- Innenminister Herbert Reul über den Absturz der CDU im Bund und ihre Zukunft im Land.
Herr Reul, wie sehr hat Sie die Niederlage der CDU im Bund getroffen?
Das Ergebnis ist enttäuschend, da gibt es nichts schönzureden. Aber: Wir waren als CDU immer bereit, Verantwortung zu übernehmen, wenn es schwierig wurde und sind es auch jetzt. In NRW müssen wir jetzt alles dafür tun, um die Landtagswahl zu gewinnen.
Halten Sie es für möglich, dass die CDU in NRW bis nächsten Mai wieder auf einen grünen Zweig kommt?
Aber sicher. Bis dahin sind es noch acht Monate. Und diese Wahl hat ja gezeigt, wie schnell man verlorene Zustimmung auch wieder zurückgewinnen kann. Entscheidend ist, dass wir die richtigen Themen setzen und mit der richtigen Spitzenkandidatin oder dem richtigen Kandidaten ins Rennen gehen.
Mit Verkehrsminister Hendrik Wüst steht ein CDU-Politiker bereit, der den Job haben will.
Es ist gut, dass wir Leute haben, die sich die schwierige Aufgabe zutrauen. Ich halte es aber für falsch, ein Votum für die Spitzenkandidatur übers Knie zu brechen. Die ganze Partei muss hinter einer gemeinsamen Lösung stehen. Dabei darf sich niemand ausgebootet fühlen. Sonst ist die Einigkeit der Partei schon vor dem Wahlkampfstart dahin.
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Wäre es nicht eine Option, Spitzenkandidatur und Parteivorsitz zu trennen?
Das ist eine von mehreren Optionen, über die man reden könnte.
Welche Möglichkeiten gibt es denn noch?
Eine Option wäre ein Übergangsministerpräsident bis zur Wahl.
Aber dann müsste die CDU ohne einen Amtsbonus auskommen…
Das Amtsbonus-Argument wird meiner Meinung nach überbewertet. Schließlich kann ein Amtsinhaber auch Fehler machen, die ihn in der Wählergunst abstürzen lassen. Wir brauchen ein Gesamtpaket, das passt. Da stehen wir nicht unter Zeitdruck.
Doch, denn am 23. Oktober findet ja der Parteitag der NRW-CDU statt. Da soll ein Nachfolger von Armin Laschet gewählt werden.
Wenn jetzt überstürzt ein Nachfolger von Laschet ausgerufen werden sollte, befürchte ich Gegenkandidaturen.
Sie werden von ihren Kritikern in der Partei als „alter weißer Mann“ bezeichnet. Ärgert Sie das?
Nein, ich bin ja alt und weiß. Wenn damit gemeint sein sollte, dass ich die Zeichen der Zeit nicht mehr erkenne, würde ich dem widersprechen. Wir müssen aufpassen, dass die Debatte nicht zu emotional wird. Persönliche Verletzungen sind das falsche Mittel im Ringen um richtige Lösungen.
Das Gespräch führte Gerhard Voogt