Wenn Kinder auf dem Schulweg bedrängt werden, um Informationen aus ihnen herauszuholen, ist für Nicole Reschke eine Grenze überschritten.
„Alles, was ich befürchtet habe, ist eingetroffen“Bürgermeisterin von Freudenberg kritisiert Medien für Umgang mit Fall Luise
Die Bürgermeisterin von Freudenberg, Nicole Reschke, hat die Berichterstattung einiger Medien über den Fall des Tötungsdeliktes an der 12-jährigen Luise mit deutlichen Worten kritisiert.
Einige Male seien „Grenzen weit überschritten worden“, sagt die Sozialdemokratin in der aktuellen Ausgabe der Wochenzeitung „Die Zeit“. „Alles, was ich befürchtet habe, ist eingetroffen“, so Reschke in diesem Zusammenhang weiter.
Freudenberg: Bürgermeisterin Nicole Reschke kritisiert Umgang der Medien mit Fall Luise
Pressevertreter hätten teilweise sogar Kinder auf dem Schulweg angesprochen und bedrängt, sie nach Luise sowie zu den Täterinnen befragt. Reschke hatte den kommunalen Ordnungsdienst vorab beauftragt, die Schule zu bewachen.
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Bereits am Sonntag hatte Reschke in einem Gottesdienst in Freudenberg Sorgen geäußert. Man müsse zusammenstehen, auch gegen „Hetze und aggressives Besserwissen“ von außen, appellierte die Kommunalpolitikerin. Damit ging sie auf ein aus ihrer Sicht weiteres Problem neben der Berichterstattung in einigen Medien ein, die Rolle der sozialen Medien.
Staatsanwaltschaft und Polizei in Freudenberg warnen vor Meldungen in Sozialen Medien
Staatsanwaltschaft und Polizei hatten bereits vergangene Woche auf die dort ausgeübte Hetzjagd reagiert und vor der Weiterverbreitung von Falschmeldungen gewarnt. Es seien vor allem in den sozialen Medien viele Gerüchte über die mutmaßlichen Hintergründe des Vorfalls verbreitet worden, die sich nicht mit den Ermittlungsergebnissen decken. Zudem waren die Profile auf einigen Plattformen erst Tage nach dem Tötungsdelikt geschlossen worden.
Medienrechtler hatten wiederum die Behörden kritisiert, weil diese zum Schutz aller Persönlichkeitsrechte der noch jungen Täterinnen Informationen zurückhielten. „Über die Motive und das Tatgeschehen auch nach Abschluss des Verfahrens nicht zu informieren, halte ich für nicht tragfähig. Dafür ist die Tat zu spektakulär“, erklärte beispielsweise Medienrechtler Tobias Gostomzyk von der TU Dortmund. „Der Schutz der mutmaßlichen Täterinnen ist zu achten, kann hier aber nicht jegliche Information ausschließen, zumal sie ja bereits gestanden haben.“
Informationspolitik im Fall Freudenberg: Hendrik Wüst hat klare Meinung
Hendrik Wüst äußerte sich nach seinem Besuch in Freudenberg ebenfalls zu dem Thema. Es sei nicht an der Zeit, „irgendwas zu sagen, nur weil man das Schweigen nicht aushält“, so Wüst auf einem CDU-Kreisparteitag in Siegen. Der Ministerpräsident von NRW machte damit klar, dass er die Informationspolitik der Staatsanwaltschaft für angemessen hielt.
Eine generelle Kritik an der Berichterstattung der Medienlandschaft in Deutschland wollte auch Bürgermeisterin Nicole Reschke, die erstmals am Abend des 11. März von dem Vermisstenfall erfuhr, als sie auf einer privaten Feier war, nicht äußern. Einigen Medienvertretern, die über den Fall berichtet hätten, bescheinigte sie „gute Arbeit“, es habe „viele seriöse Berichte gegeben, sachlich und fundiert.“ Dies sei umso wichtiger, da in den sozialen Medien Falschmeldungen die Runde machen.
Am Mittwochabend findet die Trauerfeier für Luise statt. Um 18 Uhr beginnt die Trauerfeier in der kleinen evangelischen Kirche von Freudenberg. (pst)