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LeserbriefeDie Tunnellösung – „unsinnig“ oder „zwingend notwendig“?

Lesezeit 5 Minuten
Straßenbahnen, Autos, Radfahrer und Fußgänger teilen sich den begrenzten Verkehrsraum am Eingang zum Neumarkt.

Ein U-Bahn-Tunnel würde die Verkehrssituation am Neumarkt entzerren.

Die Einigung von CDU, SPD und FDP zur Kölner Ost-West-Achse entfacht die Diskussion über einen U-Bahn-Tunnel unter Lesern neu.

CDU, SPD und FDP sind einig – U-Bahn-Lösung für die Ost-West-Achse (4.12.)

Ost-West-Achse: Tunnel verhieße Fortschritt

Rumgeeiere ohne Ende! Die Grünen könnten langfristig für eine erhebliche Steigerung des Wohlgefühls im Kölner Stadtgebiet sorgen, wenn sie endlich der Tunnel-Lösung zustimmen würden. Mehr Platz für Fußgänger und Radfahrer, weniger Unfälle mit Bahnen, weniger Verspätungen. Das wäre Fortschritt, der einer Millionenstadt angemessen wäre. Gert Meyer-Jüres Köln

Ost-West-Achse: „Vertagt die Entscheidung!“

Bravo! Das ist wieder einmal eine typisch kölsche Lösung: Maximaler Geldeinsatz für minimalen Effekt. Nach dem von CDU, SPD und FDP formulierten Kompromisspapier soll rund eine Milliarde Euro für eine U-Bahn verbuddelt werden, ohne dass die Trennwirkung einer oberirdisch verlaufenden Stadtbahn entfällt. Und entgegen der den Beitrag illustrierenden Abbildung werden die Autos weiterhin die Nordseite des Neumarkts befahren, weil die Stadtbahnlinie 9 weiterhin die Haltestelle auf der Südseite benötigt.

Wie verzweifelt müssen die U-Bahn-Befürworter im Rat sein, wenn sie solch einer halbgaren Lösung zustimmen! Meine Empfehlung: Vertagt die Entscheidung über die Ost-West-Achse auf die Zeit nach der nächsten Kommunalwahl, dann können die Bürger mit ihrer Wahlentscheidung mitbestimmen und eindeutige Mehrheiten für die ober- oder unterirdische Variante herstellen. Thilo Bosse Köln

Erschrecken über SPD-Zustimmung zur Tunnellösung

Mit Erschrecken habe ich dem heutigen Artikel entnommen, dass die Kölner SPD einer Tunnellösung zustimmt. Bislang hatte ich gehofft, dass nach den zahlreichen Berichten über die sehr fragliche Förderung, über die geringe Zeitersparnis, über die immensen Kosten, insbesondere auch im Gegensatz zur oberirdischen Lösung, die Tunnellösung nicht mehrheitsfähig ist. Dass jetzt – in einer Zeit, in der die soziale Infrastruktur Kölns durch Sparmaßnahmen bedroht wird – ausgerechnet die sozialdemokratische Partei dieses Projekt mittragen will, ist mir unfassbar! Angelika Spilker-Jacobs Köln

Tunnellösung: „Zwingend notwendig“

Den Verkehr, wie in großen Metropolen üblich, weitgehend unter die Erde zu bringen, ist logisch und zwingend notwendig, sobald der Autoverkehr die Kapazitäten der Straßen sprengt. New York, London, Paris und Athen haben es vor Jahrenzehnten vorgemacht. Sogar die griechische Stadt Thessaloniki hat es gerade geschafft, eine unterirdische Reise durch die Antike mit einer U-Bahn zu ermöglichen. Köln ist immer schon kleinteilig gewesen und mit der Motorisierung der Straßen überfordert. Seit den 1960er Jahren gibt es die „Untergrund-Straßenbahn“, sie funktioniert, ist aber ausbaubar.

Die Ost-West-Achse als moderne Metro auf der Strecke von Deutz bis zum Aachener Weiher zu bauen, ist ein tolles Vorhaben. In Köln bleibt es häufig bei Vorhaben und es gelingt selten etwas. Die schönsten Visualisierungen vom fast autofreien Neumarkt nützen nichts, wenn einige Ratsfraktionen die Linie 9 weiter oberirdisch fahren lassen wollen. Dann machen die vielen Millionen Euro für die neue Metro keinen Sinn. Herbert Meissner Köln

„Unsinniges Tunnel-Projekt“ unterlassen

Der Stadtrat will in Kürze über das Mega-Bauprojekt Ost-West-Achse entscheiden. Die Abstimmung ist völlig offen: Befürworter und Gegner haben derzeit keine Mehrheit. Auf welche Seite sich die AfD-Abgeordneten schlagen werden, ist völlig ungewiss. Peinlich wäre es auf jeden Fall, wenn diese Stimmen der einen oder der anderen Seite zur Mehrheit verhelfen würden. Durch den Wegfall einer U-Bahn-Abzweigung Richtung Sülz, welche das Mauritius-Quartier förmlich zerschnitten hätte, bleibt also auf jeden Fall die oberirdische U-Bahn-Trassenführung erhalten. Was passiert eigentlich mit ihr während der Bauzeit des Tunnels?

Es werden uns immer schöne Bilder der Nordseite des Neumarkts mit dem Blick auf Sankt Aposteln gezeigt. Wie sieht aber die Südseite während der Bauarbeiten aus und danach? Über Jahre, wenn nicht Jahrzehnte, wird das Herz der Innenstadt eine riesige Baustelle sein. Uns werden überschaubare Kosten von über einer Milliarde Euro suggeriert, wobei doch jedem Vernünftigen klar ist, dass sich diese während der Bauzeit um ein Vielfaches erhöhen werden. Auch wenn es Zuschüsse vom Bund oder Land geben soll: Die Stadt – und damit die Bürgerinnen und Bürger – werden die verbleibenden Kosten am Ende zahlen.

Die Oberbürgermeisterin will sich mit dem Tunnel wohl ein Denkmal setzen, mit dem sie Köln auf Weltstadtniveau bringen will. Lassen wir die Finger von dem unsinnigen Tunnel-Projekt. Die Stadtgesellschaft hätte es im Übrigen verdient, im Rahmen einer Bürgerabstimmung ihre Meinung zu diesem Mega-Bauprojekt in die Waagschale zu werfen. Daran sollten die Ratsmitglieder ihr Abstimmungsverhalten dann ausrichten. Rolf Krügermeyer-Kalthoff Köln

Tunnellösung: „Nur die Grünen sind dagegen“

Wie schön – der Rat der Stadt Köln ist mehrheitlich für eine U-Bahn auf der Ost-West-Achse. Nur die Grünen sind dagegen. Eine Entscheidung für eine innerstädtische U-Bahn gab es in New York gegen Ende des 19. Jahrhunderts, in London gab es sie um 1850. Nun – endlich – auch in Köln. In New York und London gab es damals zum Glück keine grüne Partei. Lothar Kopp Bergisch Gladbach

U-Bahn-Tunnel: „Für die Zukunft Kölns die einzig richtige Lösung“

Grüne, Volt und Linke favorisieren die oberirdische Lösung, die macht aber nur Sinn, wenn sie absolut kreuzungsfrei vom Individualverkehr ausgeführt wird. Da die Genannten den Autoverkehr sowieso aus der Innenstadt raus haben möchten, dürfte das kein Problem sein. Da das aber unrealistisch ist, bleibt nur die Tunnellösung. Gut, die ist zwar wesentlich teurer und hat eine längere Bauzeit, aber für die Zukunft Kölns ist sie die einzig Richtige. Andere Städte können das auch.

Über eine Milliarde Euro Baukosten sind zwar viel, aber wenn ich an das Opernhaus denke, hat das dabei offenbar keine Rolle gespielt. In Hamburg werden zurzeit 24 Kilometer U-Bahn gebaut, und das mit Zustimmung der Grünen! In München soll auch eine neue U-Bahn-Strecke gebaut werden – mit Zustimmung der Grünen! Was machen die besser als die Kölner? Wenn in Köln die Politik nicht über Jahre rumeiern würde, wäre die Ost-West-U-Bahn schon längst fertig. Ich hoffe, die Ratsfraktionen von Grünen, Volt und Linke entscheiden vernünftig, zum Nutzen aller. Ulrich Hinz Köln