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Chirurg in MalawiHelfen mit Handarbeit und Improvisation

Lesezeit 3 Minuten

Werner Wagner fährt regelmäßig nach Afrika, um dort zu operieren. Er nimmt dafür Urlaub oder baut Überstunden ab.

Leverkusen – Die Verhältnisse in den Krankenhäusern Malawis sind nicht zu vergleichen mit den deutschen Standards. Werner Wagner weiß, wovon er spricht: Der Facharzt für Allgemein- und Viszeralchirurgie (Chirurgie des Bauchraumes) im Klinikum Leverkusen engagiert sich seit zwölf Jahren für den Verein Interplast in afrikanischen Krankenhäusern – für die Projektzeiten nimmt er sich immer Urlaub oder baut Überstunden ab. Normalerweise ist er zweimal im Jahr für zwei Wochen unterwegs, dieses Jahr kommt jedoch im November noch ein weiterer Einsatz hinzu.

„Die Idee, die dahintersteckt, ist, dass man mit einem Team von fünf bis sechs Personen an gegebener Stelle operieren kann“, sagt Wagner. Gemeinsam mit OP-Schwester Annette Jumpertz hat er seinen letzten Einsatz nach Chitipa unternommen, eine Stadt im Nordwesten Malawis.

Gemessen an der Kaufkraftparität gehört Malawi laut der Weltbank zu den zehn ärmsten Ländern der Welt. Hilfe wird vor allem in den Provinzen benötigt – dort, wo die ärztliche Versorgung am schlechtesten ist. Voll ausgebildete Ärzte gibt es in Chitipa nicht, denn die meisten arbeiten in den besser ausgestatteten Krankenhäusern in den größeren Städten oder gehen ins Ausland, wo sie besser bezahlt werden. „Brain Drain“, also die Abwanderung qualifizierter Fachkräfte ins Ausland, ist vielerorts ein großes Problem.

Wagners Patienten in Chitipa sind zwischen einem Jahr und 90 Jahren alt und leiden meist an vergrößerten Schilddrüsen, Verbrennungen und Knochenbrüchen. Strumen, wie die stark vergrößerten Schilddrüsen genannt werden, sind in Malawi häufig durch die Mangelernährung bedingt und sind Wagners Spezialgebiet.

Da nur etwa neun Prozent der Bevölkerung an ein Stromnetz angeschlossen sind, greifen viele Menschen auf Kerosin zur Beleuchtung und zum Kochen zurück, was zu schweren Verbrennungsunfällen führen kann. Die größte Herausforderung sei es, mit dem Equipment zu arbeiten, das vor Ort ist. „Unsere Arbeit besteht aus viel Improvisation und Handarbeit“, erklärt Wagner und zeigt das Bild einer Patientin mit stark geschwollenem Bauch. „Wir haben wenig diagnostische Möglichkeiten und es gibt keinen Computertomografen. Um zu wissen, was los ist, muss man also den Bauch aufschneiden und der Sache so auf den Grund gehen“.

Im Allgemeinen sei die Ausstattung des Krankenhauses sehr dürftig – die Intensivstation besteht aus nur drei Betten und einen Überwachungsmonitor gibt es nicht.

Wagners Team – in der Regel fast komplett aus dem Klinikum Leverkusen – besteht meistens aus einem Chirurgen, einem Anästhesisten, einer OP-Schwester, Assistenten und Helfern. Finanziert werden die Projekte durch den Verein Interplast, der vor allem von Spendengeldern getragen wird. Doch auch eigenes Geld steckt Werner Wagner in die Projekte und finanziert zum Teil die benötigten Medikamente. Zudem erhalte er auch Unterstützung durch das Klinikum, wenn er Materialien benötigt, die er nicht selber akquirieren kann. „Die Patienten bekommen ein Starterpaket von mir, in dem Medikamente für die ersten Monate enthalten sind. Danach müssen die Familien alles selber finanzieren.“

Häufig werde er nach seiner Motivation gefragt, sagt Wagner. „Ich sage dann immer, ich bin nicht Mutter Theresa, ein bisschen Abenteuerlust ist schon auch dabei.“ Der europäische Lebensstandard sei sehr hoch und von dem, was er habe, möchte er gerne etwas weiter geben, betont Wagner.