Die viel diskutierte Kölner Susanna-Ausstellung wird fortgesetzt - mit einer teils drastischen Ausstellung von Schülern und Studenten.
„Susanna und Du“Schüler zeigen Kunst zu MeToo im Kölner Wallraf
Die Jungen brechen das Schweigen der Alten, so ließe sich die aktuelle MeToo-Debatte um sexuelle Gewalt und Machtmissbrauch auch umschreiben. Insofern ist es gerade den Jungen zu verdanken, dass eine viel beachtete Ausstellung wie „Susanna – Bilder einer Frau vom Mittelalter bis MeToo“ im Kölner Wallraf-Richartz-Museum überhaupt möglich wurde. Viel diskutiert wurde das Thema der Ausstellung, sexuelle Gewalt gegen Frauen, dann auch bei einer Besuchergruppe, die für alte Kunst sonst eher schwer zu interessieren ist: Schüler und Schülerinnen.
Die MeToo-Debatte ist auch ein Thema auf den Schulhöfen
Schon früh entstand am Wallraf daher die Idee, den Susanna-Stoff mit Jugendlichen nicht nur nach den üblichen pädagogischen Mustern zu behandeln. Und die Resonanz war so groß wie das Engagement, wie jetzt die Ausstellung „Susanna und Du“ beweist. Sie zeigt Arbeiten vor allem von Schülern und Studenten, die sich nach einem öffentlichen Aufruf ihr eigenes Bild der biblischen Susanna-Geschichte machten und bei einer sechsköpfigen Jury aus Schülerinnen und einem Schüler einreichten. Alles als außerschulische Aktivität, wie man am Wallraf betont; man habe offenbar in ein „Wespennest der Schulhofthemen“ gestochen.
Die Schülerjury hat die Ausstellung auch kuratiert und mit einer Warnung in sieben Sprachen versehen. Von den mehr als einhundert eingereichten Werken werden mehrere Dutzend gezeigt; die übrigen wurden nicht aussortiert, sondern laufen als Endlosschleife über einen Bildschirm. Die Bilder sind teilweise nach Gattungen (Collage, Ölgemälde) sortiert, teilweise nach ihrer Stimmung. Es gibt laute und leise Bilder, solche, die schreien, und solche, auf denen Erlebtes oder Gesehenes wie in einem inneren Gespräch verarbeitet erscheint. Viele Teilnehmer beziehen sich in ihren Bildern auf Motive der alten Meister; gelegentlich meint man die schulische Aufgabenstellung dahinter zu erkennen. Andere handhaben das Thema freier, wie auf einem Kriegsmotiv mit Soldaten und einer Frau, die im Hintergrund ihre Beine vor einer phallischen Explosion zu spreizen scheint.
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Man habe in der Ausstellung bewusst darauf verzichtet, den Bildern ihre Schöpfer zuzuordnen, so Jule Büchter, eine der Kuratorinnen. Aber die Namen sämtlicher Teilnehmer stehen an einer Wand geschrieben. Es gehe in der Ausstellung darum, dass sich Betroffene nicht alleine, geschützt und verstanden fühlen – aus diesem Grund gibt es auch die Möglichkeit, eigene Erlebnisse auf einer Karte zu notieren und diese an eine Ausstellungswand zu hängen. So werde deutlich, ergänzte Ko-Kurator Béla Schätzmüller, dass die Ausstellung nicht fertig sei und auch gar nicht fertig werden könne.
„Susanna & Du“, Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud, Obenmarspforten, Köln, Di.-So. 10-18 Uhr, bis 15. Oktober 2023