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Museum Morsbroich"Wir müssen alle an einem Strang ziehen"

Lesezeit 3 Minuten

Vergangenheit und Zukunft des Museums im Blick hat Susanne Wedewer-Pampus, Tochter des früheren Direktors Rolf Wedewer.

  1. Die stellvertretende Vorsitzende des Kunstvereins spricht über die Museums- Zukunft und die Erfahrungen ihres Vaters

Wenn Susanne Wedewer-Pampus über das Museum Morsbroich spricht, dann klingen bei ihr Ehrfurcht sowie tiefe Zuneigung durch. Und vor allem: Entschlossenheit. Die sogar mehr als bei anderen, die sich in der derzeit heiklen Situation - Zukunftskonzept beschlossen, Museumsleiter weg - keine klaren Aussagen abringen können. Klare Kante ist eben nicht jedermanns Sache. Die von Susanne Wedewer-Pampus schon. Insofern liegt ein Gespräch mit ihr über Museum, Schloss und Kunstverein nahe.

"Natürlich", sagt sie, "ist die Verunsicherung nach dem Weggang von Museumsdirektor Markus Heinzelmann überall zu spüren." Der Kunstverein, dem die 55-Jährige stellvertretend vorsteht, liegt ja gleich neben dem Museum, in den Remisen. Die Verzahnung zwischen den Einrichtung ist eng - was einerseits an der Historie des Kunstvereins liegt, der sich seit 1954 vom Vermittler moderner Kunst durch das Museumsprogramm ergänzende Symposien und Exkursionen zu einem Verein entwickelt hat, der eigene Ausstellungen umsetzt. Und der dies vor allem im Rahmen eines spannenden, auf junge Künstler "auf dem Sprung" abzielenden Ausstellungsprofils tut.

Ballast der Vergangenheit

Rolf Wedewer (l.), hier bei einer Ausstellung mit dem Künstler Michael Buthe (Mitte), leitete das Museum von 1965 bis 1995.

Aber Susanne Wedewer-Pampus hat natürlich noch eine andere Beziehung zu diesem Haus: Ihr Vater, Rolf Wedewer, leitete es von 1965 bis 1995. So lange wie keiner sonst. Er baute es nach dem Krieg mit auf und machte es zum ersten Museum der Republik, in dem ausschließlich Gegenwartskunst gezeigt wurde. "Dafür waren damals Visionen nötig", sagt sie, die als Kind fasziniert war, wenn HA Schult im Hause ausstellte und mit seiner Muse Elke Koska vorbeikam. Oder wenn Gotthard Graubner die Zimmer des Schlosses in "Nebelräume" verwandelte. Das Konzept damals habe zum Ziel gehabt, "all den Ballast der Vergangenheit abzuwerfen" und sich künstlerisch auf die Gegenwart zu konzentrieren. "Und solche Visionäre brauchen wir auch heute wieder, um das Museum zu erhalten."

Alles zum Thema Gerhard Richter

Was Susanne Wedewer-Pampus diesbezüglich sauer aufstößt, ist vor allem ein Wort: "publikumswirksam". Das werde ja immer wieder hervorgekramt. Das Museumsprogramm müsse stärker auf die Masse abzielen, dann kämen auch mehr Besucher. Dies aber sei ein Denkfehler, denn: "Man kann Museen für Gegenwartskunst nicht mit sonstigen Museen messen!" Selbst Ausstellungen wie die von Candida Höfer oder Gerhard Richter, die sich vor einigen Jahren als Zuschauermagneten entpuppten, zählten nicht als Argument. "Diese Künstler haben hier ausgestellt, weil sie ihre Wertschätzung einem Haus gegenüber ausdrücken wollten, dem sie eng verbunden sind." Zudem sei ihre Kunst schon mehr klassisch modern als zeitgenössisch. Kurzum: "Wir basteln uns etwas zurecht, was hier gar nicht entstanden ist."

Indes: Dieses Zögern und Zaudern sei ja nicht neu. Damit habe auch ihr Vater schon kämpfen müssen. Er habe in Morsbroich etwa ein Kompetenzzentrum für die vom Leverkusener Wolf Vostell beeinflusste Fluxus-Bewegung errichten wollen. Das stehe nun weit weg in Spanien. Weil es ebenso zu den Akten gelegt worden sei, wie der bereits von ihm geplante - und nun neuerlich angedachte - Zusatzbau. Zwei verschenkte Chancen von vielen. "Darum ist wichtig, dass wir jetzt alle an einem Strang ziehen und das Konzept zur Zukunftssicherung in seiner Gesamtheit umsetzen", sagt Susanne Wedewer-Pampus. Museum, Schloss, Park, das Drumherum: Nur wenn das passe, könne man die Leute herlocken. Die Zustimmung ihres Vaters, der 2010 verstarb, hätte sie jetzt schon sicher.