Düsseldorf – Sie stehen nicht im Rampenlicht, verfügen aber über großen Einfluss. Die Staatssekretäre sind die „Könige der zweiten Reihe“ in der Landesregierung, befehligen den Beamtenapparat in den Ministerien. Die begehrten Jobs sind mit 11700 Euro im Monat top-dotiert (B9). Unter den Berufenen sind viele Weggefährten von NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst.
Man kennt sie zum Teil schon aus der gemeinsamen Zusammenarbeit in der Regierungszeit von Jürgen Rüttgers (CDU, 2005 bis 2010).
Zu den „Wüst-Boys“, wie sie im Düsseldorfer Landtag augenzwinkernd genannt werden, gehört Matthias Heidmeier, zuletzt Hauptgeschäftsführer des Westdeutschen Handwerkskammertags. Er war Sprecher der NRW-CDU in der Zeit, als Wüst Generalsekretär war.
Damals führte die NRW-CDU unter anderem die aggressive „Kraftilanti“-Kampagne gegen Hannelore Kraft. Interne Kabale in der Parteizentrale und „Rent-a-Rüttgers“-Affäre warfen ein schlechtes Licht über den Ministerpräsidenten, der die Landtagswahl 2010 überraschend verlor. Heidmeier nahm seinen Hut. Jetzt ist der Ex-Vertraute zurück: Wüst machte ihn zum Staatssekretär im Ministerium für Arbeit, Soziales und Gesundheit von Karl-Josef Laumann.
Günnewig wurde unter schwarz-gelb reaktiviert
Schon in der Rüttgerszeit verdiente sich auch Dirk Günnewig, jetzt Staatssekretär im Finanzministerium, erste Meriten. Er wurde 2008 als zum Büroleiterin der damaligen Schulministerin Barbara Sommer (CDU) gemacht. Die Staatskanzlei war unzufrieden mit der Arbeit der Bielefelderin und holte Günnewig als „Feuerwehrmann“ in das Umfeld von Sommer. Nach dem Regierungswechsel 2010 wurde Günnewig zunächst beim Landesrechnungshof „geparkt“. Unter Schwarz-Gelb wurde er reaktiviert. Wüst holte ihn in sein Verkehrsministerium.
Urban Mauer, Staatsekretär für Schule, ist ein Intimus des Chefstrategen Nathanael Liminski (CDU). Beide arbeiteten in der Hessischen Staatskanzlei gemeinsam für den damaligen CDU-Ministerpräsidenten Roland Koch. Mauer war zuletzt der Ressort-Koordinator in der Düsseldorfer Regierungszentrale. Jetzt soll er die Arbeit der unerfahrenen Neu-Schulministerin Dorothee Feller begleiten.
Bernd Schulte, jetzt Amtschef in der Staatskanzlei, machte im vergangenen Jahr von sich reden. Er hatte seine Bundestagskandidatur im Hochsauerlandkreis zugunsten von Friedrich Merz zurückgeben und wurde zum Gruppenleiter befördert.
NRW-Bauministerin Ina Scharrenbach bekommt gleich zwei CDU-Veteranen an ihre Seite gestellt. Mit der Ernennung von Jürgen Hovenjürgen wird ein alter Parteisoldat für seine Verdienste belohnt. Der für Wüst positive Nebeneffekt der Personalie ist, dass er den Job des CDU-Generalsekretärs, der bislang von Hovenjürgen bekleidet wurde, neu vergeben kann. Daniel Sievecke, der ebenfalls zum Staatssekretär ernannt wurde, war zuvor als neuer CDU-Fraktionschef gehandelt worden. Sollte er die Hoffnung auf die anderweitig vergebene Position gemacht haben, dürfte der die neue Aufgabe ein gutes Trostpflaster sein.
Auch Grüne greifen auf erfahrene Politiker als Staatssekretäre zurück
Auch die Grünen haben bei der Benennung ihrer Staatsekretäre an alte Fahrensmänner gedacht. Victor Haase, der jetzt Staatsekretär im Ministerium für Umwelt und Verkehr ist, war schon in der Oppositionszeit der Grünen von 2005 bis 2010 wissenschaftlicher Mitarbeiter der Landtagfraktion, ebenso wie sei jetziger Chef Oliver Krischer.
Paul Höller, neuer Staatssekretär im Ministerium für Wirtschaft, Industrie, Energie und Klimaschutz, war in alten Tagen Vorstandsreferent der NRW-Grünen. 2013 wechselte er ins Bildungsministerium von Sylvia Löhrmann wo er als Referent für Ganztag, Politische Bildung und Erinnerungskultur zuständig war. Höller, zuletzt Kreisdirektor im Ennepe-Ruhr-Kreis, kann mit seiner Frau eine Fahrgemeinschaft nach Düsseldorf bilden: Julia Höller wurde als Abgeordnete für die Grünen in den Landtag gewählt.