Die Tötung der zwölfjährigen Luise hat die Menschen in NRW erschüttert. Die SPD kritisiert Ministerpräsident Wüst.
FreudenbergReul will im Landtag über Fall Luise informieren – SPD kritisiert Wüst für Reaktion
Nach dem Tötungsdelikt an der 12-jährigen Luise in Freudenberg fordert die SPD im Düsseldorfer Landtag NRW-Schulminister Dorothee Feller (CDU) auf, die psychosoziale Gesundheit von Kindern und Jugendlichen stärker in den Blick zu nehmen. „Mit der Forderung nach einer Absenkung der Strafmündigkeit oder nach schärferen Repressionen werden wir diesem traurigen Fall jedenfalls nicht gerecht“, sagte Jochen Ott, schulpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion, dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.
Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) habe nach seinem Empfinden auch nicht den richtigen Ton getroffen. Er finde es „sehr schwierig, von dieser schrecklichen Einzeltat allgemeine Grundsätze zur Jugendkriminalität abzuleiten oder sie gar in logischen Zusammenhang zu stellen“, sagte Ott. Das habe Wüst getan hat, als er von einem „Höhepunkt“ sprach. „Ich habe mich gefragt, warum er das gemacht hat“, so der SPD-Politiker aus Köln.
Nach Bekanntwerden der Geständnisse der beiden mutmaßlichen Täterinnen hatte Wüst gesagt: „Nach allem, was wir wissen, ist die Tat ein zutiefst verstörender Höhepunkt der Gewalt von Minderjährigen.“
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Freudenberg: Tod von zwölfjähriger Luise wird Thema im NRW-Landtag
Am Donnerstag ist der Vorfall im Siegerland Thema im Innenausschuss. NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) soll im nicht-öffentlichen Teil Auskünfte zu den Hintergründen der Tat geben. „Diese Informationen im geschützten Raum sind notwendig, damit die Politik den Fall richtig einordnen und bewerten kann“, sagte Christina Kampmann, innenpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.
Sie habe „Zweifel, dass Law and Order jetzt der richtige Weg ist“, so die frühere NRW-Familienministerin. Wenn die Landesregierung aber mehr auf Prävention setzen möchte, hat sie die SPD an ihrer Seite. „Deshalb ist es umso wichtiger, mehr über die Hintergründe der Tat zu erfahren. Wir müssen verstehen, um handeln und gegensteuern zu können“.
Der Familienausschuss berät ebenfalls am Donnerstag über einen Antrag zu den wissenschaftlich belegten Folgen der Pandemie. „Den Studien zufolge ist die Zahl der Kinder- und Jugendlichen mit psychischen Gesundheitsproblemen von zehn auf bis zu 25 Prozent angestiegen“, sagte Ott. Bildung und psychosoziale Gesundheit müssten künftige eine zentrale Rolle im Schulsystem spielen.
„Dafür müssen wir Lehrern und Sozialpädagogen und die nötige Zeit einräumen. Die Kinder müssen darin gestärkt werden, Konflikte gewaltfrei zu lösen und mit schwierigen Situationen wie zum Beispiel dem Mobbing oder der Beleidigung in sozialen Netzwerken umzugehen.“ Dafür sollten entbehrliche Unterrichtsinhalte gestrichen und die Lehrpläne entrümpelt werden, schlägt Ott vor: „Dies wird möglich, wenn man bestimmte Themen fächerübergreifend angeht.“
Tötungsdelikt in Freudenberg: Warnung vor seelischen Belastungen
Strengere Strafen würden auf Kinder und Jugendlichen nur wenig abschreckend wirken. „In Großbritannien und den USA ist die Rückfälligkeit von jugendlichen Tätern nach einer Verschärfung des Strafrechts sogar noch angestiegen“, sagte Ott.
In einer Anhörung im Landtag hatten die Experten berichtet, dass die Zahl der Angst- und Panikattacken bei Kindern und Jugendlichen nach der Pandemie zugenommen hat. Durch die soziale Isolation habe sich die Bedeutung von sozialen Medien in der Interaktion massiv verstärkt.
Gleichzeitig hätten sich die Konflikte durch die oft übergriffige Kommunikation in den Netzwerken verschärft. „Der Krieg in der Ukraine und nicht selten auch die Klimakrise führen jetzt zu zusätzlichen seelischen Belastungen“, warnte Ott.