Der Kreis Euskirchen und die Kommunen Bad Münstereifel und Blankenheim beteiligen sich am länderübergreifenden Hochwasserschutz an der Ahr.
KooperationPlanung für Hochwasserschutz im Einzugsgebiet der Ahr soll bis Ende 2024 stehen
Von einem „denkwürdigen Ereignis“ sprach die Ahrweiler Landrätin Cornelia Weigand: „Es ist ein wichtiges Zeichen, dass die Planung von Maßnahmen zur Hochwasser- und Starkregenvorsorge über Kreisgrenzen hinweg für das gesamte Ahreinzugsgebiet erfolgen kann.“ Vertreter der Landkreise Vulkaneifel und Euskirchen sowie der Stadt Bad Münstereifel und der Gemeinde Blankenheim unterzeichneten am Donnerstag in Ahrweiler eine entsprechende Kooperationsvereinbarung.
Zusammen mit dem Landkreis Ahrweiler wollen die Unterzeichner möglichst schnell nachhaltige Projekte zum Hochwasser- und Starkregenschutz auf den Weg bringen. Achim Blindert, Allgemeiner Vertreter des Euskirchener Landrats Markus Ramers, erinnerte daran, dass Hochwasser nicht an administrativen Grenzen haltmache: „Es muss jetzt das Ziel sein, das Wiederaufgebaute und die Menschen zu schützen.“
Hochwasserschutz von der Quelle bis zur Mündung der Ahr
„Uns eint das sehr anspruchsvolle Ziel, praktikable und nachhaltige überörtliche Maßnahmen zu entwickeln, die in ihrer Gesamtheit eine signifikante Wirkung erzielen“, erklärte Weigand. Ergänzt durch die örtliche Hochwasser- und Starkregenvorsorge, komme dies allen Ahranliegern zugute.
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„Dabei werden – und dies ist bisher bundesweit einmalig – die gesamten Einzugsgebiete des Flusses und der Bäche überplant, anstatt nur in den Kreisgrenzen beziehungsweise ufernahen Bereichen zu verharren“, führte Landrätin Weigand aus: „Ich bin davon überzeugt, dass dieses Projekt aufzeigen wird, wie eine wirkungsvolle überregionale Hochwasservorsorge aussehen kann.“
Die Bad Münstereifeler Bürgermeisterin Sabine Preiser-Marian sagte, dass es richtig und wichtig sei, die Wassermassen möglichst schon an den Oberläufen der Flüsse zurückzuhalten: „Wir sind Nachbarn und wir passen aufeinander auf. Das erwarten die Bürger von uns.“
Bürgermeisterin Jennifer Meuren: „Solidarität ist keine hohle Phrase“
Auch ihre Blankenheimer Amtskollegin Jennifer Meuren betonte, dass die vielfach beschworene Solidarität mit den Unterliegern der Ahr keine hohle Phrase sei: „Wir werben damit, dass wir Quellort der Ahr sind. Daher ist es selbstverständlich, dass wir uns an dem Projekt beteiligen.“
Dabei geht es allerdings nicht bloß um die Unterschrift auf einem Stück Papier oder die Teilnahme an einem gemeinsamen Arbeitskreis: Die neuen Kooperationspartner beteiligen sich auch finanziell an der bereits nach einer europaweiten Ausschreibung vergebenen Planung. 100.000 Euro beträgt der Anteil für die beiden Kommunen und den Kreis Euskirchen, wovon das Land NRW allerdings 80 Prozent übernimmt. „Den Eigenanteil teilen wir zu gleichen Teilen auf“, informierte Blindert.
Wer zahlt Maßnahmen in NRW, die in Rheinland-Pfalz wirken?
Im benachbarten Rheinland-Pfalz bezuschusst das Land die Planungskosten sogar mit 90 Prozent. Die spannendere Frage wird allerdings sein, wie die Kostenverteilung aussieht, wenn es an die Umsetzung der ersten Hochwasserschutzprojekte geht. Werde zum Beispiel ein Regenrückhaltebecken am Oberlauf des Sahrbachs auf Bad Münstereifeler Stadtgebiet gebaut, werde dadurch kein Bürger der Stadt geschützt. „Sehr wohl aber die Einwohner von Kirchsahr im Kreis Ahrweiler“, machte Preiser-Marian deutlich.
„Das ist ein sehr komplexes Verfahren“, sagte Weigand, „deshalb haben wir das auch bewusst von der reinen Planung entkoppelt.“ Klar ist, dass diese Fragen nicht im Dialog der Kooperationspartner aus dem Einzugsgebiet der Ahr geklärt werden können: „Das muss auf Länderebene zwischen NRW und Rheinland-Pfalz verhandelt werden“, stellte Blindert klar.
Gesamtplan aller Maßnahmen soll bis Ende 2024 vorliegen
Alle Bündnispartner, zu denen auch die Städte und Verbandsgemeinden aus dem Kreis Ahrweiler zählen, wollen im Rahmen der Kooperation mit den beauftragten Ingenieurbüros effektive Maßnahmen zur ganzheitlichen Hochwasservorsorge erarbeiten, zum Beispiel Standorte für mögliche Regenrückhaltebecken oder natürliche Überschwemmungsbereiche festlegen.
Die Planung für das Hochwasserschutzkonzept von der Quelle bis zur Mündung soll bis Ende des Jahres 2024 vorliegen. Weil im Kreis Ahrweiler entsprechende Vorarbeit geleistet wurde und der Auftrag für die Planerstellung bereits nach europaweiter Ausschreibung vergeben wurde, können die Planer sofort mit ihrer Arbeit beginnen.
Einzelne Maßnahmen aus dem Katalog könnten sogar vorgezogen werden, auch wenn der Gesamtplan noch nicht vorliege, sagte Weigand.