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Ausgebildet in der EifelEuskirchener Fußballprofis bescheren Heimatclubs Geldregen

Lesezeit 7 Minuten

Einst in Bliesheim, jetzt in Köln: Ismail Jakobs (l.) im Zweikampf mit Freiburgs Roland Sallai.

Kreis Euskirchen – Ismail Jakobs dürfte mit seinem Tor gegen Borussia Dortmund dazu beigetragen haben, dass Markus Gisdol noch Trainer des 1. FC Köln ist. Der 21-jährige Jakobs hat es als einer der Wenigen geschafft, sein Hobby zum Beruf zu machen. Mittlerweile ist etwas mehr als ein Jahr seit seinem Debüt in der Bundesliga verstrichen. Zu Buche stehen 39 Einsätze und drei Tore.

Ein Umstand, der seinen Ausbildungsverein BC Bliesheim gleich aus mehreren Gründen erfreuen dürfte – unter anderem aus finanzieller Sicht. Denn Jakobs genoss den Großteil seiner fußballerischen Ausbildung bei dem Verein aus dem Fußballkreis Euskirchen, bevor er im Alter von 13 Jahren ins Nachwuchsleistungszentrum des 1. FC Kölns wechselte.

Ausbildungsentschädigung ab Moment des Debüts

Eine Leistung, die die DFL mit einer Ausbildungsentschädigung, die ab dem Moment des Debüts in der ersten oder zweiten Bundesliga greift, entsprechend honoriert.

Die zur Spielzeit 2017/2018 reformierte Ausbildungshonorierung für Amateurvereine der Deutschen Fußball Liga beschert den, an der Ausbildung von Nachwuchsprofis beteiligten Vereinen insgesamt über vier Millionen Euro. Darüber freuen können sich neben dem BC Bliesheim auch die Fußballvereine DJK Dreiborn und der SSV Weilerswist aus dem Kreis Euskirchen.

BC Bliesheim

„Iso“, wie man Jakobs in seiner Heimat getauft hat, fing 2003 im Alter von vier Jahren beim BBC mit dem Kicken an. Er durchlief alle Jugendbereiche bis zum Ende der D-Jugend, nach der er entschied, sich dem Nachwuchsleistungszentrum des 1. FC Köln anzuschließen.

Ein Schritt, der sich auszahlen sollte und keinesfalls übereilt war. Befindet auch sein ehemaliger Trainer und heutiger Jugendleiter des BC Bliesheim Andreas Haepp: „,Iso’ vereint fußballerisches Talent mit einem herausragenden Charakter. Und dies macht oft den Unterschied.“ Haepp sollte Recht behalten.

Ausbildungshonirierung von 30.000 Euro wurde fällig

Am 8. November 2019 schickte der damalige FC-Trainer Achim Beierlorzer Jakobs gleich zu Beginn aufs Feld. Ab diesem Zeitpunkt wurde gemäß der Ausbildungshonorierung der DFL eine Entschädigung von mehr als 30 000 Euro an den BC Bliesheim fällig. Und damit liegt der Verein aus dem Kreis Euskirchen ganz vorne. Denn für 59 Spieler, die in der Saison 2019/2020 in der ersten oder zweiten Bundesliga erstmalig eingesetzt wurden, erhielten insgesamt 103 Amateurvereine eine Ausbildungsentschädigung. Keiner bekam allerdings eine so hoch dotierte Einzelsumme wie der BBC.

Was aber macht ein Amateurverein, dessen Senioren in der Kreisliga A spielen, mit so viel Geld? Alfred Schwanke, der Vorsitzende des Vereins, möchte die Finanzspritze auf mehrere Bereiche aufteilen.

Modernisierung und Ausbau der Infrastruktur

Die Ausbildungsentschädigung wolle man zum Teil in die Modernisierung und den Ausbau der Infrastruktur investieren, hauptsächlich solle das Geld aber der Jugendabteilung, wo Jakobs schließlich das Fußballspielen gelernt hat, zugutekommen.

Denn Schulden hat der Bliesheimer BC keine: „Unser Verein ist aufgrund der erfolgreich umgesetzten Sparmaßnahmen der letzten Jahre trotz der noch anhaltenden Corona-Pandemie heute glücklicherweise nicht darauf angewiesen, diesen unerwarteten Geldregen zum Stopfen finanzieller Löcher zu nutzen.“ Den Schwerpunkt auf die gezielte Ausbildung eines weiteren Talents zum Bundesligaprofi legen möchte der Verein allerdings nicht.

Noah Katterbach

Auch Jakobs’ Teamkollege beim 1. FC Köln, Noah Katterbach, hat den großen Schritt aus einem Euskirchener Amateurverein in die oberste Spielklasse des deutschen Fußballs geschafft. Der gebürtige Eifeler machte seine ersten Schritte in Stollenschuhen beim Kreisliga B-Ligisten DJK Dreiborn.

Den Schritt ins Sportinternat nach Köln wagte Katterbach allerdings einige Jahre früher als sein Mitspieler Ismail Jakobs. Noahs Eltern meldeten den deutschen Nachwuchsspieler, der vorzugsweise auf der Position des linken Verteidigers eingesetzt wird, im Alter von sieben Jahren zum Probetraining beim großen 1. FC Köln an.

Aus der Eifel in die Bundesliga: Noah Katterbach (r.) hat beim 1. FC Köln den Sprung zum Profi geschafft.

Und das mit vollem Erfolg. Katterbach durchlief ab dem zweiten Jahr der F-Jugend alle Nachwuchsmannschaften des FC und debütierte schließlich Anfang Oktober 2019 in der Bundesliga gegen den FC Schalke 04. Sehr zur Freude des Dorfvereins DJK Dreiborn, bei dem Noah bis zum heutigen Tag als Mitglied eingetragen ist.

„Das freut uns einfach unfassbar, dass der Noah da seinen Weg gegangen ist. Das ist ein super bodenständiger Junge, der so oft es geht, am Sportplatz vorbeischaut,“ schwärmt Wilfried Ronig, der Geschäftsführer des Kreisligavereins. Bei Sportfesten stehe Katterbachs Mutter auch nach dessen Abschied von der DJK immer noch in der Pommesbude.

Zwar zog es Katterbach schon nach seinem ersten Jahr in der F-Jugend in die Domstadt, eine Ausbildungsentschädigung in Höhe von 4200 Euro wurde dennoch fällig. Also genau den Betrag, mit dem die Deutsche Fußball Liga ein Jahr Ausbildung ab der der F-Jugend für Kinder im Alter von 6-12 Jahren entschädigt (siehe auch „Das System der Ausbildungsentschädigung“).

2018 und 2020 mit der Fritz-Walter-Medaille ausgezeichnet

Das der mittlerweile 20-jährige FC-Profi 2018 und 2020 mit der Fritz-Walter-Medaille in Gold für die jeweiligen Altersklassen U 17 und U 19 als bester Nachwuchsspieler des Jahres ausgezeichnet wurde, bescherte den Dreibornern sogar einen zusätzlichen Geldregen.

„Für diese beiden persönlichen Auszeichnungen haben wir nochmal obendrauf 1500 und 1800 Euro erhalten“, freut sich Ronig. Macht also insgesamt 7500 Euro für die DJK Dreiborn. Auf die Frage, wie der Verein das Geld einsetzen wird, hat Ronig eine klare Antwort parat: „Wir wollen natürlich die Jugend fördern.“ Geplant seien Investitionen in Trainingsutensilien und Trikots.

Herthas Lukas Klünter (l.), der beim SSV Weilerswist einige Zeit kickte, und Leverkusens Patrik Schick kämpfen um den Ball.

Aus dem Kreis Euskirchen zum FC und damit in die Bundesliga hat es auch Lukas Klünter geschafft. Das mag zum einem einen regionalen Hintergrund haben. Es könnte aber auch ein Zeichen für die gute Arbeit im Kreis mit jungen Talenten sein. Klünter, mittlerweile bei Hertha BSC Berlin unter Vertrag und bereits in seiner fünften Bundesligasaison, wuchs in Erftstadt auf.

Nachdem er seine ersten Fußballerjahre bei Schwarz-Weiß Friesheim im Rhein-Erft-Kreis verbracht hatte, folgte im Alter von elf Jahren der Wechsel zum SSV Weilerswist. Dort spielte Klünter vier Jahre lang, bevor er über Kurzaufenthalte beim Euskirchener TSC und beim Bonner SC zur A-Jugend des 1. FC Köln stieß.

Das System der Ausbildungsentschädigung

Zur Spielzeit 2017/2018 reformierte die Deutsche Fußball Liga (DFL) das System der Ausbildungsentschädigung für Amateurvereine. Kern der Reform war die Aufstockung des finanziellen Betrags. Seitdem wurden nach Angaben der DFL Amateurvereine für die Ausbildung eines Nachwuchsspielers ab dessen Debüt in der ersten oder zweiten Bundesliga mit einer Zahlung von insgesamt mehr als vier Millionen Euro honoriert. Der Betrag ist an die Anzahl der im Amateurverein gespielten Jahre gekoppelt.

Für jede Saison, die in der Zeit vom sechsten bis zum elften Lebensjahr absolviert wurde, erhalten die Vereine laut DFL 4200 Euro pro Spieler. Für Spielzeiten ab dem zwölften und bis zum 21. Geburtstag kassieren Amateurvereine eine Entschädigung von 5600 Euro. Maximal kann ein Verein also 79 200 Euro für die Ausbildung eines Spielers erhalten.

Es ist aber nicht immer so einfach, dass das Geld auch wirklich auf dem Konto der Ausbildungsvereine ankommt. Als der Nationalspieler Robin Koch vom SC Freiburg zu Leeds United wechselte, durften sich Eintracht Trier (300 000 Euro) und der SV Dörbach (30 000 Euro) auf einen warmen Geldregen freuen.

Doch beide Ausbildungsvereine warteten lange auf das Geld. Beim SV Dörbach lag das unter anderem daran, dass er nicht im FIFA-Transfersystem registriert ist. Letztlich drohten beide Vereine mit dem Gang vors FIFA-Schiedsgericht. Erst dann wurde Leeds United aktiv und überwies den beiden Ausbildungsvereinen von Koch das Geld. (moz)

Auf Klünter angesprochen, erinnert sich Weilerswists Vorsitzender Wolfgang Röseling besonders gerne an drei Eigenschaften des Fußballers: „bodenständig, ehrgeizig und verdammt schnell.“ Sein Debüt in der Bundesliga feierte der U-21-Europameister Anfang April 2016.

Mit dem Geld der Ausbildungsentschädigung – nach Vereinsangaben handelt es sich um 21 000 Euro – beabsichtigt der SSV Weilerswist, sich einen langersehnten Wunsch zu erfüllen. Denn neben Investitionen in Trainingsutensilien für die Jugendabteilung sowie die Finanzierung des Kunstrasenplatzes, für den man 2018 einen Eigenanteil zahlen musste, braucht der SSV einen Mannschaftsbus.

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Auf die Frage, ob der Verein die Höhe der Ausbildungsentschädigung als gerechtfertigt ansieht, bezieht Röseling klar Position: „Wenn man sich mal anschaut, in welchen Dimensionen der Profifußball sich mittlerweile bewegt und in welchem Maß Amateurvereine jetzt auch während der Corona-Pandemie gebeutelt werden, da sind solche Summen – gerechtfertigt oder nicht – wichtig, um in Vereinen Kosten zu decken.“ Zumal der SSV einen Teil auch für die Finanzierung von vereinsinternen Angeboten wie Mannschaftsabenden, Ausflüge und Sportfeste einplane.

Das sind laut dem Vorsitzenden wichtige Maßnahmen, um die jungen Spieler bei der Stange zu halten und in einem guten Umfeld zu fördern. Denn der SSV hat nach eigenen Angaben weitere Talente in den Startlöchern. Das Wichtigste, so fasst Wolfgang Röseling zusammen, sei aber, dass alle verletzungsfrei bleiben und die Vereine gut durch die Pandemie kommen.