Leverkusen/Aachen – Schon mal eine Herzmassage zum Disco-Rhythmus „Stayin' alive“ von den Bee Gees gemacht? Alles ganz easy im Fernsehen. Eine Schwangere ist vor dem Auto von Schwester Betty mitten auf der Straße zusammengeklappt und kriegt keine Luft. Betty springt aus dem Auto und zeigt einem anderen Autofahrer, wie die Herzdruckmassage geht: „Kennen Sie den Song „Stayin' Alive“? - Den Rhythmus“, sagt sie. Der Mann singt und drückt. Schwester Betty intubiert die Frau - völlig unaufgeregt. Hinterher hat sie sogar noch ein Scherzchen für den Notarzt auf den Lippen. Cool, würden Jüngere dazu sagen.
„Forsthaus Falkenau“ und „Der Landarzt“ sind seit gut einem Jahr passé. Ab dem 9. Januar erscheint freitags auf dem Sendeplatz um 19.25 Uhr Schwester Betty in „Bettys Diagnose“. Die zwölf Folgen spielen in Aachen: Aachener Nummernschilder, ein paar Schnittbilder aus der Stadt - und Karl der Große darf natürlich auch nicht fehlen. Bettys Krankenhaus heißt „Karlsklinik“. Die Krankenhaus-Szenen wurden aber im Klinikum Leverkusen gedreht. Im Mittelpunkt steht Bettina Lamprecht („Ladykracher“, „heute-show“) als Schwester Betty.
Die Hauptfigur versteht das ZDF so: Betty ist Krankenschwester mit Leib und Seele, kämpft für ihre Patienten und gegen den schwerfälligen Krankenhausapparat. Manche Schwester aus dem richtigen Leben mag sich verwundert die Augen reiben: Die Film-Betty ist immer nett und freundlich, wirkt im Job nie genervt, nicht gestresst, nimmt sich immer Zeit für die Patienten, tut in der ersten Folge immer das Richtige und ist mindestens so klug wie ihr neuer Chef Dr. Marco Behring (Maximilian Grill). Aber das muss sie diesem verschlossenen Typen, der kaum mal eine Miene verzieht, noch beibringen. Als er sie rügt, weil sie als Schwester bei der Schwangeren wie ein Arzt agiert hat, „beißt“ sie zurück. So können Liebesgeschichten beginnen, zumal Bettys aktuelle Beziehung bald ein Problem bekommen könnte.
Es ist keine schicksalsschwere oder problembeladene Krankenhausserie. Die leichtfüßige Betty ist ein ganz anderer Typ als „Forsthaus-Falkenau“-Förster Stefan Leitner (Hardy Krüger jr.) der mit Flinte und Jagdhund auf der Ladefläche seines Pickups lässig über bayerische Waldwege kurvte. Anders auch als der norddeutsche Dr. Jan Bergemann (Wayne Carpendale), der sich liebevoll um seine Patienten im fiktiven Deekelsen kümmerte.
Bis 2013 gehörte dieser Sendeplatz lange Jahre den beiden populären Heimatserien mit dem Doktor und dem Förster. Die Quote war zwar in Ordnung. Aber zur kontinuierlichen Modernisierung eine TV-Programms gehöre auch gelegentlich der Abschied von langlaufenden Formaten, hatte der Sender bei der Entscheidung mitgeteilt. Die Zuschauer wurden mit den Heimatserien älter, aber die Jüngeren zwischen 14 und 49 könnten mit den Heimatklassikern nicht so viel anfangen. 2013 liefen „Die Garmisch Cops“, „Die Bergretter“ und „Dr. Klein“. Jetzt kommt Schwester Betty, leichtfüßig. (dpa)