Die Dokumentarfilmerin Corinna Belz hat schon Gerhard Richter porträtiert. Jetzt widmet sie sich dem Berufsstand der Museumswärter - unter anderem im Kölner Wallraf-Richartz-Museum.
Arte-Serie „Die Kunstaufpasser“Wie ist es, als Museumswärter unsichtbar zu sein?
Auch Donald Duck war mal Museumswärter und wachte, an eine prähistorische Kuh gelehnt, über eine mehr als beachtliche Sammlung: moderne Skulpturen, ein Wikingerschiff, der Wäschesack Lady Godivas, das Toupet des kopflosen Reiters. Sein Glück über diese kulturelle Vielfalt konnte er gleichwohl sehr gut fassen: „Es ist zum Sterben langweilig! Jedoch – die Bezahlung ist gut, die Dienststunden liegen günstig. Kurz, es wäre unklug zu kündigen.“
Vielleicht werden auch den Museumswächtern im Kölner Wallraf-Richartz-Museum die Arbeitstage manchmal lang, und sie träumen sich dann wie Donald in Abenteuergeschichten mit Wikingern oder anderen Sagengestalten davon. Anregungen dazu fänden sie im Kölner Schatzhaus der klassischen Malerei an jeder Wand, schließlich schöpften die alten Meister ihre Motive aus den dicksten Abenteuerbänden der Antike. Drei der Wallraf-Wärter hat die Kölner Dokumentarfilmerin Corinna Belz („Gerhard Richter Painting“) für eine Folge ihrer vierteiligen Arte-Miniserie „Die Kunstaufpasser“ begleitet – und sich von ihnen die Kunst, die ihr Arbeitsleben ist, vor der Kamera erklären lassen.
Wer das Wallraf-Richartz-Museum regelmäßig besucht, kennt die Gesichter der Porträtierten
Wer das Wallraf-Richartz-Museum regelmäßig besucht, kennt die Gesichter der drei Porträtierten, aber nicht unbedingt ihre Namen. Corinna Belz zeigt sie auf dem Weg zur Arbeit und lässt sie sich, nachdem sie ihre Uniformen angelegt haben, mit Vornamen vorstellen; von Anfang an entsteht so eine Vertrautheit, als würden Marcin, Sabine und Dawood uns nicht beaufsichtigen, sondern wie Freunde durch die Museumssäle führen. Belz gibt den Menschen, die berufsbedingt zwischen den Bildern zu verschwinden scheinen, ein Gesicht, eine Stimme und nicht zuletzt eine Geschichte.
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Marcin wollte Priester werden, brach die Ausbildung aber ab und fühlt sich unter den Madonnen des Mittelalters offensichtlich wie zu Hause; Dawood ist Maler und bringt als Talentprobe die Kopie eines Renoirs aus der Wallraf-Sammlung mit; und auch Sabine merkt man an, dass ihre Berufswahl nicht allein den verschlungenen Wegen des Lebens geschuldet ist. In den letzten Jahren haben immer mehr Museen weltweit das Potenzial solcher Biografien entdeckt und ihre „Kunstaufpasser“ eingeladen, sich als Kuratoren zu betätigen. Auch Corinna Belz lässt die drei Wallraf-Wärter jeweils ein Lieblingswerk ausführlich vorstellen – sie tun dies kundig, mit Begeisterung und ohne Bedeutungshuberei. Man spürt ihre Liebe zu dem, was sie umgibt.
Auch in der Literatur ist der Museumswärter längst kein Unbekannter mehr. Thomas Bernhard widmete dem Berufsstand in „Alte Meister“ einen subalternen Grantler, andere Autoren sehen in seinen Vertretern vor allem tragische Figuren, die von ihrer gefühlten Unsichtbarkeit oder auch gerne mal von der modernen Kunst in den Wahnsinn getrieben werden. Bei nüchterner Betrachtung sind die Aufseher hingegen von Berufs wegen vor allem Menschenbeobachter und Menschenkenner, weshalb Belz auch nach Erlebnissen mit Besuchern fragt. Solche Einblicke in den Berufsalltag des Wallraf fallen allerdings sehr kurz aus. Und die Einsicht, dass sich Frauen ungern von ihren Taschen trennen, erschöpft das Thema vermutlich nicht.
„Die Kunstaufpasser. Centre Pompidou, Prado, Uffizien und das Wallraf-Richartz-Museum – erzählt von ihrem Aufsichtspersonal“, vierteilige Dokumentationsreihe auf Arte, von Corinna Belz und Tuan Lam, in der Mediathek auf arte.tv verfügbar bis 15. Dezember 2023