Der Angriff der Hamas, die Reaktionen darauf auf deutschen Straßen und die bevorstehende Gegenoperation Israels – all das war Thema bei „Markus Lanz“.
Talk zu Israel bei Markus Lanz„Bullshit“-Appell von Kühnert – SPD-Politiker rechnet mit Hamas-Jubelfeiern ab
Nach dem Großangriff der Hamas auf Israel ist die Zahl der Todesopfer auf israelischer Seite auf 1200 gestiegen, wie Armeesprecher Jonathan Conricus am Mittwoch mitteilte. Bei der überwiegenden Mehrheit handele es sich um Zivilisten.
Während die Ausmaße der Gräueltaten durch die Terrorgruppe Hamas Tage nach dem Angriff immer deutlicher werden, wird in Deutschland diskutiert: Über EU-Entwicklungshilfen an Palästinensergebiete, dem Umgang mit Hamas- und Hisbollah-Unterstützern in Deutschland und die Reaktion Israels auf das Massaker.
Melody Sucharewicz berichtet bei Markus Lanz über dramatische Situation in Israel
Bei Markus Lanz taten das am Dienstagabend (10. Oktober) unter anderem SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert, CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann sowie der Kölner Politologe Carlo Masala und RND-Journalistin Eva Quadbeck. Zugeschaltet ins Studio war außerdem Melody Sucharewicz. Die Soziologin wanderte 1999 nach Israel aus und informierte aus Tel Aviv über die Lage vor Ort.
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Wie sehr der Hamas-Angriff ihr Leben verändert hat, wird schnell klar. Während ihr Mann zu den hunderttausenden israelischen Reservisten gehört, die eingezogen wurden, hat sie sich mit den Kindern zu Hause verschanzt. „Es ist nicht übertrieben zu sagen, dies sei unser 11. September – es ist die lebende Hölle“, so Sucharewicz. Terroristen der Hamas würden weiterhin versuchen, in israelisches Gebiet einzudringen, viele Kinder seien verschleppt worden, erzählt sie.
Kevin Kühnert fordert bei Markus Lanz uneingeschränkte Unterstützung für Israel
Weniger emotional, dafür unmissverständlich äußert sich Kevin Kühnert. „Der Staat Israel ist heute der einzige Schutzraum für jüdisches Leben“, so der SPD-Politiker. Dieser Schutzraum werde jetzt angegriffen und deswegen wehre sich Israel, begründet er die Reaktion der israelischen Armee. „Wenn Deutschland sein Versprechen ernst meint, dass wir nie wieder zulassen, dass jüdisches Leben in dieser Welt ausgelöscht wird, dann gilt das nicht nur für unser Territorium, sondern auch für den Ort, wo sich die meisten jüdischen Menschen niedergelassen haben“, so Kühnert mit Blick auf Unterstützung.
Es sei die größte Anzahl an jüdischen Menschen ermordet wurden, ist die größte Anzahl ermordeter Juden seit 1945. Deswegen sei Hilfe unabdingbar, unabhängig davon, ob man die politische Führung in Israel möge oder nicht. „Da haben junge Menschen alternative Lebenskulturen ausgelebt“, so Kühnert. „Wer jetzt behauptet, das war Widerstand gegen eine Besatzung oder ähnliches – Bullshit!“ Derartige Falschbehauptungen müsse man auch in Deutschland konsequent gegenübertreten. Israel benötige jetzt volle Unterstützung aus Deutschland.
Nach Jubelfeiern in Deutschland über Hamas-Terror: Carsten Linnemann beschwört Fokus auf innere Sicherheit
Carsten Linnemann sieht das auch so. „Wir müssen so hart zurückschlagen, dass niemand auch nur im Ansatz auf den Gedanken kommt, nochmals Israel anzugreifen.“ Bei der Diskussion um den Umgang mit den über den Hamas-Angriff jubelnden Menschen fordert er harte Konsequenzen. „Ich glaube, dass dieses Thema seit Jahren unterschätzt wird“, so der CDU-Generalsekretär.
„Es wird weggeschaut in Deutschland“, sagte Linnemann. „Und wir sehen das in vielen Bereichen: In der Clanstruktur, wir sehen es im Bereich Görlitzer Park, geht man nicht mehr rein. Der muslimische Antisemitismus wird gar nicht so gesehen, sondern nur der rechtsradikale.“
Carlo Masala analysiert Gegenschlag von Israel – und sieht Deutschland in der Pflicht
Linnemann forderte einen Fokus auf innere Sicherheit, dabei müsse man „bitte nicht parteipolitisch agieren, sondern wirklich es jetzt auch so ändern, dass Konsequenzen gezogen werden“. Kühnert forderte ebenfalls ein hartes Vorgehen gegen die Gruppierung, die Jubelfeiern in Berlin organisiert hatte. Das Vorgehen der Berliner Polizei, die jüngst geplante pro-palästinensische Kundgebungen verboten hatte, lobte er ausdrücklich. Derartige Veranstaltungen gefährdeten „die öffentliche Ordnung in der Stadt“.
Welche Hilfen Deutschland leisten könne und wie der Gegenschlag der israelischen Armee nun aussehen könnte, dazu äußerte sich Militärexperte Carlo Masala. Es werde eine Bodenoperation geben, die „Wochen, wenn nicht Monate dauern wird“, prophezeite Masala. Der Militärexperte warnte, die militärischen Auseinandersetzungen würden „blutig“. Er erwarte eine hohe Anzahl von Opfern, auch auf israelischer Seite. Deutschland sieht er in der Pflicht. „In dem Moment, in dem die Existenz Israels auf dem Spiel steht, müsste Deutschland gegebenenfalls bereit sein, aktiv Israel zu verteidigen“, sagte der Kölner Politologe.