„Viel zu spät“SPD-Politiker Ott sieht Kölner Quarantäne-Modellprojekt kritisch
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Düsseldorf – Der schulpolitische Sprecher der SPD-Fraktion im nordrhein-westfälischen Landtag, Jochen Ott, hat mehr Sicherheit vor Corona-Infektionen an Schulen gefordert und eine Neuausrichtung bei Quarantäneregeln angemahnt. „Im ganzen Land herrscht Chaos, wie mit Quarantänen umgegangen wird“, sagte Ott am Dienstag in Düsseldorf. Es müsse so viel Präsenzunterricht wie möglich stattfinden. Eine Durchseuchung der Schülerschaft sei keine Option, aber „die Gefährdung ist da, die Schulen sind nicht sicher“, so der stellvertretende Fraktionsvorsitzende.
Die aktuell praktizierte Regelung, Kinder, die engen Kontakt mit einem Infizierten hatten, 14 Tage in Quarantäne zu schicken, hält die NRW-SPD für unnötig lang und zu belastend für betroffene Familien. Ott schlug dem Modell des Virologen Christian Drosten und des Gesundheitsexperten Karl Lauterbach (SPD) folgend vor, die Quarantänedauer auf fünf Tage zu verkürzen mit der Möglichkeit, Schüler nach diesem Zeitraum freizutesten. Das garantiere auf längere Sicht mehr Gesundheitsschutz und weniger Unterrichtsausfall.
Zum von der Stadt Köln angekündigten Modellprojekt, nur noch positiv auf Corona getestete Schüler und Schülerinnen in Quarantäne zu schicken, direkte Sitznachbarn dafür täglich zu testen und weiter in die Schule gehen zu lassen, äußerte sich Ott kritisch. „Dieser Versuch kommt viel zu spät, das hätte man mit Beginn des Schuljahres starten müssen. Das wird das Chaos der unterschiedlichen Angänge nur noch vergrößern.“ Er werde aber den Verlauf des Projekts aufmerksam verfolgen, kündigte Ott an.
Die SPD plädiere für einen doppelten Lollietest, bei dem sowohl der Pooltest als auch die individuelle Probe am gleichen Tag durchgeführt werde, um die langen Zeitabstände zwischen dem Befund einer positiven Probe und ihrer persönlichen Zuordnung zu verkürzen. Zudem sollten generell drei Testungen pro Woche statt wie bisher zwei stattfinden.
Ott kritisierte die schwarz-gelbe Landesregierung und das Schulministerium. Man tue „auf Teufel komm raus so, als sei alles normal“. Das sei „verantwortungslos. Als weitere Forderungen seiner Partei formulierte Ott unter anderem die Sicherstellung flächendeckenden digitalen Unterrichts für isolierte Schülerinnen und Schüler; mehr Impfangebote für Kinder ab 12 durch Impfmobile, aber auch durch Kooperationen mit Testzentren. „Diese vom Staat aufgebaute Struktur für Schulen, Kinder und Jugendliche zu nutzen halten wir für richtig“, sagte der SPD-Bildungsexperte.
Mehr Luftfilter, kleinere Lerngruppen
Mehr Sicherheit soll für Schüler laut SPD auch durch die Ausstattung von Schulen mit Luftfiltern entstehen. Schulen sollten zudem die Freiheit haben, kleinere Lerngruppen zu bilden und auf Kurssysteme zu verzichten, um die Gruppen der Lernenden möglichst nicht zu mischen. Das Schulministerium müsse dringend Rahmenbedingungen schaffen, die es ermöglichten, auch außerschulische Lernorte zu nutzen.
NRW-SPD-Chef Thomas Kutschaty hatte bereits am Montag mit der Landtagsfraktion eine Sondersitzung des NRW-Parlaments noch in dieser Woche beantragt. Diese wurde nun für Donnerstag anberaumt.