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„Wir sind wütend und enttäuscht”Studierende fordern mehr Präsenzlehre an der Uni Köln

Lesezeit 3 Minuten
Uni Köln dpa

Die Kölner Universität

Köln – Eigentlich hatte es so etwas wie ein Neustart sein sollen. Pandemiebedingt hatten die Hochschulen den Präsenzbetrieb seit Frühjahr 2020 eingestellt und bemerkenswert schnell Vorlesungen und Seminare in Internet überragen. Campus-Gefühl und der Austausch unter den Studierenden blieben dabei freilich meist auf der Strecke. Im Wintersemester 2021/2022 sollte alles anderes werden. Die Hochschulen hatten mehr Präsenzunterricht angekündigt. Nun klagen aber zahlreiche Studierende, dass sie weiterhin vorwiegend im Homeoffice lernten und sammeln mit einer Petition Unterschriften.

Mehr als 500 Studierende haben die Petition „Wir fordern eine Rückkehr zur Präsenzlehre“ bereits unterzeichnet. Die Initiatorin der Petition, Julia Klassa, studiert an der Humanwissenschaftlichen Fakultät Psychologie und befindet sich im letzten Semester. Über die Präsenz-Offensive der Universität ist sie enttäuscht: „Ich habe keine einzige Veranstaltung in Präsenz“, sagt sie.

Studium im Homeoffice

Mit dem Problem sei Klassa nicht alleine. Auch zahlreiche andere Kommilitonen lernen vor allem von zu Hause aus. Betroffen sei nicht nur ihr Fach, sondern auch andere Studiengänge an der Humanwissenschaftlichen Fakultät. Klassa weiß von einer Studentin, die insgesamt 15 Veranstaltungen in diesem Semester gewählt hat, und keine einzige auf dem Campus besuchen kann. „Wir sind wütend und enttäuscht.“

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Die psychischen Belastungen der Online-Lehre seien nicht zu unterschätzen, so Klassa. „Insgesamt wirkt es unverhältnismäßig, wenn die Clubs mit 2G öffnen, eine Präsensveranstaltung mit Masken und vielen Geimpften in der Uni jedoch nicht möglich ist.“ Immerhin seien nach einer Umfrage der Universität 80 Prozent der Studierenden und Mitarbeiter geimpft. Fraglich sei, warum es nicht genügend Luftfilter und nicht ausreichend große Räume geben, die eine Präsenzlehre ermöglichen.

Ähnlich sieht das Julius Herzig (21), der ebenfalls Psychologie studiert. „Bislang waren die soziale Isolation, psychische Belastung und didaktische Einbußen, die durch Onlinelehre entstehen, durch die von Corona ausgehende Gefahr gut begründet“, sagt er. „Jetzt ist absurd, dass Seminare mit 20 Personen online stattfinden müssen, während sich das Alltagsleben überall sonst normalisiert.“

Neustart im Rhein-Energie-Stadion

Anfang des Semesters hatten das NRW-Wissenschaftsministerium und die Hochschule versprochen nach anderthalb Jahren wieder verstärkt Präsenz anzubieten. Als Zeichen des Neustarts hatte die Universität Köln die Veranstaltung zur Begrüßung der Erstsemester nicht ins Internet verschoben, sondern gleich mit 25.000 Studierenden im Rhein-Energie-Stadion gefeiert. Auf dem Campus gilt die 3G-Regel. Dozenten beziehungsweise Sicherheitsmitarbeiter kontrollieren die Nachweise vor den Seminarräumen.

50 Prozent der Veranstaltungen in der Universität würden im Wintersemester in Präsenz angeboten, sagte ein Sprecher der Hochschule. Doch das Angebot sei von Fakultät zu Fakultät sehr unterschiedlich. Fakultäten wie die Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät, die über neuere und größere Räume verfüge, könnten mehr Präsenzlehre anbieten als Fakultäten, die über alte Gebäude verfüge. Zum Präsenzanteil an der Humanwissenschaftlichen Fakultät konnte die Universität keine Angaben machen.