Elke Heidenreich hat für die lit.Cologne-Gala in der Philharmonie viele gute Freunde auf der Bühne versammelt.
lit.Cologne-Gala mit HeidenreichEine Feier der Kunst und der Freundschaft in kalten Zeiten
Als Abend über die Liebe und den Tod war die lit.Cologne-Gala angekündigt – aber es ist auch ein Abend über die Freundschaft geworden. „Das Wichtigste in meinem Leben sind nicht Ehen oder Bestseller“, sagte Elke Heidenreich, die die Gala in der Philharmonie gestaltet hat: „Das Wichtigste war und ist für mich immer, bis zum letzten Atemzug, die Freundschaft“. Und so hatte sie auch Künstler und Künstlerinnen um sich geschart, mit denen sie eine lange Geschichte verbindet.
Die Schauspielerin Senta Berger zum Beispiel, die sie schon seit mehr als 50 Jahren kennt. „Bleib du mir, Liebe, nur erhalten. Ich will die Zukunft niemals ohne dich. Denn eines Tages sind dann wir die Alten“, heißt es in dem Songtext „Freundin“, den Elke Heidenreich vor Jahrzehnten für eine LP von Senta Berger geschrieben hatte. Nun liest Senta Berger mit ihr zusammen den Text in der Kölner Philharmonie: „Prost Freundin, wir träumen uns zurück“. Und Elke Heidenreich, die gerade ihren 80sten Geburtstag feierte, hebt fröhlich ihr Weinglas.
Diese Gala ist also eine Art öffentliche Wahl-Familienfeier. Und dazu passt es auch, dass sich am Anfang alle mit Vornamen vorstellen oder vorgestellt werden: „Der Reinhold spielt Gitarre, der Till spielt Trompete“. Denn Elke Heidenreichs Freunde, die an diesem Abend auf der Bühne versammelt sind, sind allesamt große Künstler: Der Jazztrompeter Till Brönner, der Musiker und Songwriter Michael Hansonis, der Pianist (und Lebenspartner Elke Heidenreichs) Marc-Aurel Floros und vier ehemalige Sänger und eine Sängerin des Calmus-Ensembles, die sich für diesen Abend wieder vereint haben.
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Die Bühne ist in bläulich-violettes Licht getaucht, und auf einem großen Sofa mit Stehlampe finden alle Platz, die gerade nichts vortragen. Ein Wohnzimmer mit mehr als 2000 Gästen. „Vor 23 Jahren habe ich die erste lit.Cologne moderiert, da hatte ich auch viele Freunde um mich herum. Und heute, bei meiner vermutlich letzten Gala in meinem hohen Alter, wollte ich wieder nur Freunde um mich haben“, sagt Elke Heidenreich.
Und wer ist „der Reinhold“ an der Gitarre? Noch so ein Beweis dafür, wie wichtig gute Freunde sind: Der Fernsehmoderator Reinhold Beckmann ist nämlich auch Musiker und schreibt gerade ein Buch. Als Elke Heidenreich erfuhr, dass André Heller wegen eines Unfalls nicht wie geplant kommen konnte, rief sie ihn an. Und Reinhold Beckmann kam, spielte, sang und las aus einem Manuskript. Darin erzählt er die Geschichte seiner Mutter, die ihre vier Brüder im zweiten Weltkrieg verlor. „Wir können uns nicht vorstellen, wie furchtbar und auf grausame Art alltäglich Krieg ist“, sagte Beckmann. Und da war auch wieder der Tod, dem dieser Abend neben der Liebe gewidmet war.
Nach einem melancholischen Start kam schließlich noch richtig Stimmung auf. Das Publikum amüsierte sich prächtig mit Elke Heidenreich, die virtuos eine Geschichte einer ihrer Lieblingsschriftstellerinnen zum Besten gab: Dorothy Parker.
Und zum Schluss schwenkten viele ihre Handys zu Bob Dylans „Death is not the End“, das die Musiker im Finale mit erstaunlichem Schunkel-Potenzial spielten. Freude, Trost, Inspiration – das alles und noch viel mehr kann Musik, kann Literatur sein. Elke Heidenreich hat gewusst, wie dringend wir einen solchen Abend gerade jetzt brauchen: „Lassen Sie uns der Kunst vertrauen in dieser kalten Zeit“.