Barbara Fuchs, Leiterin von tanzfuchs, gibt drei Tipps für Events im November und lobt Kölns geplante Tanzsparte als wichtiges Signal.
Kulturtipps von Barbara Fuchs„Größere Sichtbarkeit für Tanz“
Was ich an Köln einfach schätze, ist die Diversität. Hier ist kulturell wahnsinnig viel los und die einzelnen Viertel haben ganz eigene Charakterzüge.
Stark vertreten ist die professionelle Freie Tanzszene. Nach einer Erhebung des NRW Landesbüro Tanz sind wir die Stadt mit den meisten Choreografinnen und Choreografen in NRW. Strukturell passiert in Köln darüber hinaus sehr viel auf Eigeninitiative, wie etwa der Aufbau von Spielstätten wie die Tanzfaktur, Barnes Crossing und die ehrenfeldstudios.
Kulturprojekt auf dem KHD-Gelände in Kalk wurde zurückgerufen
Ganz stringent geht es in der Kulturszene von Seiten der Politik und Verwaltung nicht immer zu. Um nur ein Beispiel zu nennen: Das Kulturprojekt auf dem KHD-Gelände in Kalk wurde initiiert und dann doch wieder zurückgerufen. Verfahrenswege bis zum Ende durchzuziehen, scheint oft schwierig. Da würde ich mir manchmal einen transparenteren Austausch wünschen. Generell ist das Kulturamt in Köln aber ein verlässlicher Ansprechpartner. Im Vergleich zu anderen Städten und im Zuge des Kulturentwicklungsplanes hat sich die Situation durch neue Förderinstrumente für die Freie Szene in Köln in den letzten Jahren stark verbessert.
Dies war nicht immer so: 1996 ist die Tanzsparte den Kürzungen in Köln zum Opfer gefallen. Umso erfreulicher ist es, dass mit dem Ratsbeschluss vom Juni 2023 Köln ab der Spielzeit 2025/26 wieder eine eigene Tanzsparte im Depot bekommt. Ich freue mich darüber, dass eine kulturaffine Millionenstadt wie Köln nach vielen Jahren wieder eine größere Sichtbarkeit für den Tanz schafft.
Tanz ist eine Sprache, die keiner Wörter bedarf. Es hat etwas sehr Verbindendes, miteinander zu tanzen. Tanz, genau wie Musik, macht den Kopf auf und vereint Generationen, Kulturen und unterschiedliche Körperlichkeiten. Gerade in diesen gesellschaftlich fordernden Zeiten ist der Tanz eine umarmende Kunstform, die sehr verbindend, offen und vielfältig ist.
Es gibt seit September dieses Jahres einen Arbeitskreis für die Nachnutzung des Depots mit Vertreterinnen und Vertretern der städtischen Bühnen, des Kulturamtes und den freien darstellenden und performativen Künsten. Dies ist bundesweit ein herausragendes Projekt, bei dem wir gemeinsam mit den städtischen Bühnen auf Augenhöhe ein Modell entwickeln, um zukünftig diesen Ort zu betreiben.
Stadt Köln will Depot komplett erhalten
Es ist ein gutes und wichtiges Zeichen der Stadt Köln in Zeiten von Kürzungen im Kulturbereich einen so schönen, besonderen und mittlerweile etablierten Ort am Leben zu erhalten.
Neben diesem großen Veranstaltungsgelände des Depots möchte ich hier aber nochmal das Augenmerk auf die vielen kleinen und großen selbstverwalteten Kölner Kulturorte richten, die mit großem Engagement und viel Liebe betrieben werden. Einer der charmantesten Spielorte in Köln ist für mich das Orangerie Theater am Volksgarten. Besonders im Sommer genieße ich die schöne Gartenanlage und das experimentierfreudige Programm.
Aufgezeichnet von Elena Stickelmann
Drei Tipps für den November
1. Museumsnacht Köln: Quartier am Hafen
51 Museen und Kunstorte öffnen am 4. November ihre Türen, darunter zahlreiche Ateliers im Quartier am Hafen. Neben einer Menge Kunst gibt es dort auch ein vielseitiges Musik-, Performance- und Tanz-Programm, zum Beispiel die Performance „Concrete Softness — in white corridors“ vom Tanzkollektiv „make a move collective“.
2. Barnes Crossing: „Just before Falling“
Das El Cuco Projekt arbeitet mit selbstgeschaffenen, naturalistischen Tiermasken an skurrilen Tanzperformances. Die aktuelle Tanzperformance „Just before Falling“ findet am 17. und 18. November in der Spielstätte Barnes Crossing statt, einem von Kölner Choreografinnen und Choreografen selbstverwalteten Netzwerk für Tanz und Performance in Köln-Rodenkirchen.
3. Comedia Theater: „Spiel im Spiel“
„Spiel im Spiel“ ist eine Tanzproduktion von Ceren Oran und Moving Borders, in Koproduktion mit dem Comedia Theater, Hoch X Theater und Live Art München. Premiere in Köln ist am 25. November, die Aufführungen finden bis zum 30. November statt.
Zur Person
Barbara Fuchs, geboren 1965 in Düsseldorf, ist Tänzerin und Choreografin. 2003 gründete sie in Köln das Label tanzfuchs Produktion, das für innovative, interdisziplinäre Tanztheaterkunst für Erwachsene und Kinder steht. Zudem führte Sie Gastregie an verschiedenen Stadt- und Staatstheatern. Ihre Arbeiten wurden mehrfach nominiert und ausgezeichnet. Tanzfuchs Produktion zählt zu den spitzengeförderten Kompanien für Kinder- und Jugendtheater des Landes NRW.