Angela Merkel meidet CDU-Termine, trat nun aber als Rednerin bei einer Grünen-Veranstaltung auf.
AltkanzlerinAngela Merkel verabschiedet Trittin und macht Geständnis über Schwarz-Grün
Altkanzlerin Angela Merkel (CDU) hält sich seit dem Ausscheiden aus dem Amt in ihrer eigenen Partei stark zurück und lässt sich bei keiner Partei-Veranstaltung blicken. Selbst der Beerdigung ihres langjährigen Parteikollegen Wolfgang Schäuble blieb sie fern und nahm nur am späteren Staatsakt teil. Kontakt zu CDU-Chef Friedrich Merz scheint nicht zu bestehen, und aus der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung zog sich Merkel ebenfalls zurück.
Dafür nahm sie am Montag aber einen Termin bei den Grünen wahr. Bei der Verabschiedung von Ex-Umweltminister Jürgen Trittin, der im Januar nach 25 Jahren aus dem Parlament ausgeschieden war, hielt die 69-Jährige eine Rede.
Merkel bedauert, dass Schwarz-Grün 2017 nicht zustande kam
Und die hatte es in sich: Merkel bedauerte nach Angaben von Teilnehmern, dass es 2013 nicht zu einer schwarz-grünen Koalition gekommen ist. Sie betonte auch, der Versuch zur Bildung eines Jamaika-Bündnisses aus CDU/CSU, Grünen und FDP 2017 sei weder am Zwei-Prozent-Ziel bei den Verteidigungsausgaben noch an den Grünen und schon gar nicht an Trittin gescheitert. Merkel wirkte gut gelaunt, so heißt es, ihre Rede wurde immer wieder mit Applaus und auch Lachern honoriert.
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Die Veranstaltung am Abend im Marie-Elisabeth-Lüders-Haus des Bundestags war nicht öffentlich. Merkel vermied es auch, vor und nach dem Termin mit Journalisten zu sprechen. Beim Kurznachrichtendienst X, ehemals Twitter, verbreitete sich ein kurzes Video.
Zu sehen ist Merkel im blauen Blazer mit Jürgen Trittin und anderen Grünen-Politikern und -Politikerinnen vor dem Gebäude. Auf die Frage, welche Wünsche sie Trittin mit in den Ruhestand geben wolle, winkt die Ex-Kanzlerin nur freundlich lächelnd in die Kamera und sagt „Hallo!“.
Jürgen Trittin: Einladung an Angela Merkel ist ein Signal
Zur Einladung für Merkel sagte Trittin dem „Tagesspiegel“, er und die beiden Fraktionschefinnen Britta Haßelmann, Katharina Dröge hätten ein Signal setzen wollen, dass Demokratinnen und Demokraten unterschiedlicher Parteien respektvoll miteinander umgehen könnten. „Das ist wichtig in einer Zeit, in der die Demokratie von ihren Gegnern angegriffen wird. Ich habe 16 Jahre Opposition gegen Frau Merkel gemacht, dennoch respektieren wir einander.“ Er sagte über sie: „Frau Merkel redet einem nicht nach dem Mund, hat aber den Witz für eine spannende Rede. Es hat mich sehr gefreut, dass sie zugesagt hat.“
Merkel war laut „Tagesspiegel“ nicht die einzige CDU-Politikerin, die Trittin verabschiedete, allerdings wohl das mit Abstand prominenteste Unions-Mitglied. Der Berliner Abgeordnete Thomas Heilmann, der als Klimaexperte der Union gilt, war ebenso anwesend wie Jürgen Hardt, außenpolitischer Sprecher der Unionsfraktionen.
Spitzenvertreter der CDU äußerten sich nicht zur Anwesenheit Merkels bei der Grünen-Veranstaltung, die sicherlich angesichts ihres systematischen Meidens von CDU-Terminen als Affront verstanden werden kann. Lediglich CDU-Rechtsaußen Hans-Georg Maaßen, der einem Ausschlussverfahren mit einem Parteiaustritt zuvor kam, meldete sich bei X zu Wort und beschimpfte Merkel und Trittin als „zwei Schöpfer des parareligiösen Klima-Wahnsinns“.
Zu einem Foto auf dem X-Kanal der Grünen im Bundestag, das Merkel umringt von Trittin, Haßelmann und Dröge zeigt, schreibt ein User mit beißendem Unterton: „Der wahrscheinlich ehrlichste Moment in der Karriere von Angela Merkel.“ (mit dpa)