AboAbonnieren

LeserbriefeKeine Absolution für die neue Dom-Briefmarke

Lesezeit 4 Minuten
Auf einer überdimensionierten Briefmarke ist der Kölner Dom in kräftigen Farben dargestellt; abweichend von der Erscheinungswirklichkeit des Gebäudes befindet sich am linken Turm ein Baugerüst und über dem Haupteingang eine Fensterrose. Die Gebäudeproportionen stimmen ebenfalls nicht, denn die Türme sind gestaucht.

Alexander Plum (l.) von der Deutschen Post und Dompropst Guido Assmann stellen die KI-generierte Briefmarke des Doms vor.

Das KI-generierte Dommotiv auf einer neuen Briefmarke der Deutschen Post weicht von der Wirklichkeit ab und verärgert Leserinnen und Leser.

Entgeistert über „falsche“ Briefmarke – Dombaumeisterin a.D. Barbara Schock-Werner wundert sich über Pannen der Post (10.6.)

Dom-Briefmarke: KI-Dilettantismus und mangelhafte Kontrolle des Endprodukts

KI-leluja, endlich mal eine intelligente neue Briefmarke, bei der uns die KI sagt, wie ein ordentlicher gotischer Dom auszusehen hat: Da hat die KI bei den französischen Kathedralen zunächst mal gelernt, dass eine Rosette über das Hauptportal gehört, also rein ins Bild. Aus früheren Abbildungen des Kölner Doms hat man verinnerlicht, dass da immer ein Gerüst hängt, also rein ins Bild. Ja, auch die Eingangstore sind bei unserem Dom nach dem Geschmack der KI ziemlich klein geraten, also macht die schlaue KI sie viel größer.

Und natürlich sind die Domtürme in Köln beim Original ziemlich hoch, da muss die generalisierende KI sofort etwas stauchen. Aber die KI hat auch etwas ausgelassen: An anderen gotischen Kathedralen hätte man lernen können, dass diese nie fertig werden. Auf der Kölner Briefmarke hat die KI also vergessen, die Domtürme auf halber Höhe oben abzurasieren. Wenigstens hat man aber auf der KI-Briefmarke die Dom-Umgebung etwas aufgeräumt, was dem Auge guttut und mit der mangelnden Realitätsnähe versöhnt.

Alles zum Thema Barbara Schock-Werner

Hier haben sich Krypto mit Murkso vermählt unter Mitwirkung der Standesbeamtin KI. Ich kenne mich übrigens aufgrund meiner beruflichen Erfahrung ziemlich gut mit KI aus und bin keineswegs ein KI-Hasser, aber ich habe etwas gegen KI-Dilettantismus und mangelhafte Kontrolle des Endproduktes.Prof. Dr. Jürgen Weyer Köln

Keine Absolution für die neue Dom-Briefmarke

Danke für ihren Erkenntnis fördernden Bericht, Frau Schock-Werner. Und am Ende nur Entgeisterung? Das ist zu wenig! Das muss doch drastische Folgen haben! Eine solche grafisch-ästhetische Missgeburt soll in die Welt gehen und das nur, weil Post und Dompropst offensichtlich blinden Auges, aber offenbar stolz mit „Oberverantwortungshut“, eine unselige Allianz auf fremder Spielwiese eingegangen sind.

Aber klar, Schuldige sind natürlich die externen Experten „künstlerische Freiheit“ und „KI“ – denen unterwirft man sich und will uns das auch noch als „toll“ verkaufen. Bei FC-Fans hieße das: „Sie beleidigen unsere Intelligenz“. Wer soll denn so etwas beim Grillfest noch besingen?

Liebe Frau Schock-Werner, wenn Sie schon zähneknirschend unter die Decke gegangen sind, dann sollten die zwei Delinquenten mindestens zwei Tage in den Katakomben unter dem Dom auf Knien Buße tun. Das wäre das Mindeste, denn bleiben wird sie sicher, diese Marke, „created in Cologne“. Dafür gibt es keine Absolution. Halleluja. Mente Hessbrueggen Köln

Dom-Briefmarke: „Respektlose Dummheit“

Da gibt es Tausende von hervorragenden Aufnahmen des Doms; wenn es eine aktuelle sein soll, braucht man nur ein Smartphone – aber die Post lässt sich von der KI – die in diesem Fall wirklich nur Künstliche „Ignoranz“ genannt werden kann – „unterstützen“ und produziert ein Machwerk, das an Dämlichkeit kaum noch zu überbieten ist. Schon der Versuch, ein 150 Meter hohes Bauwerk im Querformat abzubilden, ist lachhaft, die stürzenden Linien lassen jedem seriösen Architekturfotografen die Haare zu Berge stehen.

Aber dass dieser Fassade, die weltweit eine der großartigsten eben ohne Rosettenfenster ist, jetzt ein solches implantiert wird, ist mit dem Begriff „respektlose Dummheit“ kaum noch angemessen zu werten. Der eigentliche Skandal ist jedoch, dass man sich nicht einmal die Mühe gemacht hat, den Entwurf von einer kompetenten humangenetischen Intelligenz überprüfen zu lassen, um diese Verballhornung zu verhindern.

Alexander Plums markige Worte und die Aussage von Dompropst Assmann, hier sei der Dom von einer KI „interpretiert“ worden, sollte beiden die Schamröte ins Gesicht treiben. Die einzige Lösung, um die Blamage in Grenzen zu halten, lautet: Die ganze Produktion einstampfen! Bernhard Kohnen Köln

Dom-Marke: Kein Verlass auf KI

Gibt es eigentlich eine Maßeinheit für natürliche Dummheit, mit der ein Programmierer ja wohl reichlich gesegnet sein MUSS, der es nicht einmal schafft, eine „Künstliche Intelligenz“ so zu programmieren, dass sie irgendwo im Internet ein halbwegs korrektes Bild des Kölner Doms zu finden in der Lage ist? Merke: Eine KI ist nie schlauer als die Computerspezialisten, die sie programmiert haben – sie macht die Fehler nur schneller ...Dieter Thomashoff Köln