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Biber, Nachtwache, FalthilfeSo verrückt haben wir im Studium unser Geld verdient

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Auch im „Maulwurf Max“, dem Bauarbeiten-Maskottchen der Deutschen Bahn, steckt vermutlich ein Student mit Geldnöten.

Köln – Im Orangenkostüm auf dem Ku'Damm oder als Nachtwache im Schlaflabor – neben Schule oder Studium hatten unsere Redakteurinnen die absurdesten Nebenjobs. Eine Sammlung unserer kuriosesten, schlimmsten, aber auch schönsten Studentenjobs.

Tanja Wessendorf: „So gar keine Skrupel“

Ich kann mich gar nicht entscheiden, welches mein kuriosester Studentenjob war. In einem aufblasbaren Orangenkostüm mit Blatt auf dem Kopf auf dem Ku’Damm in Berlin Flyer für eine Saftbar zu verteilen beziehungsweise im Biber-Kostüm eines bekannten Baumarktes den Kunden an der Kasse die Tüten einzupacken sind in meiner Erinnerung weit vorne. Ein guter Job war der als Statistin für eine Krankenhausserie, bei der ich auf der Krankenliege herumgeschoben wurde und sonst nichts tun musste.

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Medikamententesterin, der wohl schlimmste Studentenjob in unserer Sammlung.

Definitiv am lukrativsten war der Job als Medikamententesterin. Man hat ja in dem Alter und der finanziellen Lage so gar keine Skrupel. Drei Monate lang eine noch nicht zugelassene Anti-Baby-Pille nehmen, sich regelmäßig Blut abnehmen lassen und am Ende 3000 Euro kassieren. Und nein, man musste dafür nicht schwanger werden!

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Britta Bauchmüller: Hotdogs für die Biker

Mein kurzer Abstecher ins Tankstellen-Business endete nach zwei Wochen mit einem Kassenabsturz am Sonntagnachmittag und einer nett formulierten Kündigung. Zu meiner Verteidigung: Ich war noch Schülerin und gerade einmal alt genug, um selbst zu konsumieren, was ich dort alles verkaufte. Danach startete ich im Gyros-Imbiss durch. Ich nahm telefonische Bestellungen für „Gyros komplett ohne Pommes, Krautsalat, Tsatsiki und Zwiebeln“ entgegen („Also eigentlich nur Fleisch! Haha! Verstehste?“). Ich lernte, Weizen einzuschütten, was ein „Schuss“ ist und bekam meinen Lohn in nach Fritteuse riechenden Fünf-Euro-Scheinen.

Mein liebster Job: den Kinderparcours im Hochseilgarten beaufsichtigen. Also heiße Sommertage im schattigen Wald verbringen. Lukrativ, aber stressig war es auf der Kölner Messe. Als einziger Stand mit etwas Essbarem hatten wir immer lange Schlangen: Die Art-Cologne-Gänger rissen sich um unseren guten Kaffee, bei der Motorradmesse stopften wir wie am Fließband Würstchen in Brötchen.

Caroline Kron: Im Schlaflabor zum Magister

Kurios war er nicht, furchtbar auch nicht, aber: sehr nachhaltig im positiven wie im negativen Sinne – mein Job als Nachtwache in einem Schlaflabor. Es hat meinen Biorhythmus bis heute beeinflusst. Nicht, dass ich nicht von Natur aus eine Nachteule wäre, aber ich könnte schwören: Wären die eineinhalb Jahre nicht gewesen, in denen ich mich, wenn andere Menschen – und Vögel – den Tag begrüßten, in meinen Pyjama warf, um anschließend bis in den Nachmittag hinein zu pennen, würde ich heute nicht chronisch zu spät kommen, wenn die Termine sehr früh sind. So viel zum Negativen. Anderseits hätte ich wahrscheinlich bis heute keinen Uni-Anschluss. Da ich nie mehr so viel Ruhe für meine Magisterarbeit fand als neben den Schlafenden im Schlaflabor.

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Ein ruhiger Job: Nachtwache im Schlaflabor

Sarah Peters: Der große Durchbruch

Meinen kuriosesten Job hatte ich wohl noch als Schülerin. In der Oberstufe war ich als Falthilfe bei einem mittelgroßen Modehaus in der Kölner City angestellt. Als Falthilfe bestand meine Aufgabe im Alltag weitestgehend darin, grässliche Shirts mit Leoprint von einem Stapel vorne rechts auf einen Stapel hinten links zu sortieren und neu zu falten. Diese eintönige Arbeit wurde nur unterbrochen, wenn man im Lager neue Ware aufbügeln durfte, was nur hieß, dass man die Ware aus den Kartons auspackt und auf Bügel hängt.

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Wäsche falten kann Sarah Peters heute noch sehr gut.

Als aber mal jemand in der Telefonzentrale krank wurde, war mein Tag gekommen. Ab diesem Zeitpunkt wurde ich in der Zentrale im vierten Stock eingesetzt und durfte Kaufhausdurchsagen machen: „Sehr verehrte Kunden, bitte beachten Sie auch unsere Angebote auf der dritten Etage!“

Rebecca Häfner: Der cholerische Chef

Um meine Studentenkasse aufzubessern, habe ich in einem Supermarkt die Regale aufgefüllt. Eigentlich kein schlechter Job, wenn nicht der cholerische Chef gewesen wäre. War die Arbeit erledigt, mussten wir dem Chef Bescheid geben und fragen, ob wir gehen durften. Obwohl man mit dieser Anweisung nur seinen Auftrag erfüllte, kassierten Fragende regelmäßig einen lauten Rüffel. Was dazu führte, dass keine meiner Kolleginnen sich je traute, dem Supermarktleiter zu sagen, dass wir fertig waren. Das Resultat: Weil ich den Feierabend nicht unnötig lange aufschieben wollte, war ich jedes Mal die Fragende, die angeschnauzt wurde.

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Jenny Meyszner: „Radler“ in Gebärdensprache

Als Studentin habe ich jahrelang vor allem als Kellnerin gearbeitet. Einmal wurde ich gefragt, ob ich am Wochenende auf einem „Jugendball“ in der Stadthalle meiner Heimatstadt aushelfen könnte. Weil es ganz gut bezahlt war, sagte ich zu, ohne groß nachzufragen. Schon bei meiner Ankunft war ich von der Lautstärke der Musik irritiert, dachte mir aber, es sei vielleicht noch der Soundcheck. Als immer mehr offensichtlich gehörlose Jugendliche eintrafen, dämmerte mir, dass es ein besonderer Abend werden könnte. Tatsächlich hatte ich zugesagt, zwei Abende hintereinander auf einem Gehörlosen-Ball zu kellnern.

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„Kann ich mal durch?“ funktioniert nicht bei Gehörlosen.

Was ich dort gelernt habe: Gehörlose sind zwar taub, aber deswegen nicht leise. Mit einem vollen Tablett in der Hand muss man kreativ werden, um sich einen Weg durch die Menge zu bahnen. „Darf ich mal durch?“ funktioniert jedenfalls nicht. Ich kann ein „Radler“ in Gebärdensprache bestellen. Und ich verstehe jetzt, über was Herbert Grönemeyer damals gesungen hat: „Sie mag Musik nur, wenn sie laut ist - Wenn der Boden unter den Füßen bebt…“

Eva Fiedler: „Dann lieber pleite“

Im Sommer zwischen Abitur und Studium brauchte ich dringend einen Ferienjob, aber mit meinem ungeklärten Status – keine Schülerin mehr, aber noch keine Studentin – wollte mich partout niemand einstellen. Nur in einer gut besuchten Bäckereifiliale wurden Aushilfen gesucht. Für damals 7,50 Mark pro Stunde trat ich meinen Dienst hinter der Brottheke an. Es war Sommer, es war heiß, die Wespen umschwirrten den Pflaumenkuchen, die Berliner und mich. Die Stammkunden taten ihre Missbilligung kund, weil ich die einzelnen Brotsorten noch nicht draufhatte.

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„Puh. Wo liegt noch mal das Krustenbrot?“

Doch das Grauen erwartete mich erst, als ich dachte, jetzt wäre endlich Feierabend. Dann mussten wir Verkäuferinnen die Auslagen putzen und den Boden fegen, unbezahlt. Schweißgebadet wankte ich aus dem Geschäft. Eine Woche habe ich durchgehalten und dann beschlossen, den Sommer lieber mit sehr wenig Geld auszukommen. (bbm/dmn)