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500 SondergenehmigungenWer trotz Sperrung über die Leverkusener Autobahnbrücke fahren darf

Lesezeit 4 Minuten
Autobahn-Ausbau Leverkusen, die Leverkusener Brücke wird schon abgebrochen. Foto: Ralf Krieger

Der Asphalt ist schon weg, der Abbruch der alten Leverkusener Brücke hat begonnen.

Für 500 Autos gibt es Sondergenehmigungen, mit denen deren Fahrer über die eigentlich gesperrte Rheinbrücke kommen.

Auf der neuen Leverkusener Brücke fahren Autos, viele mit gelbem Blinklicht, auch am Abend noch. Es sind hunderte. Ingenieure, Angestellte, wahrscheinlich ganze Belegschaften von Asphalt-Firmen, Stahl- und Betonbauer, Arbeiter und Architekten sind auf dem zurzeit gesperrten Autobahnabschnitt beschäftigt. Sie alle müssen irgendwo durch die Absperrung auf die Autobahnbrücke kommen. Den „Leverkusener Anzeiger“ hatte dazu ein Hinweis erreicht, es sei Autofahrern gelungen, durch den gesperrten Bereich und über die Autobahnbrücke zu fahren.

Leverkusener A1-Brückensperrung: 500 Sondergenehmigungen zur Durchfahrt

Autobahn-Sprecherin Sabrina Kieback schreibt dazu auf unsere Nachfrage, wie viele Sondergenehmigungen für das Befahren der Brücke an wen ausgegeben wurden, und wer die gesperrte Brücke während der Sperrzeit nutzen kann: „Sondergenehmigungen zum Befahren der neuen Brücke wurden nur an die aktuell dort arbeitenden Firmen verteilt.“

Insgesamt arbeiteten während der Vollsperrung mehr als 500 Menschen auf der Baustelle, die mit Fahrzeugen dort unterwegs seien. Dazu kämen noch die Kollegen der Autobahn GmbH, die dort im Einsatz seien. Polizei und Feuerwehren (auch die Werksfeuerwehren) sowie Rettungsdienste hätten im Einsatzfall eine Sondererlaubnis für eine Durchfahrt über die Brücke. „Wir haben eine Reihe von Bauüberwachern im Einsatz, die jedes nicht angemeldete Fahrzeug kontrollieren.“ Ob die jeden verirrten Autofahrer erwischt haben? Vielleicht.

Eine Handvoll Einzelfälle habe es gegeben, bei denen sich Verkehrsteilnehmer zu sehr auf ihr Navi verlassen hätten, die plötzlich im abgesperrten Bereich standen, schreibt Kieback. In allen Fällen habe man diese auf kürzestem Weg aus der Baustelle eskortiert.

Autobahn 1: Die alte Brücke wird schon abgebrochen

Die Baustelle am Rhein entwickelt derweil kurz vor der Freigabe am Sonntag, 4. Februar, eine ungeheure Dynamik: Der Abbruch der alten Leverkusener Brücke hat bereits begonnen. Selbst wenn die neue Brücke also – hypothetisch – nicht abgenommen würde, es gäbe kein Zurück, denn die Asphaltdecke der alten Brücke ist schon abgefräst. Von Zeit zu Zeit hämmern die Arbeiter mit einem Meißelbagger auf der Brücke, das ist weithin hörbar, denn der Brückenkasten wird zum Resonanzkörper und verstärkt schwingend das Geräusch.

Leverkusen-West: Ein Teil wird noch für Jahre stehenbleiben

Im Kreuz Leverkusen-West sind aus der Ferne Asphalt-Arbeiten zu erkennen, aber auch der Abbruch des alten Überfliegers zwischen der Autobahn 59 und der A1 in Richtung Leverkusener Kreuz kommt voran. Er wird mit einem riesigen Bagger mit Hydraulikzange abgebrochen, ein paar Teilstücke sind schon zerkleinert.

Andere stehen noch, aus den Abbruchkanten gucken die spitzen Enden der Stahlarmierung heraus. Es ist absehbar, dass der komplette Abbruch des Überfliegers bis Sonntag nicht zu machen ist. An dem Stück über der freigegebenen Autobahn 1 kann aber nicht gearbeitet werden, sobald der Verkehr dort wieder läuft. Dieses Stück des Überfliegers muss stehenbleiben: „Noch für circa zwei bis drei Jahre“, schreibt Sabrina Kieback. Ein Statiker habe das geprüft. Das Stück soll gemeinsam mit der „Hochstraße A“ abgebrochen werden, also mit dem Stück A1 auf Stelzen über der Dhünn und der Nobelstraße zwischen der Autobahnbrückenrampe und dem Damm am Wasserturm.

Am Sonntag um 13 Uhr soll Bundesverkehrsminister Volker Wissing die neue Autobahnbrücke einweihen. Ab Mittag haben die „Parents for Future“ eine Demonstration direkt vor dem Baubüro an der Rheinallee 99 angemeldet. Reden soll der Leverkusener Lungenfacharzt Norbert Mülleneisen, ein Kritiker des Autobahnausbaus in der Stadt. In der Baubude treffen sich die geladenen Gäste, die Journalisten und der Minister, bevor man sich gemeinsam auf die neue Brücke zum Festakt begibt.

Die Demo-Anmelderin Alice Werner sagt, dass man gerne auf der Brücke protestiert hätte. Die Auskunft der Polizei sei gewesen, dass sich die Brücke noch im Privateigentum der ausführenden Firma befinde, die habe einer Demo auf Anfrage nicht zugestimmt.

Den ursprünglich geplanten „Tag der offenen Brücke“ am Samstag vor der Freigabe hatte die Autobahn GmbH kurzfristig abgesagt. Die Begründung, es fehle an Fluchtwegen, scheint an den Haaren herbeigezogen. Denn: Wenn das stimme, könne man die Brücke gar nicht als Verkehrsweg freigeben, so die Einschätzung eines Bauingenieurs.