Düsseldorf – SPD und Grüne im Düsseldorfer Landtag haben massive Kritik an der Entscheidung der Landesregierung geübt, die Weihnachtsferien in NRW in diesem Jahr wegen der Pandemie früher zu beginnen.
SPD-Fraktionschef Thomas Kutschaty erklärte, die Nachricht sei eine „Hiobsbotschaft für alle Alleinerziehenden“. Jochen Ott, Schulexperte der SPD aus Köln, warf NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer vor, mit der Entscheidungen, auf zwei Unterrichtstage zu verzichten, würden die Klausurplanungen an vielen Schulen durcheinandergewirbelt.
Die Landesregierung hatte am Mittwoch überraschend verkündet, dass die Weihnachtsferien in diesem Jahr bereits am 18. Dezember beginnen sollen. Ursprünglich sollte der Unterricht erst am 23. Dezember enden. Die Vorverlegung soll den Kindern eine „Vorquarantäne“ ermöglichen. Die rechtzeitige Isolierung soll das Risiko, dass Schüler ihre Angehörigen an Weihnachten mit Corona infizieren, reduzieren.
Kutschaty hält Plan der Landesregierung für unrealistisch
Kutschaty hält diesen Plan allerdings für unrealistisch. Statt zu Hause zu bleiben, würden viele Kinder die gewonnene Zeit wahrscheinlich zum Einkaufen nutzen, sagte der SPD-Fraktionschef. Für Schüler, die in Notbetreuung untergebracht werden müssten, steige das Infektionsrisiko, weil dort oft Kinder aus unterschiedlichen Klassen gemeinsam betreut werden müssten.
„Das Konstrukt der Vorquarantäne ist eine Nebelkerze, mit der sie vom Chaos in der Schulpolitik ablenken wollen“, rief Kutschaty der Schulministerin zu. Gebauer habe immer behauptet, die Schulen seien „sichere Ort“. Mit der Vorziehung der Ferien räume sie nun selbst ein erhöhtes Infektionsrisiko ein.
Gebauer ließ die Gelegenheit aus, die Gründe für den früheren Ferienstart im Parlament zu erläutern. Stattdessen begründete sie erneut die Entscheidung der Landesregierung, so lange wie möglich am Präsenzunterricht festzuhalten. Die Forderungen von SPD und Grünen nach der Ermöglichung eines Wechselunterrichts sei eine „Kapitulation vor den Herausforderungen der Zeit. Der SPD-Politiker Ott konterte: „Sie haben zum Thema Weihnachtsferien keinen Satz gesagt heute Morgen. Das ist auch kein Wunder, weil sie nämlich nicht wissen, wie Sie das Problem lösen sollen.“
Franziska Müller-Rech sieht Benachteiligung für bildungsferne Schichten
Franziska Müller-Rech, schulpolitische Sprecherin der FDP aus Bonn, warf der SPD vor, Kinder aus bildungsfernen Schichten zu benachteiligen. Durch den Fernunterricht würden vor allem die Schüler abgehängt, die von ihren Eltern nicht gefördert würden und nicht über eine digitale Infrastruktur verfügen würden. Früher habe die SPD proklamiert, sie wolle „kein Kind zurücklassen“, heute gehe es der Partei nur um „politische Geländegewinne“.
Auch Petra Vogt, Schulexpertin der CDU aus Duisburg, wies die Vorwürfe der Opposition zurück. Die Klage über einen Betreuungsnotstand, der durch den früheren Ferienstart verursacht werde, sei nicht nachvollziehbar. Die von SPD und Grünen geforderte Einführung eines Distanzunterrichts schaffe dauerhaft sehr viele größere Betreuungsprobleme in den Familien als ein vorgezogener Start in die Weihnachtsferien.