Köln – Am Ende stand ein Appell. Carolin Kebekus forderte alle Besucherinnen und Besucher des DCKS-Festivals, das sie organisiert hatte, am Montagabend im Kölner Tanzbrunnen auf, ein Selfie in den sozialen Netzwerken mit dem Hashtag Girlsjustwannahavegigs zu posten und Kulturstaatsministerin Claudia Roth zu markieren. Botschaft: Wir müssen reden!
Denn ein Festival allein, bei dem nur Musikerinnen auftreten, reicht eben einfach nicht, um Strukturen zu verändern, die viele als unumstößlich ansehen. „Die Carolin Kebekus Show“ - kurz DCKS, daher der Name des Festivals – hatte im vergangenen Jahr einen Beitrag zum Thema, dass die Frauenquote bei Veranstaltungen wie Rock am Ring bei unter vier Prozent liegt.
Und wenn das Bier, das getrunken wird, mehr Prozent hat als der Frauenanteil, dann kann da etwas ganz gehörig nicht stimmen, so die Kölner Komikerin, die feministische Fragen schon seit längerem in ihrer Show thematisiert – und dafür auch viel Ablehnung und Hass erntet.
Den gab es auch für das rein weiblich besetzte Festival, das die 42-Jährige ins Leben gerufen hatte. Denn das Totschlagargument aller, die wollen, dass alles so bleiben soll, wie es immer schon war, wurde ihr natürlich auch hier entgegengeschleudert: Männliche Acts sind halt einfach beliebter, es gibt schlicht nicht genug gute Musikerinnen, die auch die Massen anziehen können.
Wie falsch diese Argumentation ist, wie viel schwerer es Frauen haben, sich in der Musikindustrie durchzusetzen, für die großen Festivals gebucht zu werden, war im Tanzbrunnen immer wieder Thema in den Talks, die zwischen den Auftritten stattfanden und von Aminata Belli und Jeannine Michaelsen moderiert wurden.
Raum geben, Platz einfordern, andere Frauen unterstützen - Empowerment war das Thema des Tages. „Wenn man uns nicht sichtbar macht, müssen wir das selber machen“, fasste es Carolin Kebekus zusammen. Immer nur nett sein und darauf warten, dass etwas passiert, reicht eben nicht aus.
„Ich lege keinen Wert darauf, dass ein Mann mir Platz einräumt. Ich nehme mir diesen Platz. Wir Frauen müssen verstehen, dass Männer sich nehmen, was sie wollen. Warum tun wir das nicht?“, sagte die Autorin Auma Obama.
Freundliche Grundstimmung
„Gender Equality in Science“ stand auf Jutebeuteln, andere trugen T-Shirts mit Aufschriften wie „On Wednesdays We Smash The Patriarchy“. Die Grundstimmung im Publikum, hier lag die Frauenquote bei geschätzt 90 Prozent, und auf der Bühne war zwar auch kampflustig, aber vor allem sehr freundlich und wertschätzend.
So war der ganze Tag getragen von einer positiven Grundstimmung, die sich auch auf die Künstlerinnen übertrug. Und die bewiesen, wie viel famoses weibliches Potenzial es in Deutschland gibt.
Neben Newcomerinnen wie Ebow, Donia Touglo und Luna bewies vor allem die fabelhafte Mine, dass gute Musik keine Männer braucht. Eingängig und trotzdem manchmal sperrig und mit enormer Bühnenpräsenz sind ihre Songs klug und gleichzeitig mitreißend.
Nostalgie mit den No Angels
Die No Angels wiederum weckten im Tanzbrunnen gerade bei den nicht mehr ganz jungen Besucherinnen nostalgische Gefühle. Man fühlte sich bei Songs wie „Daylight in Your Eyes“ an den Anfang des Jahrtausends zurückversetzt.
Die Choreografien, die Songs, das alles stammt aus einer Zeit, in der Girlbands eine große Nummer waren – und doch funktioniert das Konzept auch heute noch erstaunlich gut. Mit Lea, zurzeit eine der erfolgreichsten Popsängerinnen Deutschlands, endete das Festival.
Eine Fortsetzung ist möglich
Geht es nach den Veranstalterinnen, soll es im nächsten Jahr eine Fortsetzung des DCKS-Festivals geben. Das wäre eine gute Nachricht. In einer perfekten Welt bräuchte es kein Festival, bei dem nur Frauen auftreten, wäre die Quote ohne große Anstrengungen ausgeglichen – aber wir leben nun mal nicht in einer perfekten Welt.