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Stefan Kämmerling ist wieder daSPD-Scharfmacher rückt in den Landtag nach

Lesezeit 3 Minuten
Kämmerling

Stefan Kämmerling (SPD) rückt in den Lantag nach.

Düsseldorf – Selten hat das Scheitern eines SPD-Wahlkreiskandidaten so viel Häme ausgelöst. Als der SPD-Politiker Stefan Kämmerling bei der Landtagswahl am 15. Mai überraschend sein Direktmandat im Wahlkreis Aachen IV verlor, war die Genugtuung bei der CDU groß. Als „Chefankläger“ im Flutausschuss hatte Kämmerling die schwarz-gelbe Vorgängerregierung massiv unter Druck gesetzt. Jetzt ist er wieder da.

Der 46-Jährige wird für Ibrahim Yetim aus Moers in den Landtag nachrücken, der sein Mandat im nächsten Frühjahr zurückgibt.

Innenexperte Yetim gehörte dem Landtag zwölf Jahre lang an und will sich nun einer neuen beruflichen Herausforderung stellen. Als die Nachricht vom Ausscheiden Yetims am Wochenende bekannt wurde, ahnten bei der CDU nur wenige, dass dieser Schritt die Rückkehr des ungeliebten Gegenspielers ins Parlament nach sich ziehen würde. Der Landesverband bestätigte unserer Zeitung jetzt, dass Kämmerling über die Landesliste für Yetim nachrückten wird.

Alles zum Thema Jochen Ott

Kutschaty im RauHaus

Thomas Kutschaty (m.) mit Landesgeschäftsführer Stefan Kämmerling und Generalsekretärin Nadja Lüders.

In der SPD heißt es, bei einem Wahlsieg von Spitzenkandidat Thomas Kutschaty bei der Landtagswahl wäre Kämmerling wahrscheinlich mit einem Regierungsamt für sein engagiertes Auftreten im Flutausschuss belohnt worden. Nach der Wahlniederlage der SPD wollte Kutschaty den Strategen aus Eschweiler in seinem Umfeld behalten. Kämmerling wurde im Juni vergangenen Jahres zum Geschäftsführer der NRW-SPD ernannt, ein Job, der zuvor über Jahre unbesetzt war. Diese Position soll der SPD-Politiker auch als Landtagsabgeordneter behalten. Kämmerling freue sich darauf, die „Neupositionierung der SPD weiter mit großem Engagement voran zu treiben“, sagte ein Sprecher dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ auf Anfrage.

Heinen-Esser 070422

Die frühere NRW-Umweltministerin Ursula Heinen-Esser (CDU) im Landtag (Archivbild)

In der SPD-Landtagsfraktion freut man sich auf die Rückkehr des „Scharfmachers“. „Stefan Kämmerling ist ein absolut aufrechter Mensch und echter Mannschaftsspieler, fleißig und immer sehr gut auf die Sitzungen vorbereitet“, sagte Sarah Philipp, Parlamentarische Geschäftsführerin der Fraktion, unserer Zeitung. Deswegen verfüge er oft über Detailwissen, „das die Regierung immer wieder verblüfft und schlecht aussehen“ lasse.

„Er hakt an Punkten nach, wo es weh tut, zum Beispiel bei den umstrittenen Mallorca-Reisen der drei CDU-Minister auf dem Höhepunkt der Flut-Katastrophe im vergangenen Jahr, die zum Rücktritt von Ex-NRW-Umweltministerin Heinen-Esser führte“, so Philipp. „Für uns ist die Rückkehr von Stefan Kämmerling eine gute Nachricht. Dass die CDU darüber vielleicht weniger begeistert ist, kann ich verstehen“, so die Politikerin aus Duisburg.

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Wo Kämmerling künftig eingesetzt wird, sei noch unklar. In der vergangenen Legislaturperiode war der gelernte Bankkaufmann nicht nur Obmann der SPD im Untersuchungsausschuss Flut, sondern auch im Kommunal- und im Wirtschaftsausschuss als Experte für den Strukturwandel im Rheinischen Revier aktiv.

Ott freut sich für Region Aachen, CDU schweigt

Jochen Ott, SPD-Landtagsabgeordneter aus Köln, begrüßte die Rückkehr von Kämmerling. Dessen fachliche Kompetenz sei ein Gewinn für die SPD-Fraktion. „Er war und wird einer unserer stärksten und fleißigsten Abgeordneten sein, erprobt auch in harter Kontrolle der Regierung. Für die Region Mittelrhein ist es wichtig, dass auch die Region Aachen wieder parlamentarisch durch die SPD vertreten ist“, so Ott.

Die CDU-Fraktion wollte sich nicht zu der Personalie äußern. Kämmerlings Nachrücken sei ein normaler parlamentarischer Vorgang und Sache der SPD, hieß es.