Die giftigen Schutzanstriche der alten Autobahnbrücke werden jetzt in Leverkusen abgelöst, ursprünglich wollte man das in Merkenich machen
AutobahnbauViel Gift beim Brücken-Abbruch
Der Abbruch der ausgedienten Leverkusener Rheinbrücke soll laut ursprünglichem Plan bis Weihnachten erledigt sein. Zeitliche Verschiebungen seien aber einzukalkulieren, heißt es in der Ausschreibung. Dort heißt es auch, dass die Brücke nicht gesprengt werden soll. Der Abbruch erfolgt analog zur Montage.
Und wenn man gelegentlich einen Blick auf die Baustelle wirft, könnte das auch hinkommen: Inzwischen sind die oberen Verkleidungen der beiden Pylone so weit abgenommen, dass mehr vom Stahlbau der tragenden Konstruktion zu sehen ist. Die oberen gerundeten Umlenksättel, die jetzt sichtbar sind und über die roten Tragseile laufen, liegen zurzeit frei. Um die gespannten Stahlseile für den Abbruch zu entlasten, müssen diese oberen Sättel abgesenkt werden.
Giftige, leuchtend rote Bleimennige
Für den Abbruch ist es nicht damit getan, die Stahlbauteile einfach Stück für Stück mit dem Schneidbrenner zu zerkleinern und zum Schrotthändler zu bringen. Der Stahl ist beim Bau mit giftiger Bleimennige grundiert worden. In den Baujahren der Brücke von 1961 bis 1965 verwendete man die giftige, leuchtend rote Substanz mit guter Rostschutzfunktion noch ohne Bedenken. Seit 2012 ist die Verwendung verboten.
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Die Beschichtung soll möglichst nah an Ort und Stelle entfernt werden. Geradezu verkleistert mit einem gesundheitsschädlichen Blei-Leinöl-Schmier sollen die alten Tragseile sein, die laut Ausschreibungstext zusätzlich krebserregendes Zinkchromat enthalten. All das muss gereinigt werden und die Schadstoffe sollen auf der Deponie in Bürrig endgelagert werden.
Die neue Halle braucht angeblich keine Genehmigung
Laut früheren Plänen sollte die Arbeit in einem Zelt in Merkenich gemacht werden, jetzt hat man sich bei der Autobahn GmbH fürs Leverkusener Rheinufer umentschieden. Auf der Wiesdorfer Seite, direkt an den Neulandpark und an die alte Autobahnbrücke angrenzend, soll in dieser Woche die Bodenplatte für das Schutzzelt gegossen werden. Das Zelt soll als Einhausung dienen, darin will man die Beschichtung der Stahlteile mit Sandstrahltechnik ablösen.
Das bestätigte ein Arbeiter vor Ort. Auch in den städtischen Mitteilungen „z.d.A.: Rat“ wurde jetzt eine Ausführung zum Aufbau einer Strahlhalle in Leverkusen veröffentlicht. Sie soll für zehn Monate betrieben werden. Ein neues Planfeststellungsverfahren hält das Fernstraßen-Bundesamt für verzichtbar, man geht dort von einem „Fall unwesentlicher Bedeutung“ aus. Die Leverkusener Öffentlichkeit wurde über diese Planänderung nicht in Kenntnis gesetzt. Sie sei nach dem Bundesimmissionsschutzgesetz nicht genehmigungsbedürftig, schreibt das Amt, sie werde nur zehn Monate gebraucht. Die Stadt Leverkusen hat man kurzfristig informiert, ob man vorher gefragt hat, ist unklar.
Warum jetzt Leverkusen und nicht Merkenich? Auf einer Bürgerversammlung auf der anderen Rheinseite soll der Grund genannt worden sein, dass man in Merkenich die zu erwartenden Immissionen auf „ein erreichbares Minimum reduzieren“ möchte. Da dort viele Menschen unmittelbar an der Brücke wohnen, erwarte man für die Nachbarn auf der Kölner Seite erhebliche Belastungen.
Wer dort besonders vom Baulärm betroffen ist, soll sich auf Kosten der Autobahn GmbH in der schlimmsten Zeit in Hotels einquartieren. Am lautesten soll der Abbruch des Widerlagers mit seiner ein bis zwei Meter dicken Betonwand werden; direkt neben dem Bauwerk beginnt die Siedlung. Man befürchtet dort Schäden an den Häusern durch Erschütterungen. In Leverkusen wohnen die nächsten Nachbarn 450 Meter entfernt, an der Bitterfelder Straße.
Autobahn GmbH liefert keine Antwort
Auf die Frage nach weiteren Gründen konnte die Autobahn GmbH nach vier Tagen der Redaktion keine Antwort geben. Zu hören ist, dass innerhalb der Autobahn-Gesellschaft alle Presseanfragen bezüglich der Autobahnbrücken über die Berliner Zentrale laufen müssen. Das ist ein nach aller Erfahrung ungewöhnlicher Vorgang, möglicherweise ein Hinweis darauf, dass sich dort eine gewisse Nervosität vor zunehmender öffentlicher Kritik breitmacht.