Joachim Frank hat mit seinem Kommentar zur Marienweihe in Rom durch Papst Franziskus und im Kölner Dom durch Kardinal Woelki den Unterschied zwischen einer zeitgeistigen Diesseitskirche und der sowohl im Jenseits als auch im Diesseits verankerten römisch-katholischen Kirche auf den Punkt gebracht: Aus der Sicht der Ersteren, deren Hauptsorge in der Organisationsform und der „Anschlussfähigkeit“ an den Mainstream liegt, müssen die Weihehandlungen in der Tat wie „Riten aus dem Museum“ anmuten. Menschen sind aber von Jesus Christus eingeladen, ihre Freude und Hoffnung, Trauer und Angst vor Gott zu tragen.
In dieser Situation der „Zeitenwende“, wo wir mit Entsetzen die Folgen eines Angriffskrieges und die Drohung mit der atomaren Totalvernichtung erleben, hat Papst Franziskus zur einzig angemessenen und wirksamsten „Waffe“ der Kirche gegriffen: Er bittet Gott durch das liebende und von keiner Sünde getrübte Herz der Gottesmutter um Frieden und Versöhnung für die Ukraine, Russland und die Welt. Dass sich Kardinal Woelki dem nicht nur angeschlossen, sondern unser Erzbistum in besonderer Weise eingeschlossen hat, entspricht nicht nur dem Wunsch des Papstes, sondern vieler Katholiken und Katholikinnen.
Wer die zahlreichen Menschen am vergangenen Freitag im Dom erlebt hat, dem ist sofort klar, dass der von Herrn Frank und anderen so gering geschätzte „Retrokatholizismus“ Menschen im Herzen berührt, tröstet und auch so bestärkt, dass sie nicht länger wie gelähmt dem Verbrechen zusehen müssen. Ob der starke Applaus am Ende dieser denkwürdigen Stunde im Dom der Kirche allgemein, dem zurückgekehrten Erzbischof oder beiden galt, ist unwichtig. Es hat jedenfalls gut getan, in diesem Augenblick zu spüren, wie schön es ist, einer solchen Gemeinschaft anzugehören.Dr. Andreas L.G. ReimannKöln
Kriegsparteien erwarten etwas anderes als Weihegebet
Der Papst will im Petersdom Russland und die Ukraine dem Unbeflecktem Herzen Mariens weihen und bittet alle Bischöfe, seinem Beispiel zu folgen. Diesen Satz musste ich zweimal lesen, um zu begreifen, was er mit diesem Brimborium, wie es Joachim Frank in seinem Kommentar bezeichnet, erreichen will. Mit Sicherheit haben die Kriegsparteien vom Papst etwas anderes erwartet als dieses Weihegebet. Dass Kardinal Woelki der Papstbitte eilfertig nachkommt, ist verständlich unter dem Aspekt, dass er aus Rom sehnlichst einen ablehnenden Bescheid zu seinem Rücktrittsangebot erhofft.
Wenn der Papst wirklich etwas im Ukraine-Krieg bewegen will, dann sollte er den Mut aufbringen, die Einladung von Präsident Selenskyj anzunehmen, nach Kiew zu reisen und dort, am besten zusammen mit anderen Religionsführern, angesichts der humanen Katastrophe den Kriegsverbrecher Putin dazu aufrufen, den schrecklichen Angriffs- und Vernichtungskrieg sofort zu beenden. Das wäre ein sensationeller symbolischer Akt, der weltweit Aufsehen erregen und sicher vielmehr bewirken würde als das Gebet zum Unbefleckten Herzen Mariens.Prof. Dr. Claus WerningFrechen
Herr Frank hat offensichtlich den Ernst der Lage, in der sich die Ukraine durch den Angriffskrieg von Putin befindet und durch den auch Europa und im schlimmsten Fall die ganze Welt bedroht ist, noch nicht erfasst. Auch wenn die Politiker Europas zusammen mit der Nato alles tun, um zu einer friedlichen Lösung zu finden und eine Ausbreitung des Konflikts zu verhindern, so stehen wir dennoch einer unberechenbaren Macht gegenüber. Dass Papst Franziskus sich angesichts dieser Lage mit einem außerordentlichen SOS an den Himmel wendet und die ganze katholische Kirche über ihre Bischöfe aufgerufen hat, sich in einem besonderen Gebets- und Bußakt ihm anzuschließen, das sollte zumindest mit Respekt und Dankbarkeit aufgenommen werden, geht es dabei doch um ein Gebet zugunsten der ganzen Menschheitsfamilie.
Mit seinem Kommentar wollte Herr Frank allerdings nicht so sehr den Papst als vor allem Kardinal Woelki treffen, bei dessen erstem Auftritt im Dom nach seiner Rückkehr. Er wirkte auf mich wie ein weiterer Flugkörper, mit dem er Kardinal Woelki „vernichten“ möchte. Ich hatte während der Andacht im Dom eine junge Frau – gerade vor dem Krieg aus der Ukraine geflüchtet – an meiner Seite. Dieser Frau merkte man an, wie viel diese Feier für sie bedeutete, auch ohne alles verstehen zu können. Sie betete intensiv mit und rang die ganze Zeit mit den Tränen. Dankbar möchte ich auf den sachlichen Beitrag von Clemens Schminke hinweisen, der in derselben Ausgabe des „Kölner Stadt-Anzeiger“ erschien.Gertrud LutterbachKöln
Rückfall in mittelalterliches Gedankengut
Wie darf man sich das jetzt vorstellen? Maria ruft beim lieben Gott an, der lehnt dankend ab mit den Worten, dass er gerade die Welt zerstören will, wir seine Idee aber nicht verstünden. Immer wieder erstaunlich, wie aufgeklärte Menschen sich in vormittelalterliches Gedankengut zurückfallen lassen. Und Freund Kyrill I., Patriarch von Moskau, schert sich nicht ums Marienherz, sondern fährt seine irdische Pro-Putin-Linie unbeeindruckt weiter.Gerhard StandopKöln
Wohltuende Erfahrung
Zu Ritualen und Gebeten mag man unterschiedlicher Meinung sein. Wohltuend war es für mich, von einem Ritual zu hören, das der Ukraine und Russland gewidmet war. Auf beiden Seiten sind Menschen die Opfer.Bruno EickholtKöln