Gerhard Richter ist einer der berühmtesten Maler der Welt und Ehrenbürger seiner Heimatstadt Köln.
Mehrere Städte sollen sich darum bemühen, ihm ein Museum errichten zu dürfen.
Kölns ehemaliger Oberbürgermeister Fritz Schramma befürchtet, die Stadt könnte eine einmalige Gelegenheit verspielen.
Köln – Ex-Oberbürgermeister Fritz Schramma hat seinen Vorschlag erläutert, im Kölner Zentrum ein Gerhard-Richter-Museum mit Werken des weltberühmten Malers und Kölner Ehrenbürgers zu errichten. „Ich habe die Sorge, dass die Stadt durch Nichthandeln eine einmalige Chance vergibt“, sagte Schramma dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Seine Überlegungen habe er erst kürzlich mit Richter abgestimmt. Der 87-Jährige stehe einem Museumsprojekt wohlwollend gegenüber, erwarte aber eine Initiative der Stadt. Zwar hat Richter einen Teil seiner Werke im eigenen Besitz schon seiner Geburtsstadt Dresden vermacht. Es seien jedoch noch andere Stücke vorhanden, die Grundstock einer Kölner Sammlung sein könnten, sagte Schramma. „Über die Bestückung des Museums wird natürlich zu reden sein.“
Obwohl das Ansinnen bereits in seiner Zeit als OB auf der Agenda gestanden habe und auch der amtierenden Stadtspitze bekannt sei, vermisse er bislang „Enthusiasmus und Herzblut“. Diese wären aber nicht zuletzt deshalb vonnöten, weil andere deutsche Großstädte ihrerseits ähnliche Pläne hätten. Dem Vernehmen nach sind neben Dresden unter anderem Düsseldorf und Berlin an der Einrichtung einer „Sammlung Richter“ interessiert. „Ich möchte nicht, dass Köln am Ende das Nachsehen hat.“
Als Standort schlägt Schramma die Historische Mitte vor, das Stadtmuseum müsste weichen
Köln sei vielmehr als Standort prädestiniert, weil es mit dem „Richter-Fenster“ im Dom bereits einen frei zugänglichen, internationalen Publikumsmagneten habe. Zudem sei es mehr als angemessen, wenn die Stadt auf diese Weise ihrem Ehrenbürger auch die verdiente Ehre erweisen würde. „Ein nahe gelegenes Museum in der neuen Historischen Mitte wäre ideal“, sagte Schramma. Als Standort schlug der Ex-OB den Platz vor, der bislang für das Stadtmuseum vorgesehen ist. Dessen Sammlung wiederum könnte und sollte nach einer Generalsanierung und möglichen Erweiterung des bestehenden Gebäudes in der Zeughausstraße „in neuem Glanz erstrahlen“.
Dombaumeisterin a.D. Barbara Schock-Werner, in deren Amtszeit die Entscheidung für das Richter-Fenster im Dom fiel, stellte sich im Grundsatz hinter Schrammas Vorstoß. „Ich befürworte die Idee sehr“, sagte sie dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Ein eigenes Museum „für einen der weltweit bedeutendsten Künstler in seiner Heimatstadt ist aus Sicht der Stadt geradezu eine Notwendigkeit.“ Auch sie betonte, dass die Initiative von der Stadt und der Bürgerschaft ausgehen müsse. „Gerhard Richter ist viel zu bescheiden, als dass er von sich aus aktiv würde. Das empfände er wahrscheinlich als aufdringlich.“
Alternativ zu Schrammas Standort-Vorschlag brachte Schock-Werner das Geschäftshaus Hohe Straße 124/128 ins Gespräch. Es ist vielen Kölnern und Besuchern der Stadt bekannt, weil sich an der Fassade das bedeutende kinetische Kunstwerk „Licht und Bewegung“ von Otto Piene (1928 bis 2014) befindet. Der Zeitgenosse Richters war Mitbegründer der Künstlergruppe „Zero“. Der neue Eigentümer der Immobilie tue sich schwer, einen Pächter zu finden, weil die Räumlichkeiten in den Obergeschossen kein Tageslicht haben – „für ein Museum ist das geradezu ideal“, argumentierte Schock-Werner. Die noch zu bestimmende Sammlung könne sie sich auch als Teil der Sammlung des Museum Ludwig vorstellen, fügte sie hinzu.
Für Ralph Elster, kulturpolitischer Sprecher der Kölner CDU, wäre ein Richter-Flügel im Museum Ludwig allerdings zu klein gedacht. „Wenn wir Gerhard Richter und mögliche private Leihgeber von der Idee eines Richter-Hauses überzeugen wollen, dann sollte es eine prominente Lösung sein“, sagte er dieser Zeitung. Um ein solches Museum würde Köln die gesamte Welt beneiden, so Elster – „wenn man das richtig hinbekommt“. Dies sei nun ein dringendes Thema für Henriette Reker, die amtierende Oberbürgermeisterin, und Kulturdezernentin Susanne Laugwitz-Aulbach. In der Vergangenheit habe sich die Stadt im Umgang mit ihrem Ehrenbürger Richter nicht gerade mit Ruhm bekleckert.
Für Elster wäre es überdies „ein überschaubarer Aufwand“, die bestehenden Pläne für die Historische Mitte zu ändern und dort anstelle des Stadtmuseums ein mögliches Richter-Haus mit Blick auf das von Richter geschaffene Domfenster zu integrieren. Anders als seine Fraktion sei er persönlich stets der Meinung gewesen, dass ein Stadtmuseum in ein historisches Gebäude gehört.
Der Vorsitzende des Kulturrats, Hermann Hollmann, wollte zwar nicht für das Gremium sprechen. Persönlich glaube er, ein Richter-Museum „stünde der Stadt gut an“. Über den besten Standort müsse „ergebnisoffen gesprochen werden“.