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Erinnerung an Zweiten WeltkriegNeue Infotafel an Westwall-Wanderweg bei Hollerath beschädigt

Lesezeit 4 Minuten
Eine Gruppe von Menschen steht neben einem Gedenkstein und einer Tafel im Wald.

Viele Väter und Mütter hat das Projekt zu den neuen Infotafeln auf der Eifelspur „Westwall“: Julia Schössler (v.l.), Peter Gießeler, Friedhelm Wirtz, Rudolf Westerburg, Dr. Henning Türk, Dr. Keywan Klaus Münster, Dr. Ulrike Müssemeier, Frank Güth und F.A. Heinen.

Ein Unbekannter hat „Frechheit“ in die Tafel bei Hollerath geritzt und einen Satz durchgestrichen, der Verbrechen der Wehrmacht behandelt.

Damit hatte niemand gerechnet: Als die Beteiligten für die Umsetzung der neuen Infotafeln an der gut 13 Kilometer langen Eifelspur „Westwall“ zum Gedenkstein für die Opfer der Ardennenoffensive am Hollerather Knie kamen, stockte ihnen der Atem.

Denn schon kurze Zeit, nachdem die neue Tafel mit überarbeiteten Informationen aufgestellt worden war, ist sie auch schon beschädigt worden. „Frechheit“ hat ein Unbekannter in die Oberfläche geritzt und auch einen Satz durchgestrichen, in dem es um die Verbrechen der Wehrmacht geht.

Historiker verärgert über Beschädigungen an Westwall-Tafel

„Da kann man nur noch den Kopf schütteln“, sagte Hellenthals Bürgermeister Rudolf Westerburg. Der Historiker und Journalist F.A. Heinen kommentierte die unangenehme Entdeckung trocken: „Da sieht man, wie wichtig die aktuelle Diskussion ist.“

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Eine Hand zeigt auf eine Stelle an einer Gedenktafel. Dort wurde der Satz: „In dieser Erinnerung finden die im nationalsozialistischen Angriffs- und Vernichtungskrieg verübten Verbrechen der Wehrmacht ihren Platz“ durchgestrichen.

Kaum waren die neuen Infotafeln an der Eifelspur installiert, gab es auch schon die ersten Beschädigungen.

Dabei sind die neuen Infotafeln mit Fachwissen von Historikern verschiedener Institutionen zustande gekommen. Zum einen ist das der LVR mit dem Amt für Bodendenkmalpflege und Dr. Ulrike Müssemeier sowie dem Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte mit Dr. Henning Türk sowie Dr. Keywan Klaus Münster.

Zum anderen haben die Lokalhistoriker Heinen und Frank Güth von der Arbeitsgemeinschaft Luftkriegsgeschichte mitgewirkt. Sie stellten die sachliche Richtigkeit der Informationen auf den acht Infotafeln sicher und brachten sie damit nicht nur auf den neuesten Stand der Wissenschaft, sondern arbeiteten damit auch an der Erinnerungskultur.

Ein Denkmal für die Opfer, nicht für die Täter

Dass in Fachkreisen beispielsweise der Gedenkstein immer noch Diskussionen auslöst, wurde bereits bei der Präsentation der neuen Infotafeln deutlich. „Es ist begrüßenswert, dass die Infotafeln gedenktechnisch auf heutiges Niveau gebracht wurden“, sagte zum Beispiel Heinen.

Denn es sei nicht möglich, dass auf einem Denkmal gemeinsam an Täter und Opfer erinnert werde. „Das funktioniert nicht, man kann nur der Opfer gedenken“ betonte er. Auch habe die Umgebung des Gedenksteins ein Eigenleben entwickelt. Dort habe auch ein Grabkreuz gestanden, was den Sinn entfremdete. Er habe diese Probleme angemahnt, der Landschaftsverband habe das übernommen, sagte er.

Ein Stein steht auf dem Waldboden mit der Inschrift: „99 US I D“.

Am Gedenkstein sind eine deutsche und eine US-Einheit vermerkt.

Um die Versöhnung sei es damals bei dem Stein gegangen, auf dem sowohl die amerikanische als auch die deutsche Division verzeichnet sind, die sich am 16. Dezember 1944 an dieser Frontlinie gegenüberstanden, als der Befehl zum Start der Offensive kam, betonte Dr. Keywan Klaus Münster. Es sei nun nicht darum gegangen, den Stein zu entfernen.

Vielmehr sollte er erklärt werden. In den Jahren nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs sei es beim Gedenken vor allem darum gegangen, dem Tod der Soldaten einen Sinn zu geben, erläuterte Dr. Henning Türk. Das habe sich geändert, in den 1990er-Jahren habe etwa die Ausstellung über die Verbrechen der Deutschen Wehrmacht für heftige Diskussionen gesorgt.

QR-Codes an Westwall-Wanderweg führen zu Geschichts-Portal

Während mit dem Gedenkstein zumindest einer der Orte der ersten Kampfhandlungen der Ardennenoffensive in Deutschland markiert ist, sei das in Belgien nicht so, erläuterte Büllingens Bürgermeister Friedhelm Wirtz: „Der Gedenktag findet seit Jahren in Bastogne statt.“ Die Stellen der damaligen Frontlinie seien in Vergessenheit geraten. Nur bei Elsenborn stehe ein Mahnmal. „Wem man gedenkt, spielt da keine Rolle“, so Wirtz. Es gebe da in Belgien eine andere Sichtweise.

Viele Spuren des Zweiten Weltkriegs sind in dem Gebiet am Hollerather Knie noch zu finden. Alle zu erläutern sei nicht möglich, betonte Dr. Ulrike Müssemeier von der LVR-Bodendenkmalpflege. Daher habe man einige ausgewählt. Dabei sei wichtig, nicht nur die militärhistorischen Aspekte zu beleuchten, sondern diese in einen Kontext zu stellen. Dafür sei ein QR-Code auf die Tafeln gesetzt worden, der auf das Portal für Rheinische Geschichte führe. „Dort haben wir einen Text von John Zimmermann über das Versagen der Generäle eingestellt“, sagte Türk.

Acht Stellen der Eifelspur „Westwall“ seien mit Infotafeln versehen worden, erläuterte Julia Schössler von der Gemeinde Hellenthal. Unterstützt wurde das Vorhaben vom Naturpark Nordeifel, der die Erstellung der Infotafeln mit 5250 Euro bei einer Förderquote von 80 Prozent unterstützte. Die beschädigte Infotafel solle erst einmal so stehenbleiben, teilte die Gemeinde mit – vielleicht als aktuelles Mahnmal.


Details zur Wanderung auf der Eifelspur „Westwall“ und den anderen Eifelschleifen und -spuren gibt es auf der Webseite der Nordeifel Tourismus GmbH.