Kreis Euskirchen – Klima-, Umwelt- und Naturschutz sind nicht zuletzt durch die Bewegung „Fridays for Future“ verstärkt ins Blickfeld der Menschen gerückt. Auch die Landwirte sind gefordert, im Zuge der aktuellen Agrarreformen Tierhaltung und Ackerbau anzupassen. Während die Absichten und Ziele dieser Reformen von allen Seiten begrüßt werden, bescheren die dazugehörigen Maßnahmen vielen Landwirten Sorgen. Überall in Deutschland entzündeten Landwirte am Samstagabend Mahnfeuer, um ihre Sorgen bezüglich des aus ihrer Sicht existenzbedrohenden Agrarpakets zum Ausdruck zu bringen.
Gemeinsame Verantwortung für den Umweltschutz
Auch im Kreis Euskirchen loderten bisher schon 25 Feuer, so auch eines bei Oberwichterich. Politik und Gesellschaft solle auf diese Weise an die gemeinsame Verantwortung für den Umweltschutz erinnert werden, betonte Hans Schorn, der Vorsitzende der Kreisbauernschaft Euskirchen: „Es gibt Themen, die wir anpacken müssen. Und da sind wir dran. Es ist jedoch wichtig, dass Landwirte in diese Veränderungsprozesse einbezogen und Entscheidungen nicht über ihre Köpfe hinweg getroffen werden.“
Ein Umdenken der gesamten Gesellschaft sei nötig, um den Forderungen der Agrarreformen gerecht zu werden, erklärten die beim Mahnfeuer anwesenden Landwirte. „Wir müssen für einen Markt produzieren, der uns die Waren dann auch abkauft“, erklärte Martin Böhling: „30 Prozent der hergestellten Biomilch muss mittlerweile wieder als konventionelle Milch mit entsprechendem Preis verkauft werden, weil sich sonst kein Abnehmer findet.“ Die Nachfrage in der Bevölkerung stehe in keinem Verhältnis zu dem geforderten Anteil der Bioprodukte. So könne der höhere Aufwand nicht finanziert werden.
„Greening“ vorerst ein guter Ansatz
„Viele Forderungen sind leider an Büroschreibtischen entstanden, ohne ihre Umsetzbarkeit in der Praxis zu überprüfen“, stimmte Landwirt Jochen Schmitz zu. „Greening“, also klima- und umweltschutzförderliche Bewirtschaftungsmethoden, seien zwar gute Ansätze für den Erhalt der ökologischen Vielfalt, dennoch lägen zwischen Theorie und Praxis große Hürden. „Fünf Prozent der Anbaufläche müssen für Zwischenfrüchte zur Verfügung gestellt werden“, so Schmitz. Diese benötigten jedoch ebenfalls eine gewisse Menge an Dünger für den „Anschub“, um ihre nährstoffbindende Wirkung entfalten zu können. „Der Einsatz von Dünger ist jedoch streng reglementiert und so entfällt dieser Effekt völlig.“ Zudem sei auch die vom Wetter unabhängige Terminierung für den Anbau von Zwischenfrüchten wenig erfolgversprechend.
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Selbst staatliche Subventionen sind aus Sicht der beim Mahnfeuer anwesenden Landwirte wenig zielführend, wie Jochen Schmitz erklärte: „Um den Preis von Grundnahrungsmitteln günstig zu halten, wurden 1991 Fördermittel eingeführt, die die entstehenden Verluste für Landwirte ausgleichen.“ Für die Bauern sei dies letztlich jedoch ein Nachteil, da angepasste Preise eher den Umständen einzelner Betriebe entgegenkämen. Um die Prämien für das Greening oder andere Maßnahmen überhaupt zu erhalten, sei zudem ein enormer Aufwand bei der Dokumentation nötig. „Während Großbetriebe für diese Arbeit Angestellte im Büro haben, müssen Kleinbauern den Papierkram noch am Abend erledigen, wenn sie von der Feldarbeit nach Hause kommen.“ Viele dieser Maßnahmen täuschen aus Sicht des Kreisbauernschaftvorsitzenden Hans Schorn über die Bedeutung regionaler Landwirtschaft hinweg: „Wir werden die Landwirtschaft immer brauchen, um uns selbst versorgen zu können. Auch wenn Deutschland derzeit in der glücklichen Lage ist, vieles importieren zu können, möchte ich im Ernstfall nicht von anderen Nationen beim Erwerb von Grundnahrungsmitteln abhängig sein.“