Düsseldorf/Köln – Er ist ihm nicht zufällig rausgerutscht. Der Satz kam mit Anlauf. „Wir schaffen das“, sagte der nordrein-westfälische Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) heute Mittag bei seiner Regierungserklärung im Düsseldorfer Landtag, nachdem er zuvor über die Greuel des Ukraine-Krieges und die Menschen gesprochen hat, die vor Putins Militärmaschine fliehen. Die jetzt auch nach NRW kommen, die hier untergebracht und betreut werden sollen. Natürlich in erster Linie mit Hilfe der Kommunen, wo die meisten Menschen dann letztlich landen.
„Ja es wird haken, es wird schwierig. Aber ich will das in aller Klarheit sagen: Wir schaffen das!“, sagte Wüst - in Anlehnung an die frühere Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), und vor allem wohl mit Blick auf die Landtagswahlen in zwei Monaten. Die drei Worte, die Merkel im August 2015 angesichts einer drastisch steigenden Zahl von Flüchtlingen vor Journalisten der Bundespressekonferenz in Berlin gesagt hat, sind ein Griff ins oberste Regal, bei dem man sich auch leicht verheben könnte.
Der Satz, der wohl wie kein anderer mit Merkels Kanzlerschaft verbunden bleiben wird, elektrisierte ihre Anhänger und reizte ihre Gegner. Er wühlte ein Land auf, spaltete es. Er entwickelte eine kaum vorstellbare Kraft, die wohl auch die Wahlergebnisse der rechtsextremen AfD befeuerte.
Drei Worte, die jetzt auf mehr Verständnis treffen
Drei Worte, die selbst in der CDU für Zerwürfnisse sorgten, jetzt wieder ausgesprochen von einem christdemokratischen Ministerpräsidenten. Drei Worte, die aber diesmal wohl auf mehr Verständnis treffen werden als 2015. Denn der Krieg, mitten in Europa, hat die deutschen Köpfe und Herzen längst erreicht. Die Angst, von einem außer Kontrolle geratenen Despoten womöglich selbst noch angegriffen zu werden, hat wachgerüttelt.
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Die Unterstützung für die Ukraine, die vor einigen Wochen noch unvorstellbare Wende in der deutschen Sicherheitspolitik, all dies trifft jetzt auf großen Rückhalt in der Bevölkerung. Und deshalb, na klar, auch die Aufnahme von fliehenden Frauen und Kindern. Das hat Wüst erkannt, und deshalb wohl auch den historisch belegten Satz gewagt.
Am Ende haben sich zuletzt vor allem Ehrenamtler gekümmert
„Wir“ also werden das schaffen, sagt er. Ob er sein Versprechen hält, die Kommunen bei ihren Bemühungen zu unterstützen, kann man bis zur Landtagswahl im Mai nur erahnen. Sicher, die Kapazitäten des Landes auf 25.000 Plätze kurzfristig hochzufahren, um den „Übergang“ der Flüchtlinge in die Städte und Gemeinden besser koordinieren zu können, ist ein erster Schritt. Das aber darf nicht der letzte sein, denn die Menschen werden womöglich Jahre bleiben.
Und schon beim ersten Mal, als nämlich die Ex-Kanzlerin von „Wir“ gesprochen hat, ist die meiste Arbeit am Ende bei den zahlreichen Ehrenamtlern hängengeblieben. Den vergleichsweise Wenigen, die sich dann tatsächlich um die Menschen bemüht haben.