Die Kampagne #NRWentscheidetsich soll zukünftig mehr Menschen für eine Organspende motivieren. Laumann will noch einen Schritt weiter.
Neue Initiative vorgestelltNRW-Gesundheitsminister will Widerspruchslösung für Organspenden
Zwei Drittel der deutschen Bevölkerung stehen laut einer repräsentativen Umfrage der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) einer Organspende grundsätzlich positiv gegenüber. Allerdings gab es laut der Deutschen Stiftung Organtransplantation im vergangenen Jahr lediglich 965 Organspenderinnen und Organspender in Deutschland. Gleichzeitig stehen bundesweit rund 8.500 Menschen auf der Warteliste für ein Spenderorgan.
In Nordrhein-Westfalen warteten 2023 1800 Menschen auf eine überlebenswichtige Transplantation, doch es wurden nur 166 Organe gespendet. Eine neue Initiative des nordrhein-westfälischen Gesundheitsministeriums, die am Gründonnerstag (28. März) auf der Landespressekonferenz vorgestellt wurde, soll diese Diskrepanz ändern.
#NRWentscheidetsich soll Menschen über Organspende aufklären
Über die Kampagne #NRWentscheidetsich sollen zukünftig Bürgerinnen und Bürger über das Thema Organspende aufgeklärt werden. Dazu gehören landesweite Informationsveranstaltungen, Kooperationen mit Unternehmen und Vereinen sowie eine crossmediale Kampagne.
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Zwar soll die Initiative auch dazu führen, dass mehr Organe gespendet werden, aber in erster Linie geht es bei #NRWentscheidetsich darum, dass jeder Mensch eine informierte Entscheidung für sich trifft. Also für oder gegen eine Organspende – und das, bevor es zu spät ist.
Ebru Yildiz, Leiterin des Westdeutschen Zentrums für Organtransplantation in der Universitätsmedizin Essen, berichtet, sie werde täglich mit dem Thema konfrontiert. Die Ärztin möchte nicht mehr trauernde Angehörige danach fragen, ob ihr kürzlich verstorbener Patient seine Organe spenden möchte oder nicht.
Für Jochen Werner, Vorstandsvorsitzender der Universitätsmedizin Essen, sind die Folgen des Organmangels nur schwer erträglich. Obwohl man Top-Mediziner in mit modernster Infrastruktur habe, könne vielen Menschen nicht geholfen werden.
NRW-Gesundheitsminister Laumann: Transplantationsmedizin ist ein Geschenk
NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann erzählt, er habe sich schon Mitte der Neunziger für die Organspende entschieden. Seitdem habe der CDU-Politiker einen Ausweis in seinem Portemonnaie. Die Transplantationsmedizin sei für ihn ein „Geschenk“: „Wir machen heute Sachen, die früher nicht vorstellbar waren“, sagt Laumann.
Es sei wichtig, dass jeder frei über seinen Körper selbst entscheiden könne. Aber: „Der Staat und die Ministerien müssen den Menschen helfen, diese Entscheidung treffen.“
Neben der Kampagne möchte Laumann am 14. Juni mit dem NRW-Landtag einen Gesetzesantrag für eine Widerspruchslösung in den Bundesrat einbringen. Mit dieser würde jeder Mensch nach dem ärztlich festgestellten Tod als Organspender gelten – außer, der Verstorbene hat der Spende zu Lebzeiten aktiv widersprochen. Aktuell muss man in Deutschland einer Organspende per Ausweis oder Online-Register aktiv zustimmen. Laut Laumann gebe es die Widerspruchslösung bereits in 26 europäischen Staaten. Dort würden deshalb auch mehr Organe gespendet werden.
Der Gesetzesentwurf soll nun an die Gesundheitsministerien der anderen Ländern gesendet werden, damit sie gemeinsam mit NRW den Antrag stellen. NRW-Gesundheitsminister Laumann geht davon aus, dass der Gesetzesentwurf im Herbst im Bundestag sein könnte.
Nachdem 2020 ein erster Anlauf gescheitert war, hofft er, dass es durch den anders zusammengesetzten Bundestag bessere Chancen für die Widerspruchslösung gibt.