Je tiefer man in die Eifel kommt, desto schwerer haben es die Sportvereine, überhaupt überlebensfähig zu bleiben und Spieler zu finden.
Lokalsport-JahresrückblickEifeler Klubs mit mehr Problemen als Vereine aus dem Nordkreis
Der Kreis Euskirchen hat ein strukturelles Problem. Das zeigt sich im ersten Halbjahr 2023 besonders im Basketball, aber auch im Fußball. Je weiter südlich ein Verein beheimatet ist, umso schwieriger wird das Überleben. Die Attraktivität nimmt äquivalent zur geografischen Lage (wenn man Norden als oben und Süden als unten betrachtet) weiter ab. Und daran wird sich auch auf Dauer nichts ändern.
Dass es im Basketball am Ende den TuS Zülpich erwischt und nicht die Erftbaskets Bad Münstereifel, ist mehr Zufall als Können. Den Abstieg aus der Oberliga machen die beiden Klubs unter sich aus. Das Bild nach dem Sommer, also zur aktuell laufenden Saison, ist dann bei beiden Vereinen gleich: Bei beiden sind die besten Spieler gegangen oder haben aufgehört, beide setzen auf den Nachwuchs.
Gute Spieler gehen Richtung Köln und Bonn, Nachwuchs soll es richten
Und wenn der dann ordentlich spielt, werden andere Vereine auf diese mühsam aufgebauten Basketballer aufmerksam und locken sie in Richtung Köln oder Bonn, wo die Spieler oft ohnehin studieren. Basketballer von außerhalb des Kreises nach Zülpich oder Bad Münstereifel zu locken, ist so gut wie unmöglich.
Im Fußball sieht das auf Verbandsebene ähnlich aus, vor allen Dingen, wenn man im Gebiet des Altkreises Schleiden angesiedelt ist. Die TuS Mechernich und der SV Sötenich sind aus der Bezirksliga abgestiegen. Einer der Gründe: Abgänge können nicht kompensiert werden. Die Bevölkerungsdichte in der Eifel ist zu gering, als dass ausreichend Nachwuchs generiert werden könnte. Die Fahrtzeiten sind umso länger.
Verpflichtungen aus dem Nordkreis oder gar von außerhalb der Kreisgrenzen sind Utopie. Deshalb gilt auch jetzt, in der Kreisliga A, bei beiden Klubs (wie auch bei den Basketball-Vereinen auf Verbandsebene): Die erste Garde ist durchaus konkurrenzfähig. Aber wehe, es verletzen sich ein paar Stammkräfte.
Der SV Nierfeld ist der letzte verbliebene Südkreisverein
Wie jüngst schon einmal geschrieben, gilt das auch für den SV Nierfeld. Eigentlich. Wichtige Spieler verlassen im Sommer den Klub. Aufgefüttert wird das Team mit Jungs aus der Kreisliga B. Und dennoch stehen die Schwarz-Weißen besser da, als vor der Saison geglaubt. Trainer Dirk Scheer ist es offenbar gelungen, hier ein Team zu formen. Der SVN ist aktuell der letzte verbliebene Verein aus dem Südkreis in der Bezirksliga.
Wie unterschiedlich die Voraussetzungen im Norden und im Süden sind, zeigt der Frauenfußball eindrücklich. Da wechselt ein komplettes Team den Verein, selbst wenn die Konsequenz den Absturz und Neuanfang in der Kreisliga bedeutet. Die Mannschaft der SG Oleftal, immerhin Landesligist, geht geschlossen zum TuS Zülpich. Als Begründung wird der fehlende Unterbau an der Olef genannt.
In Zülpich sind die Voraussetzungen andere. Man ist näher an Köln, die Fahrtzeiten für viele Spielerinnen sind geringer, und es gibt Nachwuchsteams. Auch auswärtige Spielerinnen, die meist aus den nördlichen Kreisen kommen, kann man eher nach Zülpich als in die Eifel locken.
TuS Zülpich und VfL Kommern spielen in eigener Liga innerhalb der Kreisliga
Dass der Durchmarsch des TuS Zülpich keine Selbstverständlichkeit ist, wie vielleicht von einigen Verantwortlichen gedacht, liegt aber nicht daran, dass Zülpich strauchelt. Nein, der TuS spielt im Gegensatz zu fast allen anderen Verein tatsächlich in einer anderen Liga. Dummerweise – aus Zülpicher Sicht – ist man in dieser „Sonderliga“ innerhalb der Kreisliga aber nicht alleine, sondern hat mit dem VfL Kommern einen ernstzunehmenden Konkurrenten.
Nur: Was ist die Lösung für die Eifeler Vereine? Klar dürfte sein: Ein kleines Dorf – exemplarisch Sötenich – wird es auf Dauer schwerhaben. Und damit ist nicht die Konkurrenzfähigkeit gemeint, sondern das Überleben. Es wird also auf Zusammenschlüsse hinauslaufen, wenn – wie im Fall der Oleftaler Frauen – nicht ganze Vereine von der Bildfläche verschwinden wollen. Wir vermuten, dass auch Mechernich und Kommern das bei einem gemeinsam genutzten Platz bedenken.
Spielgemeinschaften führen zu Namensmonstern
Das ist im Nordkreis übrigens auch nicht anders und bringt dann Namensmonster wie die SG Ülpenich/Nemmenich/Elsig oder in der vergangenen Saison noch die SG Mutscheid/Effelsberg/Houverath hervor. Diese Bezeichnungen sind nur für freiberufliche Journalisten, die nach Zeile bezahlt werden, von Vorteil – und eben für die Dörfer selbst, weil sie noch im Namen auftauchen.
Besonders hart wird es Vereine treffen, die keinen Unterbau haben – siehe die Frauen von Oleftal. Aber auch eine gute Jugendarbeit ist keine Garantie für ein dauerhaftes Fortbestehen. Denn auch in der Jugend sind Spielgemeinschaften eher an der Tagesordnung – und die müssen sich im Seniorenbereich zunächst wieder in die Ursprungsklubs entwirren. Besonders für Vereine in der Eifel ist die Herausforderung in den kommenden Jahren sehr groß.
Januar: HSG-Trainer Stefan Tuitje wechselt sich selbst ein
Samstag, 14.: Paukenschlag in der Oberliga: Zum Auftakt des Handball-Jahres besiegt der TV Palmersheim Tabellenführer SSV Nümbrecht mit 40:26. Das Spiel fand bei „tropischer Hitze“ statt, weil in der Peter-Weber-Halle in Kuchenheim die Thermostate falsch eingestellt waren.
Samstag, 21.: Stefan Tuitje, Trainer der HSG Euskirchen, wechselt sich in der 44. Minute selbst ein und erzielt zwei Tore beim 32:27-Sieg gegen den TV Jahn Köln-Wahn II. Der Handball-Landesligist leidet an Personalproblemen. Diese setzen sich auch in der neuen Spielzeit fort.
Dienstag, 24.: Überraschung aus dem Frauenfußball: Die Landesliga-Mannschaft der SG Oleftal wechselt zur neuen Saison geschlossen zum TuS Zülpich. Als Hauptgrund wird der fehlende Unterbau in der Eifel genannt. Die sportlichen Verantwortlichen versuchen alles, um die Ligazugehörigkeit zu erhalten, scheitern letztlich aber. Zülpich muss in der Kreisliga neu anfangen – und hat dort mit Kommern einen großen Konkurrenten.
Februar: Benjamin Blindert mit ersten Profikampf ohne Sieg
Samstag, 4.: Die JSG Erft 01 Euskirchen eilt nicht nur auf dem „echten“ Rasen (wenn man Kunstrasen so bezeichnen kann) in der Saison 2022/23 von Sieg zu Sieg, sondern auch auf dem virtuellen. Bei der E-Sports-Meisterschaft des Fußballverbandes Mittelrhein belegen die Nachwuchskicker Aaron Mertens, Bastian Rick und Tim Krämer den fünften Platz.
Samstag, 25.: Die bisher makellose Kampfbilanz des Euskirchener Boxers Benny Blindert bekommt einen Mini-Dämpfer. Zwar hat er immer noch keinen Fight verloren. Aber gegen den Weißrussen Siarhei Huliakevich gelingt ihm zum ersten Mal in seiner Profikarriere kein Sieg. Der Kampf in Leverkusen endet mit einem klaren Unentschieden, alle drei Kampfrichter werten so.
Fünf Monate später gibt es in Monheim beim von Blinderts Bruder Daniel ausgerichteten „Battle at the Beach“ einen Rückkampf – und der endet erneut unentschieden per Mehrheitsentscheidung. Ein Kampfrichter sieht Huliakevich vorn, die anderen beiden keinen der Boxer.
März: TTC Vernich und SG Marmagen-Nettersheim steigen auf
Samstag, 4.: Zehn Punkte trennten die Erftbaskets aus Bad Münstereifel und den TuS Zülpich vor dem Derby, das das Schlusslicht aus der Römerstadt deutlich mit 83:62 gewinnt.
Sonntag, 5.: David Sasse macht als Trainer des TuS Zülpich da weiter, wo er als Spieler aufgehört hat: Er hat Erfolg. Der Ex-Torjäger, der bis zur Winterpause mit der zweiten Mannschaft alle elf Spiele gewonnen hat, ist auch beim Debüt als Coach der Bezirksliga-Truppe erfolgreich. Der 6:2-Sieg erfolgt gegen seinen Ex-Verein SV Bessenich.
Freitag, 10.: Der TTC Vernich macht den Aufstieg nach einem 9:5-Sieg im Tischtennis-Derby gegen Euskirchen perfekt. Aber auch der TTV darf am Ende der Saison jubeln: Beide Vereine werden in der neuen Bezirksoberliga antreten.
Samstag, 18.: Und noch ein Aufstieg: Die SG Marmagen-Nettersheim gewinnt gegen Spitzenreiter Fortuna Bonn II und tritt bald in der Volleyball-Landesliga an.
Mittwoch, 29.: Der abstiegsgefährdete Fußball-Bezirksligist SV Nierfeld trennt sich von Dominik Peiffer. Nachfolger wird Dirk Scheer.
April: Mathias Frohn vom TuS Schleiden wird NRW-Meister
Sonntag, 2.: Große Freude beim TuS Schleiden: Crossduathlet Mathias Frohn sichert sich in Hünsborn den NRW-Meisterschaftstitel.
Samstag, 15.: Rennfahrer Tobias Müller aus Euskirchen wird nach dem dritten NLS-Lauf der Saison disqualifiziert. Das Team hatte 28 statt der erlaubten 24 Einzelreifen genutzt. Der zwölfte Platz ist dahin. Besonders ärgerlich: Wegen eines Unfalls von Müllers Teamkollegen im freien Training hatten die Mechaniker den Porsche in einer Nachtschicht fahrtüchtig gemacht.
Sonntag, 16.: Eine sportliche Leistung der anderen Art erlebt unser Reporter Rocco Bartsch. Er legt in 6,5 Stunden 137 Kilometer zurück und besucht acht Fußballplätze. Eine Stadion-Bratwurst ist natürlich auch drin.
Samstag, 22./Sonntag, 23.: Erfolgreiche Saisonstarts für die beiden Kreisvertreter in den amerikanischen Sportarten. Die Euskirchen Lions besiegen im American Football die Neuss Gladiators. Die Baseballer der Zülpich Eagles setzen sich gegen die Düsseldorf Senators II durch.
Mai: TuS Zülpich, TV Stotzheim und TVE Bad Münstereifel steigen ab
Donnerstag, 4.: Die Aufholjagd in der Rückrunde hat nicht gereicht: Der TuS Zülpich steigt nach einer Niederlage gegen den DTV Köln II aus der Basketball-Oberliga ab. Dadurch können die Erftbaskets aufatmen, sie halten die Klasse. Hätte Zülpich gewonnen, wären sie abgestiegen.
Samstag, 6.: Kurzes Gastspiel: Der TV Stotzheim steigt aus der Volleyball-Landesliga nach einem Jahr wieder ab. Freitags verlieren die Frauen gegen den AVC Köln II, der auch sein zweites Spiel am Samstag gewinnt. Ein Unentschieden gegen den 1. FC Düren II reicht: Die B-Jugend der JSG Erft 01 Euskirchen steigt in die Mittelrheinliga auf.
Donnerstag, 11.: Die Leser dieser Zeitung haben gewählt: Ilona Schaffrath, Markus Mey und die SG Dahlem/Schmidtheim sind Sportlerin, Sportler und Mannschaft des Jahres.
Samstag, 20.: Der TVE Bad Münstereifel erreicht in der Aufstiegssaison einen respektablen achten Platz in der Handball-Landesliga – und steigt ab, weil die Liga verkleinert wird.
Juni: Merle Muth gibt Debüt in U17/18-Handball-Nationalmannschaft
Sonntag, 4.: In der Kreisliga A wird gejubelt, in der Bezirksliga getrauert. Die TuS Mechernich und den SV Sötenich hat es am vorletzten Spieltag erwischt. Es geht in die Kreisliga A. „Ersetzt“ werden die beiden Teams durch die jungen Wilden der JSG Erft 01, die den Durchmarsch aus der Kreisliga B schafft, und des SC Wißkirchen.
Sonntag, 11.: Auch die Frauen des TB-SV Füssenich-Geich dürfen jubeln. Ihnen gelingt der zweite Aufstieg in Folge. In der kommenden Saison treten sie in der Fußball-Landesliga an.
Trauer in Euskirchen und Golbach: Der einst ruhmreiche ETSC und der SSV steigen aus der Kreisliga A ab.
Sonntag, 18.: Das letzte Gefecht in der Fußballsaison ist beendet. Im Entscheidungsspiel zwischen der SG 92 und dem SC Roitzheim siegt der Klub aus dem Nordkreis und spielt nach der Sommerpause in der Kreisliga A.
Dienstag, 20.: Handball-Torfrau Merle Muth aus Euskirchen, die bei Borussia Dortmund spielt, gibt gegen die Niederlande ihr Debüt in der U17/18-Nationalmannschaft.