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„Das ist ein Witz“Corboud stellt Stadt Köln neues Ultimatum für Wallraf-Erweiterung

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Marisol Courboud

Marisol Corboud

Köln – Marisol Corboud ist entsetzt. Mit einiger Verzögerung hat die Präsidentin der Fondation Corboud das Schreiben von Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker erhalten, in dem diese einen Zeitplan für die Realisierung des Erweiterungsbaus des Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud vorlegt.

Daraus geht hervor, dass die Arbeiten 2021 beginnen könnten und dass mit einer zweijährigen Bauzeit zu rechnen wäre. Allerdings weist die Oberbürgermeisterin darauf hin, dass der Rat der Stadt noch einmal über den Baubeschluss abstimmen müsse – und zwar im Jahre 2020. „Das ist ein Unding!“ sagt Marisol Corboud im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger.“ „Das kann ich nicht hinnehmen.“

Corboud ist sauer

Seit „einem Achtel Jahrhundert“ hätte die Stadt diesen Vorgang ins Reine bringen können. Doch nun fange man quasi wieder bei null an. Ein Ratsbeschluss im Jahre 2020 sei äußerst riskant, weil bis dahin viel Wasser den Rhein heruntergeflossen sei. Köln wechsle sein Personal ja so oft aus wie andere Leute ihre Schuhe.

Alles zum Thema Wallraf-Richartz-Museum

Vor allem aber finde in zwei Jahren die Kommunalwahl statt und niemand wisse, mit welchen Folgen für den Erweiterungsbau. „Ich habe den Eindruck, dass man das Projekt weiterhin auf die lange Bank schieben will.“ Mit dem neuen Schreiben – das ansonsten nicht viel mehr enthalte, was nicht schon im Juli 2017 mündlich erörtert worden sei - „will man uns – Wallraf, Stifterrat und Fondation – nur ruhigstellen.“ Das solle nicht gelingen.

Neues Ultimatum für die Stadt

Aus diesem Grund stellt die Stifterin der Stadt ein neues Ultimatum. Schon die jüngsten Aussagen zur zeitlichen Perspektive hatte Marisol Corboud durch ein dreimonatiges Ultimatum erreicht, das sie Anfang Dezember 2017 ausgesprochen hatte. Nun will sie der Stadt bis zum 4. Mai Zeit geben, sich verbindlich zu dem Baubeginn zu bekennen.

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„Für so eine Entscheidung braucht man doch keine zwei Jahre. Erst recht nicht, wenn der Rat dem grundsätzlichen Baubeschluss schon 2012 zugestimmt hat. Das ist ein Witz – für mich der Witz des Jahrhunderts.“

Sie erwartet eine klare „Vereinbarung zwischen der Stadt Köln, der Fondation Corboud und dem Stifterrat.“ Sollte die Stadt in den nächsten sechs Wochen keine feste Zusage machen, will Marisol Corboud "Bilder der Sammlung" abziehen. Den Transport habe sie, in Erwartung einer schlechten Entwicklung in Köln, schon lange vorbereitet.

Brief von Reker war falsch adressiert

Henriette Reker hatte in ihrem Schreiben die feste Überzeugung geäußert, dass der Rat 2020 den Baubeschluss für den Erweiterungsbau fassen werde. Ein neuer Beschluss muss her, da die Stadt den Museumsteil und die angrenzenden Gebäude in Eigenregie bauen will, nachdem ein Investorenwettbewerb juristisch gescheitert war. Tatsächlich ist Marisol Corboud davon überzeugt, dass die Oberbürgermeisterin das Projekt zum Erfolg führen möchte. Doch zweifelt sie daran, ob dies auch in allen Bereichen von Rat und Verwaltung der Fall ist.

Der Brief, in dem die Oberbürgermeisterin die jüngste Planung skizziert, erreichte Marisol Corboud auf Umwegen. Das Büro der OB hatte diesen nicht in die Schweiz geschickt, sondern ins Wallraf-Richartz-Museum gleich neben dem Rathaus. Zudem ist in der Adresse von der "Fondation Corboud e.V." die Rede - tatsächlich aber handelt es sich um eine Stiftung und nicht um einen Verein. Das Museum hat dann dieses Dokument per Express an die richtige Adresse weitergeleitet.

Nach Ansicht von Marisol Corboud zeige dies, welche Unordnung in der Verwaltung herrsche. Die Episode ereignete sich vor dem Hintergrund immer wieder aufflammender Debatten, dass Köln mit seinen Förderern nicht pfleglich umgehe. Marisol Corboud meint zu dem gesamten Thema: "Hätten wir schon wieder Karneval, wäre dies guter Stoff für eine Büttenrede."

Hintergrund

Im März 2001 hat die Stadt Köln Gérard Corbouds Sammlung von mehr als 170 Gemälden des Impressionismus und Neoimpressionismus als „Ewige Leihgabe“ zugunsten des Wallraf-Richartz-Museums angenommen, seitdem führt das Haus den Zusatz „Fondation Corboud“ im Namen. Verbunden mit der Leihgabe war die Zusage, einen Erweiterungsbau zu schaffen, um die Werke besser präsentieren zu können.

Reaktion der Stadt

Die Aufforderung von Marisol Corboud an die Stadt Köln, nicht noch zwei Jahre bis zu einem offiziellen Baubeschluss zum Erweiterungsbau des Wallraf-Richartz-Museums & Fondation Corboud zu warten, wurde von Seiten der Verwaltung am Montag nicht kommentiert. Zur Begründung hieß es, "ein Schreiben von Frau Corboud ist im Rathaus bisher nicht eingegangen". In dieser Zeitung hatte die Stifterin angekündigt, der Stadt eine Frist von sechs Wochen zu geben. Bis dahin müsse verbindlich feststehen, dass 2021 mit dem Bau begonnen werde. Andernfalls werde sie Bilder aus Köln abziehen.

Die Stadt erinnert daran, "welche, auch von dritter Seite juristisch erzwungenen, Umstände zu einer Verzögerung des Planungs- und Bauablaufes für den von allen Seiten gewünschten Erweiterungsbau des Wallraf-Richartz-Museums geführt haben." Zudem heißt es, "ein formeller Baubeschluss des Stadtrates erfordert eine abgeschlossene Entwurfsplanung mit den entsprechenden konkreten Festlegungen, auch finanzieller Art (Baukosten, etc.)." Die Oberbürgermeisterin sei überzeugt, dass dieser Beschluss im Jahr 2020 erzielt werden könne. Dies hatte sie auch in dem Schreiben an Marisol Corboud geäußert.