Das Landesinnenministerium will das Vertrauen der Menschen in die Polizeiarbeit stärken – mit Gesprächen und Kaffee.
„Coffee with a Cop“NRW-Innenminister Reul kam zum Kaffee-Date nach Leichlingen
Der kleine, silberne Oldtimer-Truck sticht zwischen den Händlern heraus. Das liegt aber weniger an ihm, sondern mehr an den vielen Polizistinnen und Polizisten, die um ihn herum stehen. So viel Polizeipräsenz gibt es sicherlich eher selten auf dem Wochenmarkt in Leichlingen.
Zunächst scheinen die Menschen, neben ein paar Eltern mit kleinen Kindern überwiegend älteren Semesters, an diesem kühlen Mittwochmorgen eher skeptisch zu sein. Einzelne Polizeibeamte müssen sie gezielt ansprechen. „Möchten Sie sich vielleicht auf einen Kaffee unterhalten?“, wird immer wieder gefragt. Wenn die Polizei fragt, wird gehorcht. Vielleicht aber auch, weil der Kaffee umsonst ist und schmeckt.
Leichlingen: NRW-Innenminister ist beliebt
Hintergrund der Szenerie in Leichlingen ist „Coffee with a cop“, eine Aktion des nordrhein-westfälischen Innenministeriums. Mehr Leben kommt in das mobile Polizei-Café, als Leichlinger Prominenz aufschlägt – NRW-Innenminister Herbert Reul, selbst wohnhaft in der Kleinstadt im Rhein-Berg-Kreis.
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Dass der 71-Jährige in Leichlingen durchaus beliebt ist, zeigt sich innerhalb weniger Minuten. Von jeder Seite kommen Menschen, sogar ein ehemaliger Klassenkamerad aus Grundschulzeiten, um dem CDU-Politiker die Hand zu schütteln oder für ein gemeinsames Foto. „Sie machen ganz wichtige Arbeit“, ruft eine ältere Frau ihm zu.
Der „Coffee with a cop“ wird in der Fußgängerzone Im Brückerfeld gut angenommen. Reul spricht fast jede Leichlingerin und jeden Leichlinger an und begleitet sie zum silbernen Oldtimer, in dem zwei Baristas Kaffee, Cappuccino, Latte macchiato – sogar mit Hafermilch – und Tee wie am Fließband zubereiten.
Reul hört zu und leitet Gespräche zwischen Polizeibeamten und den Menschen ein. Die Aktion sei wichtig, um die „Sorgen der Leute zu verstehen“, sagt der Landesinnenminister, denn „wir leben in einer komplizierter und gefährlich gewordenen Welt“. Egal, wie sehr die Polizei besser ausgestattet oder das Personal aufgestockt wird – „es wird niemals genug sein“, vermutet der Innenminister von Nordrhein-Westfalen.
Attentate wie in Brüssel am Montagabend könnten immer und überall stattfinden. Auch wenn es unwahrscheinlich sei, dass so etwas in Leichlingen passieren werde. Laut Herbert Reul ist „Sicherheitsgefühl ist nichts Objektives“. Die Gespräche beim Kaffee zwischen den Menschen und der Polizei seien auch deshalb wichtig.
Reul: Kaffee-Dialog soll zum Selbstläufer werden
Renate Grimm, die seit vielen Jahren in Leichlingen wohnt, beunruhigt etwa die fehlende Beleuchtung in den Straßen, wenn sie mit dem Fahrrad unterwegs ist. Das teilt sie nicht nur den Polizeibeamten und Landesinnenminister Reul mit, sondern auch direkt Bürgermeister Frank Steffes, der ebenfalls zum Kaffee-Austausch kam. Das Kaffee-Date mit der Polizei findet sie deshalb „ganz toll“.
Ein anderer Mann fragt, wie er sich vor Taschendiebstahl schützen kann. „Hier laufen nachts merkwürdige Leute rum“, erzählt er einem Beamten des Rhein-bergischen Kriminalkommissariats für Kriminalprävention und Opferschutz. Der versichert dem Mann, dass er sich keine Sorgen machen müsse, im Zweifel jedoch immer die 110 anrufen könne.
Generell gibt es in Leichlingen viel Zuspruch für die Polizei. Dass der Kaffee-Dialog besser ankommt als etwa in Köln oder Dortmund, überrascht Herbert Reul indes weniger. Leichlingen sei eben eine Kleinstadt, in der die Polizeiarbeit anders aussehe.
Verschenkt sei der Aufwand nicht. „Wir wollen das zumindest wenigstens einmal in jeder Kreispolizeibehörde machen“, sagt Reul. Er gibt zu, dass es ihm natürlich wichtig gewesen sei, dass der „Coffee with a cop“ auch in seinem Wahlbezirk Leichlingen Halt mache. Langfristig soll die Aktion aber zum Selbstläufer werden, also von den Polizeibehörden, auch im Rheinisch-Bergischen Kreis, zukünftig selbst organisiert werden. „Deswegen fahre ich auch jedes Mal hin, wenn es geht“, sagt Reul. Einerseits, weil „die Polizisten dann stolz wie Bolle“ seien, aber auch um, das Gespräch mit den Bürgerinnen und Bürgern weiter anzuschubsen.