Am Flughafen Köln/Bonn sind am Montag nur wenige Menschen, fast alle Flüge von hier sind annulliert, wenige kommen an.
Köln-Bonner Airport„Aber nicht so“ – Was Reisende zum Streik am Flughafen sagen
Micha F. schlendert durch den Flughafen Köln/Bonn – er muss Zeit totschlagen. Über das Wochenende hat er seine Frau in Köln besucht, eigentlich wäre er am Montag mit dem Zug wieder nach Jena gefahren, da studiert er. Aber der Streik hat ihm einen Strich durch die Rechnung gemacht. Die Züge fahren nicht.
Zum Glück konnte er noch eine Mitfahrgelegenheit finden, die fährt vom Flughafen Köln/Bonn nach Jena. „Es gibt noch vier Mitfahrer, das wird kuschelig.“ Micha F. ist trotzdem gut gelaunt und hat Verständnis für die Streikenden: „Mich trifft es nicht so sehr, deshalb kann ich es vielleicht lockerer sehen als andere. Bei der aktuellen Lage, der Inflation, kann ich das gut nachvollziehen.“
Am Montag sind es nicht nur Straßenbahnen und Züge, die nicht fahren, auch die Flughäfen werden bestreikt – sowohl die Mitarbeitenden im Öffentlichen Dienst als auch die der Luftsicherheit an den Personal- und Warenkontrollen und Beschäftigte an den Passagierkontrollen legen die Arbeit nieder. 154 von 175 Passagierflüge in Köln/Bonn fallen nach Angaben des Flughafens am Montag aus, kaum ein Flugzeug startet, nur wenige landen in Köln.
Entsprechend ist der Flughafen verlassen, die Check-in-Schlangen sind leer, nur an den Tickettresen der Airlines sitzen wenige Mitarbeitende. Die meisten Menschen sitzen unten, da wo es zu den Fernbussen geht – die fahren nämlich noch.
Gut für Julie Papineau. Die Kanadierin hat eine Woche Urlaub in Köln gemacht und wollte am Montag mit der Bahn nach Straßburg weiterreisen. Nur durch Zufall hat sie von dem Streik erfahren und deshalb den Bus gebucht. „Es ist teuer aus Köln wegzukommen, aber es ist eine schöne Stadt!“, sagt sie lachend, den grünen Reiserucksack fest auf den Rücken geschnallt.
Auch Ufuk und seine Frau wurden von dem Streik überrascht: Sie wollten am Montag zurück nach Istanbul fliegen und haben erst am Flughafen gesehen, dass ihr Flug annulliert wurde. Sie hoffen auf einen Flug am Dienstag, müssen aber erstmal einen Weg zurück ins Hotel finden – ein Uber in die Stadt kostet rund 100 Euro, ein Taxi etwa 50 Euro. Ufuk habe prinzipiell Verständnis für den Streik, „aber nicht so“. Er könne nicht verstehen, warum alle öffentlichen Verkehrsmittel gleichzeitig bestreikt würden.
Gianni P. spaziert mit seiner Tochter ziellos durch den Flughafen, in 20 Minuten – um 10.37 Uhr – soll sein Sohn Francesco aus Porto landen. Es ist einer der wenigen Flüge, die planmäßig in Köln ankommen. Auch Giannis Cousin soll am Montag noch in Köln landen, er fliegt am Nachmittag aus Wien. Ob das klappt, ist am Vormittag noch nicht klar: Zwei der vier von Wien kommenden Flüge sind schon annulliert. Wütend ist Gianni deshalb nicht, „die brauchen alle ihr Geld“.
Auch Niklas Gideon hat Verständnis für die Streikenden. Aber: „Ich finde es ein bisschen schade, wie wenig Verständnis Leuten entgegengebracht wird, die sich auf die Straße kleben, weil der Planet in Gefahr ist. Und wie viel Verständnis Leute kriegen, die den ganzen Verkehr in Deutschland lahmlegen, weil sie mehr Geld haben wollen, wofür ich natürlich auch Verständnis habe.“ Gideon muss nach Freiburg, eine Mitfahrgelegenheit hat ihn aus Bochum zum Flughafen Köln/Bonn gebracht, von wo aus er einen Fernbus nimmt. Am Freitag habe er noch knapp eines der letzten Tickets buchen können.