sich Hilfe von anderen holen. Einfach aufstehen und gehen. Oder, noch besser, mit Fakten kontern: „Denkst du, dass 120 Millionen Menschen freiwillig auf der Flucht sind?“
Natürlich fallen einem die besten Antworten erst hinterher ein. Die „Stammtischkämpfer*innen“ wollen das ändern. Ihr Ziel: Menschen befähigen, rechten Parolen und Vorurteilen im Alltag schlagfertig zu begegnen. Dafür bieten sie Seminare an, unter anderem in Köln. Vom 18. bis 20. Oktober geben sie zwei Workshops im Rahmen des „Glow Up Cologne“-Festivals.
Firmen, Verbände, Gewerkschaften buchen Kurse
Birgit Sevenich arbeitet ehrenamtlich als Organisatorin und Seminarleiterin für die „Stammtischkämpfer*innen“ in Wuppertal, einer Initiative des Bündnisses „Aufstehen gegen Rassismus“. Sie erzählt, dass die Nachfrage wächst: „In diesem Jahr haben wir schon 360 Seminare gegeben – so viele wie in den letzten drei Jahren zusammen.“
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Seit fünf Jahren berät Sevenich Firmen, Gewerkschaften, Frauenverbände, Bildungswerke und Studierendenausschüsse. „Wer sich für einen Workshop interessiert, kann sich bei uns melden. Die einzige Voraussetzung ist, dass die Teilnehmenden freiwillig mitmachen möchten – sonst bringt es nichts“, betont sie.
Unter anderem deshalb waren die „Stammtischkämpfer*innen“ in Schulen bisher kaum vertreten, weil dort oft der Zwang zur Teilnahme bestehe. „Wir arbeiten aber an einem Konzept, um auch dort präsenter zu werden.“ Ein weiteres großes Thema ist laut Sevenich der Kampf gegen die rechte Hetze im Netz: „Hier stecken die Ideen zwar noch in den Kinderschuhen, aber sie werden gerade entwickelt.“
Das Ziel: Kleine Veränderungen im Alltag bewirken
Bei den Seminaren gehe es aber vor allem darum, kleine Veränderungen zu bewirken. „Wir möchten, dass die Teilnehmenden lernen, sich im Alltag gegen rechte und rassistische Parolen zu wehren – sei es an der Supermarktkasse, in der Familie oder am Arbeitsplatz.“ Dafür sei nicht nur ein starkes Selbstbewusstsein nötig, sondern auch die richtigen Gesprächsstrategien.
Selbst das hilft laut Sevenich nicht immer: „Manchmal ist es aber auch richtig, eine Situation einfach zu verlassen, weil manche Menschen stur auf ihrem Standpunkt verharren.“ Das kenne sie selbst von ihren Gesprächen an Infoständen der Initiative in Wuppertal.
Die Workshops im Rahmen des „Glow Up Cologne“-Festivals sind allerdings nur kurze Einheiten, quasi ein „Appetizer“ für die ausführlicheren Seminare. Das Festival bietet darüber hinaus einen Konzertabend in der Philharmonie, Ausstellungen, Angebote für Jugendliche, Lesungen, Filme und Diskussionsrunden.
„Glow Up Cologne“ als Antwort auf Rechtsextremismus
Oliver Gontram, einer der Vorsitzenden des Festivals, erzählt, dass das Festival eine Antwort auf den erstarkenden Rechtsextremismus sei: „Unsere Idee ist es, kleinere Initiativen vorzustellen und das Publikum dazu zu bringen, sich selbst zu hinterfragen: Was ist meine Rolle in der demokratischen Gesellschaft, und wie kann ich mich einbringen?“
Auf der Website www.glowup-cologne.de, die laufend aktualisiert wird, finden sich alle Termine mit den Veranstaltungsorten und Uhrzeiten. Tickets für einzelne Veranstaltungen gibt es online und in der Buchhandlung Blücherstraße. Die Workshops der „Stammtischkämpfer*innen“ finden Samstag, 12 Uhr, im Comedia-Theater und Sonntag, 15 Uhr, im Basement am Stadtgarten statt.