- Ein eigenes Museum in Köln hat der Künstler Gerhard Richter kürzlich ausgeschlossen.
- Einen Abgang der privaten Richter-Sammlung nach Berlin würden Kölns Kulturpolitiker bedauern.
- Gespräche zwischen der Stadt Köln und dem Künstler laufen seit langem, führten aber noch zu keiner Einigung.
Köln – Anfang der Woche schien ein dem Maler Gerhard Richter gewidmetes Museum in Köln noch im Bereich des Möglichen – jedenfalls hatte Kölns ehemaliger Oberbürgermeister Fritz Schramma im persönlichen Gespräch mit dem Kölner Ehrenbürger diesen Eindruck gewonnen und öffentlich gemacht. Am Freitag erteilte Gerhard Richter der Idee gleichwohl eine unmissverständliche Absage.
Eine ständige Präsentation seiner Werke in Köln sei für Richter aber weiterhin möglich, betonte Schramma nach einem Telefonat mit Richter am Freitag. Demnach stünden nun weitere Gespräche nach der Rückkehr von Oberbürgermeisterin Henriette Reker in Aussicht. Richter habe zustimmend auf die Vorstellung reagiert, seine Werke im Dialog mit denen anderer zeitgenössischer Künstler zu präsentieren. „Das Bild vom Orchester der Künstler und die Idee von Korrespondenzen mag er sehr“, so Schramma.
Private Sammlung für drei Richter-Räume in Berliner Museum noch in der Schwebe
Am Freitag hatte Richter einen Bericht der „Rheinischen Post“ bestätigt, dass er überlege, seine private Sammlung eigener Bilder für drei Richter-Räume im geplanten Berliner Museum der Moderne zur Verfügung zu stellen und darüber mit Kulturstaatsministerin Monika Grütters in Verhandlungen stehe. Dies sei aber noch in der Schwebe. Eine Sprecherin der Kulturstaatsministerin bestätigte auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“, dass ein Treffen zwischen Grütters und Richter „in der nächsten Zeit“ geplant sei. Dabei werde es „unter anderem auch um die Frage der zukünftigen Präsentation von Werken des Malers gehen“.
Sammlung in Berlin als „kultureller GAU“ für Köln
Der kulturpolitische Sprecher der CDU, Ralph Elster, sagte im Gespräch mit dieser Zeitung, nun seien die Oberbürgermeisterin und die Kulturdezernentin gefordert: Sollte es tatsächlich dazu kommen, dass Richters Sammlung nach Berlin abwandere, sei dies ein „kultureller GAU“ für Köln und eine weitere „klassische Blamage und Bauchlandung“ für die Stadt. „Sind alle Türen schon zu?“, fragte Elster im Hinblick auf Richters Absage und sorgte sich auch um den Umgang mit den Werken anderer Künstler. „Was ist eigentlich mit Rosemarie Trockel? Wo wird die sich wiederfinden?“
Klaus Schäfer, kulturpolitischer Sprecher der SPD, betonte, die SPD halte am Umzug des Stadtmuseums vom historischen Zeughaus in die Nachbarschaft von Dom und Römisch-Germanischem Museum fest. Denkbar ist für Schäfer ein Richter-Saal im Museum Ludwig, zumal er grundsätzlich in Frage stelle, dass ein ausschließlich auf einen Künstler hin konzipiertes Museum sinnvoll und zeitgemäß sei.
Brigitta von Bülow wünscht sich Dialog zwischen Richter und Museum Ludwig
„Ich würde es sehr bedauern, wenn Gerhard Richter alle seine Werke nach Berlin geben würde“, so die kulturpolitische Sprecherin der Grünen, Brigitta von Bülow. „Ich würde mir wünschen, dass die Stadtspitze gemeinsam auch mit den Museum Ludwig ihren Dialog mit Herrn Richter noch weiter intensiviert, um auszuloten, ob auch ein größerer Anteil des Werkes im Museum Ludwig seinen Platz finden kann.“ Sie hoffe, dass der Vorstoß zu einem eigenen Richter-Museum in Köln, der offensichtlich im Vorfeld nicht mit dem Künstler abgestimmt war, für das Anliegen, Richter in Köln stärker sichtbar machen zu können, nicht kontraproduktive Wirkung zeigt.
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Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker hatte diese Woche mitgeteilt, sie sei mit Gerhard Richter seit Jahren darüber im Gespräch, wie dessen Schaffen „in besonderer Form“ in Köln präsentiert werden könne. Allerdings, so Reker, „konnten die Umstände für eine Verwirklichung dieser Idee noch nicht vereinbart werden“. Selbstverständlich werde die Stadt den Dialog diesbezüglich fortsetzen. Kölns Kulturdezernentin Susanne Laugwitz-Aulbach meldete sich aus dem Urlaub, um auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ zur neuen Lage festzuhalten: „Ich schließe mich Frau Rekers Statement an.“ Es gelte, die Gespräche mit Gerhard Richter fortzuführen.
Ein Problem bei den Verhandlungen zwischen Stadt und Richter könnte darin bestanden haben, dass Richter seine Sammlung in eine Stiftung eingebracht hat. Sollte er diese Stiftung lediglich als zeitlich befristete Dauerleihgabe an die Museen weitergeben wollen, wäre ein mit diesen Werken bestückter Richter-Raum im Kölner Museum Ludwig bislang nahezu ausgeschlossen, da Ludwig-Direktor Yilmaz Dziewior für sein Haus ausschließlich Schenkungen akzeptiert. Im Museum Ludwig befindet sich eine der größten und wichtigsten Richter-Sammlungen weltweit.