Mit VideoDas sagen Kachelmann und Schwarzer zum Uni-Auftritt
Köln – Es ist ein Vorgang, der für viel Aufsehen gesorgt hat: Jörg Kachelmann, ehemaliger ARD-Wettermoderator, meldet sich bei einer Gastvorlesung von Alice Schwarzer an der Kölner Universität zu Wort.
Kachelmanns Erscheinen in Köln deutet Schwarzer als eine gewisse Besessenheit. „Ich kann mich gar nicht beruhigen“, sagt sie, während sie am Ende des Abends eifrig Bücher signiert. In der Aula hat sie seine Intervention zunächst mit keinem Wort kommentiert. Die Moderatorin, die Germanistik-Professorin und Gleichstellungsbeauftragte Kirsten Schindler, wirkt verdattert. Was tun? Wie reagieren? Nächste Frage, bitte.
Kachelmann-Anwalt durchkämmt Schwarzers Aussagen
Von möglichen „äußerungsrechtlichen Tatbeständen“ raunt Schwenn auf die Frage, was ihn zum Besuch von Schwarzers Vorlesung veranlasst habe. Will sagen: Der Rechtsanwalt hat den Vortrag Schwarzers beim Zuhören nach rechtlich angreifbaren Aussagen durchgekämmt. Ob er fündig geworden ist? Könnte sein, signalisiert Schwenn. „Wir werden das sorgfältig prüfen“. Im Vortrag selbst moniert der Jurist zudem eine Fülle von Fehlern und „rechtlichem Unsinn“. Um das zu bemerken, genüge „Klippschulwissen“.
Alles zum Thema Universität zu Köln
- Interview mit Kölner Mobilitätsexperte Wie Künstliche Intelligenz Verkehr, Logistik und Industrie verändert
- Medienmacht in den USA gefährdet Europa „Ich hoffe, dass wir langsam aufwachen!“
- Pro-Palästina-Parolen Kölner Rathaus vor Besuch des israelischen Botschafters mit Farbe beschmiert
- Kölner USA-Experte Thomas Jäger „Trumps Wille ist künftig der Maßstab für Politik“
- Hoffnungen und Ängste „Als Trump Präsident wurde, habe ich geweint“ – Kölsche Amis zur US-Wahl
- Gesundheitsamt und Uni Köln Studie sammelt Infos zu Atemwegsinfektionen
- Filmemacher und Sonderpädagoge Wie Lukas Kotthaus aus Wipperfürth seine zwei Berufe verbindet
Zur Frage von Täter und Opfer und den Geschehnissen jener Nacht im Februar 2010, als Kachelmann seine Ex-Freundin nach ihrer Darstellung zum Sex gezwungen hatte, hat Schwarzer zuvor in ihrem Vortrag an entscheidender Stelle betont: „Ich habe nicht behauptet, der Mann ist schuldig. Ich sah mich nur genötigt, gegenzuhalten“ – gegen einen, wie Schwarzer es empfand, medienöffentlichen Mainstream, der Kachelmann zum unschuldigen Opfer seiner rachsüchtigen Ex erklärte.
Schwarzer sei es nicht um Kachelmann persönlich gegangen
Eigentlich, so Schwarzer, sei es ihr im Kachelmann-Prozess gar nicht um diesen einen Mann und diese eine Frau gegangen, sondern „grundsätzlich um sexuelle Gewalt zwischen den Geschlechtern“. Kachelmann sieht das erwartungsgemäß anders: Alice Schwarzer habe ihn „dutzendfach vorverurteilt und dutzendfach nachverurteilt.“
In ihrem Kölner Vortrag hat Schwenn jeden Hinweis darauf vermisst, dass das Oberlandesgericht Frankfurt Kachelmann in einem Zivilverfahren Schadensersatz wegen „Freiheitsberaubung“ als Folge der Anschuldigungen seiner früheren Geliebten zugesprochen habe. „Da trug Herr Kachelmann die Beweislast“, betont Schwenn. Aber das sei in Schwarzers Vortrag unter den Tisch gefallen. Statt dessen habe sie „unter dem Jubel der jungen Frauen“ im Saal weiter agitieren dürfen. „Da werden Menschenopfer in Kauf genommen.“
Kachelmann begründet Auftritt in der Uni Köln
Warum er sich diesen Auftritt in Köln eigentlich angetan habe, wo doch klar gewesen sei, dass er gegenüber Schwarzer auf dem Podium mit einem kurzen Statement aus dem Auditorium kommunikativ klar in der Rolle des Unterlegenen sei, wird Kachelmann gefragt: „Jeder, der auch nur die Empathie eines abgetauten Kühlschranks hat, kann nachvollziehen, dass mich das, was mir passiert ist, berührt. So etwas berührt und zerstört Menschen.“ Dass er aus der Situation und in der Wahrnehmung des Publikums nicht als strahlende Held herausgehen würde, das „war mir schon klar“.
Außerdem habe er die Gelegenheit nutzen wollen, auf die große Zahl nicht angezeigter Vergewaltigungen, zugleich aber auch auf die große Zahl von Falschbeschuldigungen aufmerksam zu machen, die von Schwarzer notorisch bestritten werde. „Wir sind hier vor zukünftigen Juristen“, sagt Kachelmann. „Und wenn ich schon mal in der Gegend bin…“
Die Beiläufigkeit ist kalkulierte Koketterie, was spätestens deutlich wird, als Pressefotografen überregionaler Medien in Aktion treten, die offenbar sehr genau gewusst haben, bis wann sie auszuharren hätten, um die Bilder des Abends zu bekommen.