Wolfgang Weilerswist beendet seine Vorstandstätigkeit bei der Tafel, setzt sich aber weiter für ein neues Verteilzentrum in Mechernich ein.
Vereins-UrgesteinChef der Mechernicher Tafel will nach 20 Jahren den Vorsitz abgeben
Es ist so etwas wie sein Lebenswerk – auch wenn er mit der Arbeit daran erst nach seiner Pensionierung bei der Bundeswehr begonnen hat: Seit der Gründung vor rund 20 Jahren ist Wolfgang Weilerswist Vorsitzender der Mechernicher Tafel. Bei der Weihnachtsfeier des Tafel-Teams hat der 73-Jährige nun angekündigt, bei der im kommenden Jahr anstehenden Wahl zum Vorstand nicht mehr anzutreten.
„Ich will nicht warten, bis man mir vielleicht irgendwann nahelegt, zu gehen“, sagt Weilerswist, der seine Ämter als Landesvorsitzender der Tafel-Organisationen und seine Mitgliedschaft im Bundesvorstand bereits im Jahr 2022 aufgegeben hatte. Beibehalten will der frühere Mechernicher Stadtratspolitiker seinen Posten als Vorstand im Vergabeausschuss der Tafeln, der jährlich über die Verteilung von 1,7 bis 2,3 Millionen Euro Einnahmen aus Getränkeflaschen-Leergutbons bei der Supermarktkette Lidl befindet.
Und auch dem Tafel-Landesverband bleibt der frühere Berufsoffizier entgegen seiner persönlichen Planung nun doch noch ein paar Monate erhalten: „Weil die Landesvorsitzende zurückgetreten ist, werde ich den Rest-Vorstand bis zur nächsten Wahl im April des kommenden Jahres mit meiner Erfahrung begleiten“, sagt Weilerswist. In dieser Situation wolle er die Kollegen nicht im Stich lassen.
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Im Jahr 2005 wurde die Mechernicher Tafel gegründet
„Ich hatte immer viel Glück im Leben, da wollte ich der Gesellschaft auch etwas zurückgeben, und mit 54 war ich ja auch noch nicht zu alt, so ein Projekt zu initiieren“, erinnert sich Weilerswist an die Anfänge der Mechernicher Tafel im Jahr 2004. Nach der offiziellen Gründung im folgenden Jahr war der Mechernicher zudem „Geburtshelfer“ für die Tafeln in den benachbarten Kommunen: 2006 in Kall und 2008 in Bad Münstereifel. 2012 folgte die Gründung des Landesverbands NRW.
„Ich habe schon damals gesagt, dass es nicht sein kann, dass in einem so reichen Land wie Deutschland Menschen auf Lebensmittelspenden angewiesen sind“, erinnert sich Weilerswist an die Gründungszeit der Tafeln zurück. Und auch die aktuelle gesellschaftliche Situation sieht er kritisch: „Die unteren Lohngruppen werden im Stich gelassen. Die SPD ist inzwischen nicht mehr meine Partei, auch wenn ich im Herzen immer noch Sozialdemokrat bin.“
Mechernich soll Standort eines neuen Tafel-Verteilzentrums werden
Positiv bewertet er, dass das Land NRW inzwischen die Grundfinanzierung der Tafel-Verteilzentren übernimmt. „Wir haben beim Land aber erst einen Fuß in die Tür bekommen, als Karl-Josef Laumann das Sozialministerium übernommen hat“, so der Mechernicher.
Auch wenn sich Weilerswist aus dem „aktiven“ Geschäft langsam zurückziehen möchte, will er seine Kontakte in Politik und Wirtschaft weiterhin gewinnbringend für die Tafeln einsetzen: Er bleibt daher auch Mitglied der Bildungskommission und soll einer neu zu bildenden dreiköpfigen Beratergruppe angehören, die sich für die Schaffung eines siebten NRW-weiten Verteilzentrums in Mechernich einsetzt und dessen Organisation mit zwei 520-Euro-Jobs in die Hand nimmt. Mechernich ist bereits Verteilzentrum für Tiefkühlkost.
Das Investitionsvolumen für das neue Verteilzentrum für nicht gekühlte Lebensmittel, das in Zusammenarbeit mit dem Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (Lanuv) in der Form von zwei größeren Fertiggaragen im hinteren Bereich der alten Schule in Mechernich entstehen soll, beträgt 160.000 Euro.
Generationswechsel steht bei vielen Tafel-Vereinen an
Weilerswist möchte von Mechernich aus auch Teile von Rheinland-Pfalz versorgen. Die Großmolkerei Hochwald in Obergartzem beliefert die Tafeln nach Vermittlung durch Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick bereits mit haltbaren Milchprodukten. Bei einer Ausdehnung nach Rheinland-Pfalz will sich Weilerswist auch um Ware der Pronsfelder Arla-Molkerei bemühen.
Seine Wunschnachfolgerin als Chefin im Mechernicher Tafel-Vorstand ist die bisherige Kassiererin Manuela Pütz. Auch sein Stellvertreter Volker Nüßmann wolle nicht mehr antreten, ebenso aus Altersgründen der langjährige Tafel-Helfer Toni Klinkhammer, der das Amt des Schriftführers bekleidet. „Wir stehen derzeit bei vielen Tafeln vor einem Generationswechsel“, weiß Weilerswist: „Viele, die von Beginn an dabei sind, kommen langsam in ein Alter, wo ihnen die Arbeit zu anstrengend wird.“
Das sei auch ein Grund für den seit diesem Jahr bei der Mechernicher Tafel ausgerufenen Aufnahmestopp von Empfängern der Lebensmittelspenden: „Wir haben an den zwei Ausgabetagen insgesamt rund 500 Berechtigte, die hierher kommen – mehr können wir personell und logistisch nicht verkraften“, sagt Weilerswist. Bis mindestens April 2024 sollen daher bei der Mechernicher Tafel keine neuen Empfänger aufgenommen werden. „Auch wenn der Bedarf natürlich da wäre“, bedauert Weilerswist.
Mechernicher Tafel bittet um Weihnachtspakete
Auch in diesem Jahr ruft die Mechernicher Tafel vor Weihnachten wieder zu Paketspenden für die Tafel-Besucher auf. „Die einzelnen Pakete sollen mit verschiedenen haltbaren Lebensmitteln gefüllt sein. Besondere Freude bereitet es Kindern, wenn Spielzeug mit eingepackt wird“, so Wolfgang Weilerswist.
„Wir möchten Sie bitten, die Pakete offen und einsehbar an uns weiterzugeben“, appelliert die Tafel an die Spender. So könnten die Helfer die Pakete Einzelpersonen, Ehepaaren oder Familien mit Kindern zuordnen.
Angenommen werden die Pakete am Mittwoch, 20. Dezember, zwischen 8 Uhr und 18 Uhr in der alten Schule, Im Sande 7b. Der Ausgabetag ist Donnerstag, 21. Dezember, zwischen 14 Uhr und 18 Uhr. (thw)