Düsseldorf/Köln – Nordrhein-Westfalens Schulen, die in sozialen Brennpunkten liegen, sollen eine bessere Lehrerausstattung erhalten. Bildungsministerin Yvonne Gebauer (FDP) sagte bei der Vorstellung des Konzeptes „schulscharfer Sozialindex“, dies sei ein großer Schritt zu mehr Bildungs- und Chancengerechtigkeit für die Schüler.
Der Sozialindex, so wie ihn der Bochumer Sozialwissenschaftler Jörg-Peter Schräpler erarbeitet hat, ist ein Maß zur Ermittlung der sozialen Belastung und des Unterstützungsbedarfs der einzelnen Schulen in NRW. Sein Ziel ist die Verbesserung der Ausstattung, etwa durch sonderpädagogisches Personal. Um den Index zu erstellen, hat Schräpler verschiedene Indikatoren herangezogen wie Armut, sprachliche Kompetenz und Lage der Schule. Ein Vorbild für den NRW-Index gibt es in Hamburg.
5200 Stellen sollen nach Index zugewiesen werden
Im kommenden Schuljahr werden rund 5200 Stellen nach diesen Regeln den Schulen mit besonderem Bedarf zugewiesen. Davon würden 3260 Stellen gegen Unterrichtsausfall, für Vertretungsaufgaben und für besondere Förderaufgaben eingesetzt. Rund 1500 Integrationsstellen sollen für Sprachbildung und Sprachförderung bereitstehen. Rund 450 Stellen sind für Sozialpädagogische Fachkräfte an den Grundschulen eingeplant – diese, so Gebauer, seien zusätzlich geschaffen worden.
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„Ich meine, dass wir zu lange hier bei uns die Augen vor Missständen verschlossen und tatsächliche, unausweichliche, sicherlich manchmal auch unangenehme Zahlen wie Gegner betrachtet haben“, sagte die Bildungsministerin auch im Blick auf die rot-grüne Vorgängerregierung.
„Was uns die Ministerin jetzt präsentiert, ist allerdings ein billiger Taschenspielertrick: Anstatt neue Stellen zu schaffen, werden die Stellen gegen den Unterrichtsausfall und die Integrationsstellen umverteilt “, so kritisiert Jochen Ott, bildungspolitischer Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, den Plan Gebauers. Man brauche keine Umverteilung, sondern müsse zu einer bedarfsgerechten Verteilung von Personal und Ressourcen kommen. „Dafür müssen dauerhaft deutlich mehr Stellen geschaffen werden", so Ott.
Kritik auch von den Grünen
Ein zielgerichteter Sozialindex sei richtig, funktioniere aber nur, wenn zusätzliche Ressourcen zur Verfügung gestellt werden, sagt auch die bildungspolitische Sprecherin der Grünen, Sigrid Beer. „Der jetzt von Schulministern Gebauer vorgestellte Index verteilt faktisch nur vorhandene Stellen neu. Die Schulen müssen also die Unterstützung aus den bisherigen Stellenkontingenten decken.“ Damit werde das neue Instrument zu einem Potemkinschen Dorf. Es schaffe neue Ungerechtigkeiten, wenn Schulen Stellen untereinander abgeben müssten, die ohnehin große Herausforderungen zu bewältigen hätten.
Auch die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, GEW NRW, kritisiert das Konzept von Schulministerin Yvonne Gebauer zum schulscharfen Sozialindex. Es gebe keine zusätzlichen Stellen und es fehle an Lehrkräften, die offenen Stellen zu besetzen.
Die Zuordnung der Schulen regelt der Sozialindex nach vier Indikatoren: Kinder- und Jugendarmut im Einzugsgebiet der Schule, Anteil der Schüler mit nichtdeutscher Familiensprache, Anteil der Schüler mit Zuzug aus dem Ausland sowie Anteil der Schüler mit Förderschwerpunkten Lernen, emotionale und soziale Entwicklung und Sprache.