Köln – Bei der Vernissage zur Kunstmesse Art Cologne können ein paar Sekunden ausreichen, und am Objekt der Begierde klebt womöglich schon ein roter Punkt. Das wissen die Kunstfreunde und Sammler. Folglich sind sie schon einen Tag vor Messebeginn Punkt zwölf vor Ort: Christoph Graf Douglas, langjähriger Deutschland-Chef von Sotheby’s, Bernd Schultz, Geschäftsführer des Auktionshauses Villa Grisebach, der ehemalige Telekom-Chef Ron Sommer sowie die Sportlerlegenden Micael Ballack (Fußball) und Michael Stich (Tennis) gehören zu den Gästen der ersten Stunde. Es folgen Mayen Beckmann, Enkelin des Malers Max Beckmann. Renate Gruber, die Witwe von Photokina-Begründer L. Fritz-Gruber sowie das Sammlerehepaar Karen und Christian Boros.
Hohe Hacken gehören zum guten Ton
Selten ist es auf den Gängen des Internationalen Kunstmarkts in der ersten Stunde so voll gewesen, und nie schienen die Besucherinnen entschiedener, die These zu widerlegen, dass Stilettos kaum für größere Distanzen taugen. Absatztechnisch sind viele Damen auffallend gut aufgestellt.
Irgendwo mitten im Getümmel steht Kabarettist Nuhr, ein passender Kandidat, um ihm eine Hand-aufs-Herz-Frage zu stellen: Welches Bild oder gar Meisterwerk würde er sich unter den Arm klemmen, wenn er dieses ungestraft aus einem Museum herausholen könnte. Die Vorstellung gefällt ihm. Er würde sich der besseren Handhabung wegen für kein Großformat entscheiden, erklärt er listig lächelnd. Deshalb denke er eher an „etwas Kleines von Gerhard Richter, etwa das Bild mit den Tulpen“. In jedem Fall würde er es vor dem Abtransport noch einpacken. „Ja, das ist eine gute Idee, ich glaube, das mache ich mal.“
Scharf auf einen Hockney
Moderatorin Bettina Böttinger „wäre außerordentlich scharf auf einen Hockney – am liebsten ein Dackelbild.“ Die leuchtendblau gekleidete, fast 90-jährige Sammlerin Helga Lauffs würde einen Yves Klein entwenden, wie sie lächelnd zugibt. Lauffs hat ihre bedeutende Sammlung von 500 zeitgenössischen Bildern lange dem Museum in Krefeld zur Verfügung gestellt. Der Wirtschaftsethiker und Textilunternehmer (SØR) Thomas Rusche denkt sofort an Rembrandts „Nachtwache“ im Amsterdamer Reichsmuseum. Weil die jedoch so sperrig ist, würde er ein Stilleben des Niederländers Pieter Claesz vorziehen.
„Für einen Sammler gibt es nichts Qualvolleres, als in einem Museum das Bild eines Künstlers, den man selber hat, in einer besseren Qualität zu sehen. Vor diesem Hintergrund ist der Besucher aus Oelde so glücklich, auf der Art Cologne unter anderem ein noch besseres Bild des polnischen Künstlers Slawomir Elsner entdeckt zu haben als das, was er schon besitzt. „Und ich konnte es kaufen.“ Bei anderen prominenten Besuchern bleibt es bei der Wunschvorstellung. So würde Verlagsmanager Karl-Heinz Bonny, der 2005 die erfolgreiche „Landlust“ auf den Markt brachte, am liebsten Joseph Beuys Installation „The Pack“, der legendäre VW-Bus mit den Schlitten besitzen.
Henriette Gräfin Strasoldo, Sammlerin und und Bewohnerin von Burg Gudenau in Wachtberg, würde sich für einen William Turner entscheiden, und bei Christina Sieger (Papierfabrik Düren), wäre es ein Picasso.