Köln – Die Baumängel an der unzureichend befestigen Lärmschutzwand an der Autobahn 3 in Dellbrück, wo vor knapp zwei Wochen eine 66 Jahre alte Autofahrerin von einer herabfallenden Betonplatte erschlagen worden war, waren offenbar seit Jahren bekannt. Augenscheinlich waren insgesamt sieben Lärmschutzplatten aus Platzgründen bewusst mit geschweißten Winkeln improvisiert angebracht, wie der Landesbetrieb Straßen NRW am Mittwochabend mitteilte.
In dem Abnahmeprotokoll nach Vollendung der Bauarbeiten im Jahr 2008 sei die improvisierte Konstruktion als Mangel aufgeführt gewesen und nur unter dem Vorbehalt eines statischen Nachweises abgenommen worden, der trotz mehrfacher Aufforderung nie erbracht worden sei.
Inzwischen sei die Baufirma insolvent. Weitere notdürftig geschweißte Winkel-Konstruktionen seien bei anderen Lärmschutzwänden nicht gefunden worden, wie Überprüfungen aller restlichen Wandteile in den vergangenen Tagen ergeben hätten.
Trotzdem seien auch bei den restlichen Wänden unsaubere und nicht fachgerecht angebrachte Teile gefunden worden, die mit bloßem Auge erkennbar seien, hieß es. Ob das die Standsicherheit beeinträchtige, werde überprüft. Aus Sicherheitsgründen werden dort nun weitere Haltekonstruktionen angebracht.
Verkehrsministerium kündigt Konsequenzen an
Inzwischen ist auch klar, dass an weiteren 25 Abschnitten an Autobahnen, Bundesstraßen und Landesstraßen in NRW ähnliche Konstruktionen mit Vorsatzschalen verbaut sind. Alle Lärmschutzplatten würden jetzt einer „handnahen Sichtprüfung“ unterzogen, hieß es von Straßen NRW.
Bislang gebe es keinen Hinweis auf ähnliche Baufehler. „Als Konsequenz aus dem Unfall an der A3 und dem offenbar nicht nachverfolgten Mangel will das Verkehrsministerium nach eigenen Angaben einen externen Gutachter engagieren, der die «Abläufe und Organisation der Bauwerksprüfung» bei Straßen NRW überprüfen und bewerten soll: «Unabhängig davon, ob es sich an der A3-Unfallstelle um die Verkettung eines Baumangels mit individuellen Fehlern und Versäumnissen handelt, oder um ein generelles Defizit beim Prozess der Abnahme und Prüfung von Bauwerken.»“
Vor zwölf Tagen hatte sich das sechs Tonnen schwere Betonteil aus der notdürftig eingesetzten Verankerung der Lärmschutzwand gelöst und die Frau in ihrem Kleinwagen begraben. Sie war sofort tot. Der Unfall hatte breites Entsetzen bis in die Landesregierung ausgelöst. „Da hat etwas nicht gepasst und wurde dann passend gemacht“, sagte Verkehrsminister Hendrik Wüst in einer aktuellen Viertelstunde im Landtag.