Merkel war Teil eines exklusiven Kreises in der CDU-nahen Stiftung. In der Partei ist der Schock über den Austritt groß.
CDU-Politiker spricht von „Eiszeit“Angela Merkel verlässt laut Berichten Konrad-Adenauer-Stiftung
Die ehemalige Bundeskanzlerin Angela Merkel ist laut Medienberichten nicht mehr Mitglied der Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS). „Ich bin aus dieser Rolle einfach rausgewachsen“, soll Merkel ihre Entscheidung bei einem Treffen mit dem KAS-Vorsitzenden und Ex-Bundestagspräsidenten Norbert Lammert begründet haben. Das berichtet der „Spiegel“.
Angela Merkel hatte nach dem Ende ihrer Kanzlerschaft 2021 zunehmend die Kontakte zu ihrer Partei gekappt. 2022 lehnte sie bereits den Ehrenvorsitz der CDU entgegen der Empfehlung vieler Weggefährten ab. Merkels Entscheidung soll bei vielen Mitgliedern der Adenauer-Stiftung für Kopfschütteln gesorgt haben. Einige waren regelrecht geschockt.
Konrad-Adenauer-Stiftung: Angela Merkel verlässt überraschend CDU-nahes Gremium
Ein CDU-Politiker soll von einem „Bruch“ gesprochen haben. Ein weiterer prominenter CDU-Politiker beschrieb die Lage gegenüber dem „Spiegel“ als Eiszeit. Die Konrad-Adenauer-Stiftung gilt als eines der wichtigsten Organe der Christdemokratie, der eingetragene Verein darf nur 55 Mitglieder haben. Neue Mitglieder kommen nur dazu, wenn jemand austritt – so wie nun die Altkanzlerin.
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Unter vielen Mitgliedern der KAS soll Merkels Entscheidung für Kopfschütteln und Resignation gesorgt haben. Merkels Verhalten seit dem Ende ihrer Kanzlerschaft lasse sie aber nichts anderes mehr erwarten, hieß es weiter. Einige waren dennoch schockiert. Lammert soll bei einem Treffen im Spätsommer noch versucht haben, Merkel umzustimmen und sie zu überreden, weiterhin Mitglied der Stiftung zu bleiben.
Angela Merkel verlässt Konrad-Adenauer-Stiftung: Norbert Lammert verzweifelt bei Treffen
Angela Merkel lehnte aber selbst den Status als „Freundin der KAS“ ab, den Lammert ihr bei dem vertraulichen Gespräch noch angeboten hatte. Auf der jährlichen Versammlung Anfang Dezember verkündete Lammert den übrigen Mitgliedern die Entscheidung der Altkanzlerin, die auch das aktuelle politische Geschehen seit ihrem Auszug aus dem Kanzleramt nicht kommentiert.
Neben Merkel sind zahlreiche hochrangige CDU-Politiker Mitglied der KAS. Darunter unter anderem der ehemalige CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak oder die Ministerpräsidenten von Schleswig-Holstein und Sachsen, Daniel Günther und Michael Kretschmer. NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst ist dagegen nicht Teil des erlesenen Kreises.
Angela Merkel: Widersacher Friedrich Merz steigt in Konrad-Adenauer-Stiftung auf
Durch Merkels Abgang rückt ausgerechnet einer ihrer ärgsten politischen Widersacher in die Konrad-Adenauer-Stiftung auf. Friedrich Merz, der bisher nur kooptiertes Mitglied des Vorstands war, steigt zum offiziellen Mitglied auf. Merz war nach Merkels Ankündigung, den CDU-Vorsitz abgeben zu wollen, in die Politik zurückgekehrt.
Anfang der 2000er-Jahre hatte Merz nach dem Ende der Kanzlerschaft von Helmut Kohl im Machtkampf um den CDU-Vorsitz noch gegen Merkel den Kürzeren gezogen. Das Umfeld der Altkanzlerin betont gegenüber dem „Spiegel“, Merkel wollte mit ihrem Abschied von der KAS kein politisches Zeichen setzen. Ihre Distanzierung von der CDU setzt sie damit dennoch fort. (shh)