Düsseldorf/München – Ein Zwischenfall im Augustinerzelt auf dem Münchner Oktoberfest führt möglicherweise zu staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen gegen den FDP-Landtagsabgeordneten Dietmar Brockes. Eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft München I sagte dem „Kölner Stadt-Anzeiger“, in der Sache sei ein „Prüfvorgang“ angelegt worden.
„Vor Durchführung weiterer Ermittlungen des Sachverhaltes muss erst eine Mitteilung an den Präsidenten des Landtags des Landes NRW ergehen und eine Wartefrist eingehalten werden“, so die zuständige Oberstaatsanwältin.
Brockes war am frühen Abend des 2. Oktober bei einem Wiesnbesuch mit einem Paar in Streit geraten. Über seinen Anwalt ließ der NRW-Mandatsträger und Chef des FDP-Bezirks Mittelrhein mitteilen, der Politiker sei Opfer eines versuchten Handy-Diebstahls geworden.
„Nachdem er die als Täter in Betracht kommenden Personen (eine ihm unbekannte Besucherin des Oktoberfestes und ihren Begleiter) auf frischer Tat ertappt und zur Rede gestellt hatte, fertigte er zu Beweissicherungszwecken ein Foto von diesen an (mit seiner Handykamera). Bei dem Versuch der beiden Personen, das Foto zu löschen, kam es zu einem Handgemenge, in deren Verlauf Dietmar Brockes die weibliche Person mit der flachen Hand im Gesicht berührt haben soll“, erklärte der Rechtsbeistand.
Bei der weiblichen Person handelt es sich nach Informationen unserer Zeitung um die 31-jährige Jenifer G. aus Rheinland-Pfalz. Laut einem Bericht der Einsatzzentrale des Münchner Polizeipräsidiums soll Brockes die Frau mit der flachen Hand ins Gesicht geschlagen haben. Daraufhin habe Jenifer G. leichte Schmerzen verspürt. Das Handgemenge rief die Saal-Security auf den Plan. Der Sicherheitsdienst sah sich veranlasst, den Politiker zu fesseln und ihn der Polizei zu übergeben.
Bayern informierten NRW-Innenministerium
War das Verhalten der Security wirklich angemessen? Oder handelte es sich um eine Überreaktion? Wie hart war der Schlag wirklich? Nur eine „leichte Berühung”, wie der Anwalt behauptet, oder eine richtige Ohrfeige?
Das ist jetzt Gegenstand der Ermittlungen. Fest steht: Von der Münchner Polizei wurde der Vorgang nicht als Lappalie behandelt. Nach Informationen unserer Zeitung wurde der Sachverhalt am selben Tag um 22.53 Uhr als „WE-Meldung” (WE = wichtiges Ereignis“) an das Lagezentrum des Düsseldorfer Innenministeriums gesteuert. „Betreff: Einfache Körperverletzung u.a. durch Landtagsabgeordneten aus NRW auf der Wiesn“.
Der 51-Jährige wollte sich nicht zu dem Vorgang „aus Respekt vor der Staatsanwaltschaft München I, die mit der Prüfung des Vorgangs befasst“ sei, derzeit nicht äußern. Der 51-Jährige ist ein glühender Fan von Borussia Mönchengladbach und gilt als geselliger Typ. Er ist Vorsitzender des Ausschusses für Europa und Internationales und Sprecher der FDP-Landtagsfraktion für Industrie und Energie.
FDP in NRW erwartet Erklärung von Dietmar Brockes
Bei den Liberalen in NRW hatte das Bekanntwerden des Vorgangs massive Irritationen ausgelöst. Ein Mitglied des Landesvorstands sagte unserer Zeitung, man erwarte eine Erklärung von Brockes in den Gremiensitzungen nach den Herbstferien. Der FDP-Politiker gehört dem Landtag bereits seit 22 Jahren an.