In der Nähe des Vier-Herren-Steins im Dahlemer Gemeindewald könnte eine Fläche für Windkraftanlagen ausgewiesen werden. Die CDU lehnt dies ab.
RegionalplanProtest gegen Windkraftkonzept in Dahlem
Die CDU-Fraktion im Dahlemer Gemeinderat ist mit der Teilplanung im neuen Regionalplan der Bezirksregierung Köln für privilegierte Windkraft-Potenzialflächen nicht einverstanden. Nun soll die Verwaltung prüfen, ob noch Änderungen möglich sind.
Manchmal könnte man denken: Genug ist nicht genug. Noch Mitte August des vergangenen Jahres hatte NRW-Wirtschafts- und Klimaministerin Mona Neubaur die Gemeinde Dahlem für ihre – gemessen an der Einwohnerzahl – vorbildliche Politik beim Bau von Windkraftanlagen (WEA) gelobt. Mit Bürgermeister Jan Lembach hatte sie feierlich die 18. WEA im Windpark Dahlem I-V eingeweiht.
Die Planung der Bezirksregierung sieht weitere Windräder für Dahlem vor
Doch nun kommt die Bezirksregierung Köln mit dem Teilplan Erneuerbare Energien, speziell von Windkraft, sozusagen um die Anhörungsecke für die Öffentlichkeit und die betroffenen Kommunen. Und siehe da: Auf Basis der entsprechenden Potenzialflächenkarte könnten es noch deutlich mehr Rotoren-Türme werden als bisher.
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Wobei man wissen muss, dass die NRW-Regierung den Ausbau von Windkraftanlagen schon bis Ende 2025 auf 1,8 Prozent der Landesfläche, wie vom Bund gefordert, erreichen will, der dieses Ziel eigentlich für 2032 festgesetzt hat. Für NRW sind das 514 Quadratkilometer Fläche. Erreichen will man dieses Ziel durch schnellere Genehmigungsverfahren, einen sukzessiven Rückbau der 1000-Meter-Regelung beim Abstand von Windrädern zu Siedlungen und eine Aufweichung des Verbots von WEAs im Fichtenwald.
Die meisten Windenergieanlagen sollen linksrheinisch entstehen
Das Gros der Neuausweisungen ist linksrheinisch vorgesehen, etwa in der Nordeifel. Denn der Flughafen Köln-Bonn, auf der anderen Seite, wird großflächig ausgespart.
Auch für die Gemeinde Dahlem sind so trotz der Option der Stellungnahme, die ihr wie allen Kommunen und Trägern öffentlicher Belange im Regierungsbezirk eingeräumt werden muss, eigentlich Fakten geschaffen worden. Man habe mit Schreiben vom 19. März 2024 die Bezirksregierung Köln aufgefordert, die schon vorhandenen Windkraftanlagen bei der Flächenanteilsbemessung für das Gemeindegebiet zu berücksichtigen, heißt es aus dem Rathaus. Tatsächlich hat die Aufsichts- und Planungsbehörde das offenbar weitestgehend getan, wie ein Antwortschreiben vom 20. Dezember 2024 zeigt.
Doch jetzt steht ebenfalls fest: Es soll laut Entwurf des Teilplans des neuen Regionalplans für den Regierungsbezirk Köln speziell an den Rändern des Gemeindegebietes doch noch einiges dazukommen. Etwa um Berk herum, wo jetzt schon auf der östlichen Seite der den Ort durchschneidenden L17 zehn WEAs stehen. Auf der westlichen Seite in Richtung des Gemeindegebiets Hellenthal ist nun weiterer Platz geplant. Erwin Bungartz, Allgemeiner Vertreter von Bürgermeister Jan Lembach und gebürtig aus Berk, meint: „Berk erfüllt nun wirklich seinen Anteil an der Landesplanung.“
Neue privilegierte Flächen in größerem Umfang sollen auch nördlich von Schmidtheim, beiderseits der L204 in Richtung Marmagen, ausgewiesen werden. Was auffällt: Fast alle geplanten neuen Vorranggebiete befinden sich mitten im Eifelwald. Das dürfte besonders die Naturschutzinitiativen schmerzen, die solche Standorte im Dahlemer Gemeindewald mehr als zwölf Jahre bis hin zum Oberverwaltungsgericht Münster bekämpften.
Im Fachausschuss für Planung, Wirtschaftsförderung und Bauwesen regte sich Widerstand gegen die Pläne vor allem bei einem Standort. Rund um den aus dem 16. Jahrhundert stammenden „Vier-Herren-Stein“, eine historische Grenzmarkierung am Waldrand oberhalb von Dahlem, sollen ebenfalls neue Windkraftanlagen möglich sein.
Am historischen Vier-Herren-Stein kreuzen sich mehrere Wanderwege
Die Gemarkung liegt heute auf der Landesgrenze zwischen NRW und Rheinland-Pfalz, in der Nähe kommt der „Moorpfad“ von Dahlem aus dem Tal hinauf. Unweit wurde ein Stück der römischen Agrippa-Fernstraße freigelegt, zudem kreuzen sich hier weitere Radwander- und Wanderwege wie der Eifeler Zuweg zum Jakobsweg nach Santiago de Compostela. Rund um eine Schutzhütte ist hier ein aus touristischer wie kulturhistorischer Sicht bedeutsamer Ort – künftig im Schatten großer Rotorblätter?
Das müsse man verhindern und die Potenzialfläche aus der Planung herausnehmen, so Dahlems Ortsbürgermeisterin Marita Schramm entschieden: „Es wäre sonst für diesen Ort und für unsere Nachkommen eine Katastrophe!“ Bürgermeister Jan Lembach und der Ausschussvorsitzende Matthias Brandenburg konnten ihr da wenig Hoffnung machen.
Lembach stellte aber grundsätzlich fest: Wo die Gemeinde Eigentümer der möglichen neuen Potenzialflächen sei, werde sie Einfluss nehmen. Man solle abwarten, was wer tatsächlich wann und wo an neuen Windkraftanlagen plane.
Marita Schramm überzeugte das nicht. Sie erklärte, dass ihre Fraktion, die CDU, der Teilplanung Erneuerbare Energien wegen der Pläne für den Vier-Herren-Stein nicht zustimmen werde.