Köln/Düsseldorf – In ganz Deutschland gehen die Infektionszahlen durch die Omikron-Welle steil nach oben. Für Mitte Februar rechnet Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach mit hunderttausenden Neuinfektionen – pro Tag. Das hat auch Auswirkungen auf die PCR-Testzentren: Sie kommen mit der Auswertung der Tests nicht mehr hinterher. Denn auch die Zahl der PCR-Tests ist derzeit auf einem Rekordstand. Bundesgesundheitsminister Lauterbach will deshalb einige Berufsgruppen bei der Laborauswertung bevorzugen. „Wir werden so hohe Fallzahlen bekommen, dass wir die PCR-Tests verteilen, priorisieren müssen. Dazu werde ich am Wochenende einen Vorschlag vorlegen“, kündigte Lauterbach an Mittwochabend an. Die Priorisierung für PCR-Tests könnte am Montag von Bund und Ländern beschlossen werden.
Wie hoch sind derzeit die Test-Kapazitäten in NRW?
In Nordrhein-Westfalen sind theoretisch bis zu 930 000 PCR-Tests pro Woche möglich, in der vergangenen Woche wurden 626 000 Tests durchgeführt. Die Kapazitäten seien ausgebaut worden, sagte NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann am Mittwoch im Landtag. Der limitierende Faktor sei das qualifizierte Personal, so das Ministerium. Dazu kommt, dass auch einige Labormitarbeiter durch Omikron in Quarantäne müssen. Die realen Kapazitäten in den Laboren schwanken also, beziehungsweise sie liegen darunter. Wenn zwei Drittel der Kapazitäten ausgeschöpft seien, kann dies laut Ministerium in einzelnen Bereichen zu Engpässen führen.
Die SPD wirft der Landesregierung unterdessen vor, hinter der Entwicklung herzulaufen: „Dass die Nachfrage nach Corona-Tests aufgrund der Omikron-Welle steigen wird, war bereits im letzten Jahr klar“, sagte Josef Neumann, gesundheitspolitischer Sprecher der SPD.
Wie ausgelastet sind die Kölner PCR-Teststellen und Labore?
Derzeit melden die Labore PCR-Testergebnisse mit ein bis zwei Tagen Verzug. Das bestätigte ein Sprecher der Stadt auf Nachfrage.
Wer wird im Falle einer Priorisierung bei einem PCR-Test bevorzugt?
Die PCR-Tests sollten für diejenigen Personen verwendet werden, „bei denen wir ganz sicher sein müssen, die sind entweder krank oder die sind wieder gesund“, sagte Gesundheitsminister Karl Lauterbach am Mittwochabend in der ZDF-Sendung „Markus Lanz“.
Konkret sollen Labore demnach verpflichtet werden, Proben von Beschäftigten in Kliniken, Pflegeheimen, Einrichtungen für Menschen mit Behinderung und den jeweiligen ambulanten Diensten vorrangig zu untersuchen. Bei der PCR-Teststelle müssen die Beschäftigten einen Nachweis über ihre Tätigkeit vorzeigen. Die Teststellen vermerken die Priorisierung dann im Vordruck ans Labor.
Sollte ich mit einer roten Corona-Warn-App einen PCR-Test machen?
Wenn sich die Kachel der Corona-Warn-App rot färbt, haben Nutzer Anspruch auf einen kostenlosen Test – Antigen oder PCR. Das gilt auch für vollständig Geimpfte und Geboosterte. Die Betreiber der App weisen darauf hin, dass es sinnvoll ist, die Warn-App in der Schlange vor dem Testzentrum kurz auszustellen, um unnötige Warnungen an dem Tag zu verhindern.
Das könnte Sie auch interessieren:
Angesichts der überlasteten PCR-Testzentren empfiehlt Bundesgesundheitsminister Lauterbach, bei einer roten Warn-App einen Selbst- oder Schnelltest zu machen.
Muss ich nach einem positiven Bürgertest noch einen PCR-Test machen?
Stand jetzt: Ja. Der Apothekerverband Nordrhein hat jedoch ein Ende der PCR-Testpflicht gefordert, um die Labore nicht zu überlasten. Die meisten positiven Bürgertests würden bei einem deutlich aufwendigeren PCR-Test nur bestätigt.
Allerdings benötigen Infizierte nach wie vor einen Nachweis über einen positiven PCR-Test, um nach überstandener Krankheit oder Infektion einen Genesenennachweis zu erhalten.
Brauche ich einen negativen PCR-Test, um nach einer Infektion die Quarantäne zu beenden?
Nein. Nach sieben Tagen können sich Infizierte über einen negativen Schnelltest aus der Quarantäne freitesten. Wenn Infizierte jedoch in einem Beruf mit hohen Sicherheitsvorkehrungen arbeiten – beispielsweise in der Altenpflege, in der Behindertenbetreuung oder in Krankenhäusern – benötigen sie einen negativen PCR-Test zur Freitestung.
Wie wirkt sich die Auslastung der PCR-Testzentren auf die Corona-Zahlen und die Variantenbestimmungen aus?
In Bremen liegt die Inzidenz derzeit bei über 1000. Labore haben Medienberichten zufolge deshalb den Senat gebeten, auf variantenspezifische PCR-Tests zu verzichten – das erspare Arbeit.
Durch die hohe Auslastung in PCR-Testzentren kann es natürlich sein, dass Infizierte mit geringen Symptomen gar keinen PCR-Testtermin wahrnehmen und somit nicht in die Inzidenz-Statistik eingehen.
Wie zuverlässig ist ein PCR-Test?
Der PCR-Test ist die mit Abstand sicherste Methode, um eine Infektion mit dem Coronavirus nachzuweisen. Durch eine Polymerase-Kettenreaktion können Mitarbeiter im Labor das Erbmaterial des Virus vervielfältigen. Dadurch können sie das Virus auch nachweisen, wenn sich nur wenige Erreger in der Probe befinden.
Die PCR-Technik selbst ist ein Standardverfahren in der Virusdiagnostik, sie wird auch verwendet, um das Blut von Blutspendern auf Hepatitis und HIV zu untersuchen. Die Trefferquote bei einem Corona-PCR-Test liegt bei 98 Prozent.
Wie zuverlässig ist ein Schnelltest?
Bei den Schnelltests hängt die Zuverlässigkeit sehr stark vom Hersteller ab und von der Viruslast der getesteten Person. Hat eine Person einen asymptomatischen Verlauf, ist die Trefferquote bei Schnelltests deutlich niedriger als bei Infizierten, die schon Krankheitssymptome spüren.
Das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) hat im November eine Studie veröffentlicht, für die es 122 Antigenschnelltests auf ihre Sensitivität getestet hat. 26 Schnelltests fielen laut Studie durch, 96 entsprachen den geforderten Kriterien. Eine Liste der Schnelltests finden Sie hier. (mit dpa)