Das Erzbistum Köln plant, die Seelsorgebereiche Weilerswist und Zülpich zu einer pastoralen Einheit zusammenzulegen. Dagegen regt sich Unmut.
Streit mit Kölner ErzbistumKatholiken in Weilerswist protestieren gegen Zwangsfusion mit Zülpich
Wie in einem Asterix-Comic ist es am Mittwoch im Pfarrzentrum in Lommersum zugegangen. Die Parteien, die sich gegenüberstanden, waren aber nicht Römer und Gallier, sondern Vertreter des Erzbistums Köln und die Katholiken der Gemeinde Weilerswist. Es ging auch nicht um Vergrößerung des römischen Reichs, sondern um die geplante Zusammenlegung der Seelsorgebereiche Weilerswist und Zülpich zu einer pastoralen Einheit – auch eine Vergrößerung, geografisch wie verwaltungstechnisch.
Und zwar eine, die dazu führe, dass die Ausübung des katholischen Glaubens in Weilerswist langfristig zu einer anonymen Angelegenheit werde, fürchtete Walter Lanzerath, Vorsitzender des Kirchengemeindeverbandes. Und weil der Glaube von der Gemeinschaft vor Ort lebe, dürfe man diese nicht zerreißen. Und dass der Glaube in der Gemeinschaft Weilerswist noch quicklebendig ist, zeigte sich bei dem Aufeinandertreffen von etwa 100 Weilerswister Katholiken mit drei Vertretern des Erzbistums Köln.
Katholiken Weilerswist: Rege Teilnahme am Infoabend
Alle Tischreihen waren besetzt. Wo keine Tische standen, stellten die Gäste weitere Stühle auf. Wo keine Stühle mehr standen, saßen die Menschen auf dem Boden: „Es ist verblüffend, wie viele gekommen sind“, kommentierte Christa Asbeck, Mitglied des Pfarrgemeinderats, den Abend. Gekommen waren sie alle in der Hoffnung auf Mitspracherecht, das ihnen das Erzbistum Köln in Aussicht gestellt hatte. Der Aufforderung, sich alternative Konzepte zu überlegen, sind die Weilerswister nachgekommen.
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Ihre Konzepte: selbstständig zu bleiben oder mit Euskirchen zu fusionieren, dem die Weilerswister personell wie geografisch viel näher als Zülpich ständen. Doch Euskirchen sagte ab, zu groß sei das Gebiet bereits. Und ein selbstständiger Seelsorgebereich sei für das Erzbistum keine Option gewesen – sagte Lanzerath. Viele Ressourcen, viel Zeit hatten die Gremien in die Schaffung von Alternativen gesteckt – und blieben am Ende alternativlos. Die letzte Hoffnung war deshalb das klärende Gespräch mit Msgr. Markus Bosbach, Leiter der pastoralen Einheiten.
Erzbistum Köln: Entscheidung ist bereits getroffen worden - Unmut bei den Weilerswistern
Doch weil das Bistum Köln ihn kurzfristig zu einem anderen Termin verpflichtet hatte, vertraten ihn seine Stabsmitarbeiter: Maria Eutener, Thomas Hegner und Florian Wallot standen den besorgten Katholiken Rede und Antwort auf die drängendste Frage an diesem Abend: Ob die Entscheidung feststehe oder noch zu ändern sei. Die Entscheidung sei getroffen, teilte Florian Wallot mit. Die Festlegung zu allen 67 pastoralen Einheiten sei kommuniziert worden.
Doch dass die Entscheidung längst getroffen wurde, hörten die Weilerswister zum ersten Mal. Das sei nie kommuniziert worden, sagte Jordan. Wallots Antwort darauf: „Das liegt daran, dass wir nicht alle E-Mail-Adressen haben und somit nicht alle Gremien gleichermaßen beschicken konnten.“ Daraufhin lachten einige Teilnehmer, die meisten seufzten. Dann eine Frage aus den Reihen: „Wenn die Entscheidung doch längst gefallen ist, warum sitzen wir dann hier?“ Die Weilerswister klopften mit den Fäusten auf die Tische. Die Antwort von Maria Eutener, Abteilungsleiterin der Abteilung Regionale Pastoralentwicklung: „Es geht darum, den Ärger wahrzunehmen und darum zu schauen, wie es jetzt weitergehen kann.“
Der Schritt in die pastorale Einheit mit Zülpich sei also beschlossen. Doch die konkrete Ausgestaltung, die Frage der Körperschaften sowie rechtliche Fragen stünden noch offen. Niemand werde am Ende von den Weilerswistern verlangen, dass sie in die Kirche in Zülpich gingen. Niemand verlange, dass die aktive katholische Ortsgemeinschaft aufgegeben werde. Stattdessen solle überlegt werden: „Wo bleiben wir in Weilerswist klein? Wo können Synergien mit den Zülpichern entstehen?“, so Eutener. Auch ihr sei klar, dass es eine „Riesenherausforderung“ sei, dies alles zu gestalten.
Er verstehe nicht, wieso man erst die Einheit bestimme und sich erst anschließend um die konkrete Ausgestaltung kümmere, sagte ein Teilnehmer. „Bei einem Haus baut man schließlich auch nicht das Dach zuerst.“ Doch der Hintergrund für diese Vorgehensweise, erklärte Wallot, sei der Blick in die Zukunft. Immer weniger Priester gebe es. Auch wenn die katholische Gemeinde in Weilerswist gerade personell gut aufgestellt sei, könne das in zehn Jahren schon ganz anders aussehen. Doch aktuell brauchten die Weilerswister diese Veränderungen nicht, sagte Lanzerath. „Wir haben das Personal. Wenn das nicht mehr da ist, stehen wir vor einer anderen Situation und müssen uns irgendwo zuordnen.“
Katholiken Weilerswist „wollen weiterkämpfen“
Und langfristig müsse man sich ein anderes System überlegen. Aber gerade bestehe einfach keine Notwendigkeit, die bestehende Gemeinschaft auseinanderzureißen. „Können wir die Entscheidung denn revidieren?“, so lautete eine Frage. Ob man das einzige „gallische Dorf“ sei, das sich gegen die vom Erzbistum Köln aufoktroyierte Entscheidung wehre, lautete eine andere. Nein, die Weilerswister seien nicht die einzigen, sagte Wallot.
Sowohl in Wuppertal als auch in Hürth und Frechen habe man erreicht, vorerst nicht zu fusionieren. Und genau das sei ja auch schon alles, was die Menschen in Weilerswist wollten, sagte Jordan. Einen Aufschub, solange der Aufschub noch möglich sei. „Wir hören nicht auf, dafür zu kämpfen!“ Unterschrieben werde der Beschluss ohnehin erst im September, sagte Asbeck. Bis dahin habe sie ein kleines Fünkchen Hoffnung. Dabei kniff sie ihre Augen zusammen: Mit Daumen und Zeigefinger, die sich fast berührten, zeigte sie, wie gering diese ist.