Die Biodiversitätskonferenz der Vereinten Nationen brachte für den Leverkusener Konzern ein gutes Ergebnis.
COP 16Wie Bayer einer Zwangsabgabe entging
So kennt man es schon: Wenn es um die Rettung des Planeten geht, wird es zäh. Entsprechend bliebt auch die Biodiversitätskonferenz der Vereinten Nationen (COP 16) am Wochenende im kolumbianischen Cali fast ohne Ergebnisse. Am Ende war das Gremium nicht mehr beschlussfähig – Entsandte aus armen Ländern mussten abreisen. Flüge umbuchen, weil man nicht fertig geworden ist? Das geht für sie nicht so einfach.
Bayer allerdings bringt ein Ergebnis mit: Ein Fonds, aus dem die Nutzung des Artenreichtums im Globalen Süden finanziell kompensiert wird, bleibt eine freiwillige Angelegenheit. Die Idee dahinter war, dass es künftig etwas kosten soll, wenn Unternehmen Pflanzen nutzen, um daraus Arzneien, Kulturpflanzen oder andere Produkte zu entwickeln. Gegen eine Zwangsabgabe hatten die Unternehmen heftig gearbeitet – und zum Beispiel auch die EU-Kommission auf ihre Seite gebracht. Das wurde am Montag von der „Coordination gegen Bayer-Gefahren“ kritisiert.
Bayers Soja-Patente sind rechtens
Das Europäische Patentamt habe Ende Oktober sogar noch bestätigt, dass Bayer Zugriff auf hunderte Gen-Varianten von wilden und kultivierten Soja-Pflanzen aus Australien und Asien hat. Eine Beschwerde von Gentechnik-Gegnern wurde damit abgewiesen. Das Problem dahinter: Durch die Patentierung von Lebensmitteln lässt sich die Arbeit von Züchtern einschränken. Auf diese Gefahr hatte auch die Organisation „Campact“ schon früh hingewiesen.
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Bayer und andere Unternehmen waren gegen die Zwangsabgabe, weil dadurch die Lebensmittelpreise steigen. Die „Coordination“ zitiert in diesem Zusammenhang Jasmina Muminovic, die bei Bayer für die Verwertung genetischer Ressourcen zuständig ist: Man müsse die Wertschöpfungskette mitberücksichtigen. „Es endet nicht damit, dass wir Saatgut produzieren und verkaufen. Jemand kauft das Saatgut und zahlt mehr.“
US-Konzerne hätten nicht zahlen müssen
Der internationale Agrarindustrie-Verband Crop Life habe durch eine Zwangsabgabe gar die Nahrungsmittelsicherheit gefährdet gesehen, heißt es bei der „Coordination“. Zudem werde durch die Abgabe die Innovationskraft der Branche geschwächt. Ein weiteres Problem: Weil die USA das Biodiversitätsabkommen der Vereinten Nationen nicht unterschrieben haben, müssten US-Firmen nicht in den Fonds einzahlen.
Für die Präsidentin der COP16-Konferenz, die kolumbianische Umweltministerin Susana Muhamad, war der Ausgleichsfonds ein Test für die Fähigkeit der Weltgemeinschaft, sich zum Wohle aller über Einzelinteressen hinwegsetzen zu können. Den habe die Konferenz nicht bestanden, was auch Marius Stelzmann bedauert: Bayer habe „vor allem durch seine Pestizide einen erheblichen Anteil am Artensterben“. Der Sprecher der „Coordination“ bezeichnete das Unternehmen am Montag als „Biopirat“, der den Planeten nutze, „um aus der Natur Profit zu schlagen. Ihn dafür nicht zu Kasse zu bitten, ist ein unverzeihliches Versäumnis“.